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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nicht, welches stärker war. Aber im Innersten
fühlte ich, daß die Erleichterung überwiegen würde. Doch mit der Idee einer
verspäteten Hochzeitsfeier, die noch dazu vom Brautpaar selbst ausgerichtet
werden sollte, konnte ich mich nicht anfreunden. Dergleichen hatte ich noch nie
gehört, und ich konnte es mir auch nicht recht vorstellen.
    »Das ist es ja gerade«, rief
Tony, als ich das zur Sprache brachte. Sie war jetzt wieder meine
redelustige Tony; sie hockte sich auf die Lehne meines Sessels. »Es ist
mal etwas Neues und Originelles, und lustig ist’s auch. Es wird alles ganz
richtig: Ich ziehe mein Brautkleid an, es gibt deinen köstlichen
Hochzeitskuchen und vielerlei Getränke, und du mußt mir überall beistehen,
Susan.
    Wir lassen Einladungen drucken,
so wie wir es vorher geplant hatten. In drei Wochen wollen wir heiraten, so
kann der Termin fast derselbe sein wie der, den wir zuvor festgesetzt hatten.
Es werden viele Gäste kommen, einige aus Neugier, die meisten aber, weil sie
mit uns befreundet sind und uns gern haben. Es schadet nichts, daß das Haus
nicht komplett eingerichtet ist; Peter möchte ja, daß ich die neuen Sachen
selbst aussuche. Und die Leute werden sagen, daß man von einer Braut, die
gerade von der Hochzeitsreise kommt, nicht viel erwarten kann. Wenn Jocks Jean so tüchtig ist, wie er behauptet, wird sie das
Haus und die Fenster vorher putzen, und das genügt. Unsere Freunde werden
nachsichtig sein; kaum einer wird meckern, und wenn, ist es mir gleich. Wir
lassen uns die Platten von denselben Lieferanten schicken. Am Freitag fahre ich
mit dir und Larry hin und bestelle alles sechs Wochen im voraus. Das ist wohl
nötig, denn diese Geschäfte stehen immer unter Zeitdruck. Wir wollen auch große
Zelte aufstellen und alles genau so machen, wie du es geplant hast, aber wir werden die Verantwortung dafür tragen, nicht du und Paul. Deshalb brauchst du
dir auch vorher keine Sorgen zu machen. Du richtest dafür das Mahl für sechs
Personen nach der Trauung. Findest du nicht auch, daß das prima ist und eine
blendende Idee von deiner gescheiten kleinen Tony ?«
    Ich wußte nicht, was ich sagen
sollte. Es war mir klar, daß trotz ihrer gegenteiligen Behauptungen der eigentliche
Grund der war, daß sie mir Arbeit und Aufregung ersparen wollte. »Aber all die
Dinge, die zu einer Hochzeit gehören — Blumen und Tafelschmuck und so...«, gab
ich zu bedenken.
    »Das kriegen wir alles. Nun
mach dir keine Sorgen mehr! Du brauchst nur zu sagen: >Tonys Hochzeitsfeier
wird wunderbar !< , und dann wird’s auch so sein.«
    Besänftigend schlang sie den
Arm um mich, so daß mir dummerweise fast die Tränen kamen. »Ich werde auch mein
Brautkleid anziehen. Nach der Trauung werde ich’s im Hotel gleich ausziehen,
damit nichts drankommt, wie das die Bräute schon früher taten. Ich muß es ja
zweimal tragen, bei der Trauung und bei der großen Hochzeitsfeier .«
    Ich war besiegt; eigentlich war
ich’s schon, als sie sagte: »Das wird ein Riesenspaß werden !« Das gab bei Tony stets den Ausschlag, und ich mußte mich fügen. Doch eine
kleine Enttäuschung konnte ich nicht verbergen. »Aber die Hochzeit sollte doch
für jedes Mädchen der größte Tag seines Lebens sein !« sagte ich betrübt.
    »So wird es auch für mich sein , Susan. Oder glaubst du wirklich, daß die vielen
Menschen diesen Tag für mich noch beglückender machen könnten? Ganz bestimmt
nicht. Bei dieser Gelegenheit zählen nur Peter und ich und ihr vier. Die
anderen sind nur Publikum; das habe ich dann auf der Party; das wird dann mein
zweiter großer Tag werden. Du mußt das ganze von unserem Standpunkt aus
betrachten, Susan. Wie sollten wir uns freuen können, wenn du soviel Arbeit und
Aufregung dadurch hast? Und das alles nur wegen der Tradition, die eine
Hochzeit gleichsam in eine große Show verwandelt .«
    Sie hatte nicht unrecht. Im
Grunde meines Herzens hatte ich nie begriffen, warum eine Hochzeit eine solch
riesige Affäre sein mußte. Mir erschien sie immer als etwas Feierliches und
ganz Privates, obgleich meine eigene Hochzeit nach der althergebrachten Art
gefeiert wurde. Aber wenn ich mich zurückerinnere, so ging es mir nur um Paul
und meine Eltern; die große Menschenmenge hätte ich leicht entbehren können,
und bei Paul war es genauso.
    »Wir wollen uns nichts
vormachen, Tony«, sagte ich. »Du hast entdeckt, wie ich mitten in der Nacht
über diesen Listen brütete. Ich weiß, da hast du gemerkt, wie mich das
bedrückt.

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