Fremde Gäste
Verwandten und Alison
und Justin von Peters Seite. Anschließend gibt es für uns sechs ein kleines
Mahl im Restaurant, und dann gehen wir auf Hochzeitsreise .<
>Aber Tony, da werden all
Ihre Freunde sehr enttäuscht sein !< warf ich ein.
>Nein, überhaupt nicht! Sie
werden sehr lachen, denn die große Party mit allem, was dazu gehört, findet
trotzdem statt, aber erst nach der Hochzeitsreise. Dadurch wird Susan die
Riesenarbeit abgenommen. Es wird ein mächtig lustiges Fest werden. Bei uns ist
zwar nicht alles so tadellos; von einer jungen Braut, die gerade von der
Hochzeitsreise kommt, kann man ja nicht erwarten, daß Haus und Garten in
makelloser Ordnung sind. — So wird es nicht der Endpunkt einer wilden
Vorbereitungszeit sein. Susan wird mir als Gastgeberin zur Seite stehen und das
Fest genießen, ohne die Verantwortung tragen zu müssen .<
>Ich kann mir nicht
vorstellen, wie das gehen soll. Susan wird sich verpflichtet fühlen, auf alles
zu achten .<
>Das wird sie gewiß tun,
aber das ist auch alles, denn wir werden dieselben Lieferanten haben und Leute,
die den Blumenschmuck arrangieren. Die arme Susan soll sich nicht mit der
Dekoration plagen, bei ihren Freundinnen um Blumen betteln und dann mit dem
großen Ordnen beginnen. Es wird alles nicht so hübsch werden, wie es bei Susan
wäre, aber doch schön genug. Zu essen und zu trinken wird es genug geben. Es
sollen keine langen Reden gehalten werden, aber eine gute Rede — und
zwar von Daddy, denn der ist so witzig. Natürlich werden auch noch andere
sprechen, aber nicht viele. Es wird gewiß vergnügt werden, und die Leute können
sagen, was sie wollen über mich und meine verrückten Einfälle. Das tun sie
sowieso, also was soll’s ?«
Davon wollte der Colonel nichts
hören. Er sagte väterlich wohlwollend: >Alle haben die größte Achtung vor
Ihnen, liebes Kind! Ich kann Ihnen versichern, daß niemand unfreundlich von
Ihnen spricht !<
Tony lachte und fiel ihm um den
Hals. >Sie sind goldig !< rief sie. >Natürlich
reden die Leute, wenn auch nicht zu Ihnen, aber ich mache mir nichts daraus.
Jetzt werden sie reichlich Stoff haben und das richtig genießen, und ich hab’
sie trotzdem gern, wenn sie sich zuflüstern: Habt ihr schon gehört, was das
Mädchen jetzt wieder angestellt hat ?<
Wir mußten beide lachen, und
der Colonel gab ihr den klugen Rat: >Erklären Sie Ihren Freunden, daß Sie
bei der kirchlichen Trauung niemanden dabei haben möchten, daß aber bei dem
großen Fest alle herzlich willkommen sind .< Das
war, so meine ich, ein vernünftiger Vorschlag. Einen Tag lang werden die Leute
sich darüber aufhalten, dann werden sie’s dabei bewenden lassen und der Sache
nicht, wie Tony das nennt, eine dunkle Bedeutung geben .«
So nahmen denn die Dinge ihren
Lauf. Tony erzählte überall von ihrem ungewöhnlichen Plan, aber außer Tantchen
und dem Colonel gab sie wohl nirgends den eigentlichen Grund an: mir die Arbeit
und Aufregung ersparen zu wollen. Sie sagte nur, nach ihrer Überzeugung gebe es
auf diese Weise viel mehr Spaß. Zu einer Dame, die über ihre Idee erstaunt zu
sein schien, hörte ich sie sagen: »Wissen Sie, es ist doch lustig, wenn wir die
Party in unserem eigenen Haus geben. Das ist dann ein Anfang mit einem
Knalleffekt! Es gibt keine Aufregung vor der Hochzeit, die so leicht alles
verdirbt. Ich finde, es macht nichts, wenn mein Schleier ein wenig verknittert
ist, wenn nur vier Personen dabei sind. Und keiner braucht darauf zu achten,
daß alles streng nach Vorschrift geschieht, denn es werden keine Vorschriften
gemacht .«
»Nein, sicherlich nicht !« stimmte die Dame mit einiger Schärfe zu. Und man fand
sich mit Tonys Standpunkt ab.
»Eines Morgens fahren wir fort
und lassen uns trauen, und dann treten wir gleich unsere Flitterwochen an. Es
kommen auch keine Fotografen; das alles können wir nachholen, wenn wir wieder
zurück sind. Dann werde ich zu der Party mein Brautkleid anziehen, so daß niemand
etwas verpaßt, soweit ihm etwas daran liegt .«
Ob den anderen Leuten etwas
daran lag, weiß ich nicht; mir selbst aber ging es nahe. Das war eigentlich
recht unvernünftig. Es hatte mir vor der Hochzeit und allem, was damit
verbunden war, gegraut. Dennoch war ich jetzt, da alles sich geändert hatte,
enttäuscht. Peter erkannte das wohl, Tony jedoch nicht. Sie war gutherzig und
liebevoll, hatte aber keine Phantasie. Sie würde sich nicht vorstellen können,
daß es der innigste Wunsch einer Mutter war, ihrer Tochter eine
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