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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Willen Zeuge bei einer Blitztrauung auf dem Standesamt.
    Tonys Hochzeit aber war ganz
anders. Sie war sehr schön und feierlich.
    Die Braut sah bildhübsch aus,
wie sie da langsam den Mittelgang heraufkam und uns im Vorübergehen zulächelte.
Paul befand sich im Vollgefühl seiner väterlichen Würde mit Tony an seiner
Seite. Heimlich dachte ich: Er fühlt sich ganz in seinem Element, denn er
brauchte keinen piekfeinen Anzug anzuziehen; die Blume in seinem Knopfloch
genügte.
    Tony hatte herrliche Blumen,
auch ich; denn Peter hat sowohl Geschmack wie Geld, und Alison hatte ihn wohl
auch beraten. Sie hatte darauf bestanden, für den Blumenschmuck bei dem kleinen
Festmahl nach der Trauung zu sorgen. Sie wollte auch, unterstützt von Anne und
Larry, die Dekoration von Peters Haus und der Zelte übernehmen. Ich war darüber
froh und keineswegs beleidigt, daß man mich dabei übergangen hatte. Sie sagten,
ich dürfe alles begutachten und auch Vorschläge machen, aber selbst, wie Tony
sich ausdrückte, keinen Finger rühren. Das würde auch gewiß nicht nötig sein.
Alison und Anne hatten beide viel Geschmack und gärtnerische Erfahrung. Anfang
September gab es eine Unmenge Blumen, und bei den beiden lag alles in den
besten Händen.
    Da bei der Trauung nur sechs
Personen anwesend waren, gab es kein Gedränge. Zum erstenmal in ihrem Leben war
Tony pünktlich, nachdem Paul sie schon an ihrer Zimmertür gemahnt hatte. Einige
Passanten blieben am Kirchenportal stehen, aber kein ungebetener Gast störte
die Zeremonie. Bei dem anschließenden kleinen Mahl war nur der Pfarrer
anwesend. Das Ganze verlief sehr feierlich und in gehobener Stimmung. Und wenn
ich während der kirchlichen Handlung einige törichte Tränen vergoß, so war
daran der unvermeidliche Eindruck der Feierlichkeit auf die weibliche Psyche
schuld.
    Aber das war doch nicht der
einzige Grund. Tony sah so jung und hübsch aus, und meine Gedanken schweiften
zurück zu den zahlreichen Aufregungen, die dieser guten Lösung vorangegangen
waren. Wie anders wären meine Gefühle, wenn jetzt nicht Peter an ihrer Seite
stünde! Deshalb waren es Tränen des Glücks: Meine Tony war gut aufgehoben; sie
würde in meiner Nähe leben, und — was das Wichtigste war — sie heiratete den
Mann, der sie in allen Mißlichkeiten, in die sie hineinschlittern konnte,
lieben und beschützen würde. Einen Mann, der stets ein Lächeln und eine
Entschuldigung für sie haben würde und doch stark genug war, um ihre besonders
ausgefallenen Ideen zu zügeln. Kurzum, er würde für Tony sein, was Sam vor
vierzehn Jahren für Larry gewesen war. Konnte man noch mehr wünschen?
    Nach der Abreise des Brautpaars
hielten wir noch kurz in Tiri, um Tantchen und Miranda zu berichten. Bei der
etwas wehmütigen Heimkehr auf unsere Farm verspürte ich eine eigentümliche
Leere. Paul merkte das, wie er fast immer alles versteht, was mich angeht, und
sagte: »Du solltest Larry besuchen und ihr von der Hochzeit erzählen. Ich hole
dir dein Pferd; du könntest zur Abwechslung einmal reiten. Du bist zu sehr
gewöhnt, überall mit dem Auto hinzufahren. So ein Ritt wird dir guttun .«
    Dieser empörende Vorwurf — denn
ich ritt mindestens einmal in der Woche zur Schafweide hinaus! — brachte mich
gleich mächtig in Harnisch, und damit war dann alles wieder in Ordnung.
    Larry war noch neugieriger auf
alle Einzelheiten der Trauung als Tantchen und spendete begeistert Beifall.
»Gerade wie bei mir! Du weißt doch, Onkel Richard war so gegen Sam. Er wollte
einen reichen Makler für mich haben. Ich habe dir doch erzählt, wie ich ihn
mürbe machte durch meine Drohung, davonzulaufen und mich auch ohne Hochzeit an
Sam zu hängen. Er mußte schließlich nachgeben, weil er wußte, ich meinte es
ernst. Aber es war ein solcher Kampf, daß ich von so einer herkömmlichen
Trauung nichts wissen wollte. Es ist auch alles anders, wenn man keine Mutter
mehr hat — niemand macht sich solche Sorgen, wie du es in letzter Zeit getan
hast, Susan; gib’s nur zu!
Jedenfalls waren nur vier Personen bei unserer Hochzeit, und das gefiel uns
sehr. Natürlich waren Paul und Tim dabei als Trauzeugen für Sam. Seine Mutter
freilich nicht, denn sie hatte alles versucht, die Heirat zu verhindern. Von
meiner Seite war Onkel Richard anwesend; der war richtig rührselig und ließ
einige Tränchen fließen. Außerdem war da noch unsere liebe alte Haushälterin
als Tischdame für ihn. Es war alles ganz prima, obgleich Onkel Richard immer
wieder

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