Fremde Gäste
Ich mag zwar
so ein lustiges Geplänkel mit Ihnen über den Ladentisch hinweg, aber wenn ich
mich ernsthaft unterhalten will, ziehe ich Ihr Gegenstück vor .«
»Dann gefällt Ihnen also
Miranda, obwohl Sie das so gut verbergen !« rief sie.
»Ja, vor einer schönen Statue
falle ich immer aufs Knie. Es hat einen großen Vorteil: Man kann ihr noch so
viele Elogen machen, man wird doch nie erhört .« —
»Ich finde wirklich, er ist ein
kaltblütiges, berechnendes Ekel«, sagte Tony zu mir. »Er verteilt Belobigungen,
als ob er der König selber wäre. Diese modernen Typen kann ich nicht ausstehen .«
Ich wagte zu entgegnen, daß sie
selbst ganz schön modern sei. Aber sie behauptete, besonders diese Leute von
der Universität gingen ihr auf die Nerven. »Die lassen nur sich selbst gelten
und versuchen nicht, irgend etwas zu tun. Dabei analysieren sie alles und jeden .«
Ich stellte fest, daß ihre
Erfahrungen mit Studenten doch eigentlich recht begrenzt seien, doch sie
meinte: »Ach, die treiben sich überall herum, verfolgen ihre Ziele oder was sie
dafür halten. Von der Sorte habe ich auf meinen Trips mit Daddy eine Menge
kennengelernt .«
»Trotzdem. Wir wollen froh
sein, daß wir vier so nette Burschen in der Umgebung haben. Joe hat natürlich
immer hier gelebt, aber Graham ist doch eigentlich ein Zugereister, und noch
dazu ein netter. Wir müssen uns nach ein paar Mädchen umschauen, dann kannst du
ein paar kleine Partys veranstalten .«
»Das ist eine gute Idee! Das
werde ich Peter erzählen; hoffentlich kommt er auch. Leider hat er nur jetzt
gerade soviel zu tun .«
»Ach, er wird dir für den
Winter ein bißchen Spaß gönnen. Ich hörte neulich, wie Graham sagte:
>Himmel, wenn man doch nur eine Party veranstalten könnte. Im Winter ist’s
hier sterbenslangweilig !< «
Tatsächlich fanden wir leicht
noch einige andere junge Leute, und alle miteinander gestalteten die
winterliche Zeit höchst fidel. Graham Ford war der Spiritus rector. Es war sein
erster Winter im Hinterland, und er wollte sich keinesfalls einfrieren lassen.
Er hatte Trix Palmer kennengelernt und führte sie so triumphierend bei den
anderen ein wie ein Zauberer, der ein Kaninchen aus seinem Hut hervorholt. Trix
war eine nette kleine Person; sie kam gerade aus dem Internat und sehnte sich
nach heiterer Unterhaltung. Sie war die Tochter eines neuen Farmers, der nur
zehn Kilometer von Tiri entfernt eine Schaffarm gekauft hatte, und sie war fest
entschlossen, den Beruf einer Krankenschwester zu ergreifen. Aber sie war erst
siebzehn, und ihre Eltern hatten vorgeschlagen, sie solle vorher ein Jahr bei
ihnen daheim verbringen, und Trix hatte großmütig zugestimmt. Sie war ein sehr
nettes junges Ding und sehr bereit, die beiden Mädchen im Supermarkt
anzuschwärmen.
David bewunderte sie anfangs
aus der Ferne, aber mit den drei anderen Burschen stand sie bald auf sehr gutem
Fuß. Sie erzählte ihnen auch von Beth Hardy. »Die ist so nett. Sie ist
hierhergekommen, um die Landwirtschaft zu erlernen, und hilft Mrs. West bei den
Kindern. Nächsten Freitagabend bringe ich sie zu Tony und Miranda. Da müßt ihr
auch hinkommen !« Graham lachte, aber er kam.
Nun waren sie ein fester Kern
von vier jungen Paaren; wie sie allerdings zusammenpaßten, konnte ich mir nicht
recht vorstellen. Dann und wann kam ein neuer Bursche oder ein Mädchen hinzu,
aber im Grunde blieben die acht eine Gruppe, die immer auf irgendwelche
Unternehmungen aus war. Doch waren sie beinahe altmodisch in ihren bescheidenen
Vergnügungen. Gleich anfangs erklärte Tony: »Peter kann öfter nicht mitkommen,
aber es macht ihm nichts, wenn ich mich der Clique anschließe. Er stellt nur
eine Bedingung: keine Saufgelage. Jeder kann mal ein Gläschen trinken,
vielleicht auch zwei; aber wir wollen keine verrückten Heimfahrten um Mitternacht
auf diesen miserablen Straßen. Wenn einem von euch das nicht paßt, soll er
lieber gleich wegbleiben .«
Graham maulte ein wenig, und
David lächelte spöttisch und nannte die Gesellschaft >Mamas Lieblinge<,
aber im Grund hielten sie sich an die Regeln.
Sie gründeten eine Art
Juniorenklub und kamen rundum in den verschiedenen Häusern zusammen, um zu
plaudern, zu tanzen und gräßliche Platten anzuhören (keine von Davids
Haydn-Symphonien). Auf einmal kam ihnen der Gedanke, sie wollten gemeinsam ein
Theaterstück aufführen.
»Wozu ?« fragte ich neugierig. Tony erwiderte ernst, es sei natürlich zum Besten des
Roten Kreuzes, und wir müßten
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