Fremde Gäste
und Miranda waren ja jedesmal da. Wenn wir jemand verdächtigen, können wir auch sie nicht ausschließen, so verrückt das auch sein mag.«
»Du mußt schon ganz schön durchgedreht sein, wenn du die beiden in Betracht ziehst«, meinte Larry grimmig.
»Ich mache keine Ausnahme, das ist nur gerecht. Wer weiß denn, ob nicht ein anständiger, normaler Mensch plötzlich einen Anfall von Kleptomanie bekommt und gleichsam nur aus Jux etwas klaut?« sagte ich entschlossen. Allerdings muß ich gestehen, die Vorstellung, unsere gute, sanfte Miranda oder unsere geliebte Tony seien plötzlich verrückt geworden, war doch etwas unglaubhaft. Trotzdem wollte ich streng neutral bleiben. Das war die einzige Möglichkeit, Tom gegenüber fair zu sein.
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß wir mit unserer Untersuchung und Aussonderung nicht weit kamen. Es war einfach ekelhaft, und wir hatten es bald satt. Seufzend sagten wir uns, daß der Dieb eines Tages hoffentlich einen Fehler machen oder sonst etwas geschehen würde, so daß sich diese gräßliche düstere Wolke von selbst auflöste.
Wir sprachen von unseren Kindern, die in Te Rimu in die Schule gehen und bei Tante Kate wohnen. Das war stets ein angenehmes Thema.
»Und jetzt wollen wir von Tony und Peter und der Hochzeit reden« meinte Larry. »Übrigens: Ist es nicht komisch, daß Peter noch kein Geld gestohlen wurde?«
Da waren wir schon wieder an dem heiklen Punkt angelangt.
»Wenn du vielleicht damit andeuten willst, daß David bei ihm wohnt und seinen Arbeitgeber nicht bestiehlt...«
Larry unterbrach mich. »Susan, damit müssen wir aufhören. All die Jahre haben wir uns nicht gestritten, aber jetzt sind wir sehr nahe dran. Kannst du dich vielleicht daran erinnern, daß ich jemals etwas durch die Blume sagen wollte? Selbstverständlich denke ich nicht so über David. Ich muß aber darauf hinweisen, daß Tom sehr oft bei ihm ist, und, wenn er wirklich der Schuldige wäre, er dort die beste Gelegenheit hätte. Aber er ist es natürlich nicht. Lieber Himmel, ich muß bald heulen oder irrsinnig lachen! Komm, Susan, jetzt reden wir von der Hochzeit!«
Ich war wohl schon genauso hysterisch wie Larry, denn ich erwiderte: »Wenn du ein angenehmes Thema suchst, dann laß bitte die Hochzeit aus dem Spiel! Das ist mein größter Angsttraum!« Erschrocken hielt ich inne. Nicht einmal Larry hatte ich eingestehen wollen, wie sehr ich mich vor der Hochzeit im September fürchtete, von der uns jetzt nur noch zehn Wochen trennten.
Aber nun war es heraus, und Larry meinte mitleidig: »Mach dir nichts draus, Susan! Ich habe das natürlich schon längst gemerkt, obwohl du nie ein Wort darüber fallenließest. Aber ich weiß, wie mir zumute wäre, wenn ich Haus und Garten so piekfein herrichten müßte, um zwei- bis dreihundert Leute empfangen zu können. Eine entsetzliche Vorstellung!«
»Zwei- bis dreihundert?« stöhnte ich, am Ende meiner Selbstbeherrschung. »Larry, es werden bestimmt noch mehr als dreihundert werden! Ich versuche immer wieder, die Zahl herunterzudrücken, aber es geht einfach nicht. Es sind grausige Aussichten.«
»Das will ich glauben. Aber was sagt Tony denn dazu? Sieht sie das nicht ein? Versucht sie nicht, den Kreis enger zu ziehen?«
»Nicht um alles in der Welt möchte ich sie etwas merken lassen. Für ein junges Mädchen ist die Hochzeit ein großer Tag, und ich bin ja selbst froh, daß sie sie hier feiern möchte. Aber es ist doch eine schreckliche Aufgabe, Larry. Es geht ja nicht nur um die vielen Menschen und daß sie so verschieden von Art und Herkunft sind — du weißt ja, daß Tony überall Freunde hat! Auch nicht um ihre Eltern, die sich bestimmt in die Haare kriegen, was sehr peinlich sein wird. Es ist eben einfach physisch eine harte Arbeit.«
»Aber du hast doch sicher deine Lieferanten und brauchst dich um das Essen nicht zu kümmern?«
»Natürlich, das Essen wird geliefert. Aber bei einer Party im eigenen Haus muß alles drinnen und draußen tipptopp sein. Wenn die Einladung auswärts stattfindet, ist es gleichgültig, welches Durcheinander man hinterläßt, wenn man zur Kirche fährt. Nun aber kommt die ganze Gesellschaft hierher, und manche werden alles beschnuppern; außerdem ist unser Haus schon recht alt und ziemlich schäbig. Im Augenblick sieht der Garten auch scheußlich aus. Ich brauche viele Stunden für beides, und davor hab’ ich Angst. Das kommt vermutlich vom Alter.«
»Susan, du bist übermüdet«, sagte Larry
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