Fremde Gäste
verstünde sich nicht mit ihrer
Tochter. So wird sie beweisen, daß sie auf gutem Fuß miteinander stehen. Tony
schrieb mir in einem kurzen Brief, daß ich bei ihnen wohnen soll, weil >die
arme Susan es schon mit Mutter und Macgregor aufnehmen muß<. Daran werde ich mich also halten .«
Claudias Antwort war etwas steif.
»Mir persönlich gefällt diese Idee einer stillen Hochzeit. Die plötzliche
Änderung der Pläne ist allerdings unangenehm. Die Leute auf dem Lande haben
eben so wenig zu tun, daß sie einfach ihren Einfällen freien Lauf lassen. Aber
Antonia hat es so bestimmt, und schließlich ist es ja ihre Hochzeit. Die
verspätete Party ist zwar ungebräuchlich, aber doch eine gute Idee. Sie beweist
wenigstens, daß es nichts zu verbergen gibt .«
An dieser Stelle lachte Tony
schallend und machte einige derbe Bemerkungen, die ich hier nicht wiederholen
möchte.
»Ich werde selbstverständlich
kommen«, fuhr Claudia fort, »obgleich es zu diesem Zeitpunkt für Macgregor schwierig ist, sich freizumachen. Es wird ein
flüchtiger Besuch werden, aber wir müssen doch unserer eigenwilligen Tochter
unseren Segen geben .«
»Ich glaube wirklich, Alistair
hatte recht«, sagte ich zu Paul. »Claudia will der Welt beweisen, daß ihre
Tochter sie zu ihrer Hochzeit herbeisehnt. Schon von jeher hat sie befürchtet,
die Leute könnten meinen, sie sei mit Tony zerstritten. Ihre Anwesenheit bei
der Feier wird ein glänzender Beweis für das Gegenteil sein. Sie schreibt, sie
blieben nur drei Nächte. Du lieber Gott, solche geschiedenen Paare sind
wirklich problematisch, wenn sie sich nicht vernünftig benehmen und einander
wohlwollend begegnen können !«
»Ach, das ist doch Blödsinn !« sagte Paul mürrisch. »Du redest auch schon so modern
daher — eine nette freundliche Scheidung und so weiter. So sind die Menschen
nun mal nicht, und das weißt du ganz genau. Allerdings finde ich, daß Claudia
und Alistair ihre Aversion übertreiben .«
»Ja, das tun sie, und ich habe
jetzt schon Angst davor, wenn sie einander Auge in Auge gegenüberstehen .«
»Muß es denn unbedingt dazu
kommen? Es werden doch zwei große Zelte aufgeschlagen, und Peters Haus hat auch
genügend Räume«, meinte mein sachlich denkender Mann. »Es ist nicht einzusehen,
warum sie einander nicht ausweichen könnten .«
Die Vorstellung, wie Claudia
und Alistair drei Stunden lang rund um die Zelte Versteck spielten, reizte
Larry und mich zu unziemlichem Gelächter.
Larry hatte die ganze
Angelegenheit so aufgenommen, wie ich erwartet hatte: nämlich gutwillig und
verständnisvoll. Sie hatte es nicht im mindesten verübelt, daß sie bei der
kleinen Trauungsfeier übergangen worden war. Im Gegenteil gab sie Tony recht,
daß sie Tantchen und sie selbst nicht eingeladen hatte.
»Wenn man einmal anfängt, weiß
man nicht, wo aufhören. Tony hat so viele Freunde, und ehe man sich’s versieht,
ist man schon beim Colonel oder gar bei deinem David. Übrigens müßt ihr dem
Colonel alles erklären, und das möglichst bald .«
Ich war sehr froh, daß Tony
speziell Miß Adams und den Colonel von der Abänderung ihrer Pläne
unterrichtete. Beide waren zwar etwas verblüfft, aber voller Verständnis. Miß
Adams erzählte mir später: »Der Colonel war zum Postamt gekommen, und Tony zog
gleich ihn und mich in eine Ecke. So früh am Morgen waren noch keine anderen
Kunden da, deshalb konnte sie gleich loslegen. Wenn ich mich recht erinnere,
sagte sie ungefähr folgendes: >Nun hört mal gut zu, ihr beiden Goldschätze !< (Es gefällt mir immer wieder, wie der alte Herr sich
in die Brust wirft, wenn Tony ihn ,Goldschatz’ nennt, während er andere Leute
wegen einer solchen Vertraulichkeit gehörig anschnauzen würde.) >Sie werden
beide ein wenig erschrecken<, sagte sie, >deshalb setzen Sie sich am
besten. Die große Hochzeitsfeier wird abgesagt, statt dessen findet nur eine im
engsten Kreis statt. Wir konnten es nicht zulassen, daß es Susan bei dem
Gedanken an die Riesenparty und allem, was es dafür zu tun gab, mitten in der
Nacht aus dem Bett trieb. Weder Peter noch ich hatten uns ja im Grunde unseres
Herzens eine solche Festlichkeit gewünscht. Wir möchten zwar gern mit all
unseren Freunden feiern, aber nicht in der Kirche. Es wird sonst eigentlich wie
eine Show. Darum haben wir beschlossen, daß in der Kirche nur unsere
Allernächsten dabei sein sollen. Natürlich haben wir Sie beide sehr gern, das
wissen Sie, aber wir wollen nur Susan und Paul als meine
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