Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Männer küsst man nicht!

Fremde Männer küsst man nicht!

Titel: Fremde Männer küsst man nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELE DUNAWAY
Vom Netzwerk:
also davon ausgehen, dass ich da nicht bloß studiert habe, um mir einen Mann zu angeln.“ Sie machte eine kleine Pause. „Ich habe außerdem erstklassige Referenzen.“
    Er verdrehte gelangweilt die Augen. „Hören Sie doch auf, der Frage auszuweichen. Ich wollte wissen, wie viele Fälle Sie in letzter Zeit gewonnen haben. Tun Sie mir den Gefallen, und sprechen Sie offen mit mir. Ehrlichkeit ist das Mindeste, was ich erwarten kann. Aber vielleicht verstehen Sie jetzt den wirklichen Grund, warum ich sauer bin. Sie haben seit acht Jahren nicht mehr gearbeitet.
    Das hier ist mein Fall. Ich habe ihn an Land gezogen, und ich habe vor, ihn auch zu gewinnen. Sie mögen ja vor Jahren mal eindrucksvolle Erfolge gehabt haben. Aber der Hauptgrund, warum Sie hier eingestellt wurden, sind Ihre Spanischkenntnisse.“
    „Wir …“
    „Unterbrechen Sie mich nicht, solange Sie keinen guten Grund haben, mir zu widersprechen. Das ist unhöflich und nicht gern gesehen, besonders vor Gericht. Lassen Sie mich die Lage kurz zusammenfassen. Sie sind hier als Spanisch sprechende Anwältin für Spanisch sprechende Frauen. Eine Dolmetscherin, kaum mehr. Unterstellen Sie mir jetzt bitte keinen Sexismus. Das ist schlicht und einfach die Beschreibung Ihrer Rolle hier und damit Ihres Jobs.
    Sie haben seit Jahren nicht praktiziert, schon gar nicht im Gerichtssaal. Ich werde nicht zulassen, dass Sie hier hereingetänzelt kommen und gleich an einen derart wichtigen Fall gelassen werden. Sie sind nicht von hier, und dieser Fakt kann einem hier außerordentlich im Wege sein.“
    „Ich bin …“
    Er ignorierte ihren Versuch, ihn zu unterbrechen. „Keine dieser Frauen wird jemals etwas von Harvard gehört haben. Weder, was das ist, noch, wo es liegt. Die meisten von ihnen haben nicht einmal die Grundschule beendet. Sie tragen auch keine Designerschuhe. Sie können sich nicht einmal die Kleider leisten, die sie von morgens bis abends in der Fabrik nähen.
    Wir sind hier in Indiana, in der tiefsten Provinz, nicht in der Großstadt. Kulturassimilation und ethnische Traditionspflege werden hier ganz klein geschrieben. Sie mögen dieselbe Herkunft haben wie diese Frauen, aber sozial und einkommensmäßig stehen Sie derart weit über ihnen, dass Sie genauso gut eine hundertprozentige Weiße sein könnten.“
    „Sind Sie jetzt fertig?“, fragte Christina steif.
    „Nein, noch nicht.“ Bruce schluckte und presste dann einen Moment die Zähne zusammen, bevor er weiterredete. „Das hier ist keine Spielerei. Es ist etwas anderes, als wenn man sich ein Haremsdamenkostüm anzieht und mit der Nebelmaschine einen Feueralarm auslöst. Hier kann man echten Schaden anrichten. Diese Frauen werden ganz real benachteiligt. Ein Fehler, und wir sind den Fall wieder los. Und die Frauen ihre Jobs, ihre Zukunft. Das werde ich zu verhindern wissen.“
    Christina verzog keine Miene und widerstand dem Wunsch, die Fäuste zu ballen und Bruce Lancaster zu schlagen wie einst ihren Cousin, als der sie an den Zöpfen gezogen hatte. Damals war sie zehn gewesen.
    Bruce Lancaster hatte eben viel Schlimmeres getan. Er hatte ihre Integrität beleidigt und sie als inkompetent abgestempelt wegen irgendwelcher Ereignisse, auf die sie keinen Einfluss gehabt hatte. Er hatte sie auch herabgewürdigt, genau wie Kyle.
    Was für ein Idiot. Wahrscheinlich war er nicht besser als die Typen, gegen die sie in diesem Fall antreten sollten. Er mochte verdammt gut aussehen, aber sympathisch war er ihr nicht.
    Sie holte tief Luft und beschloss, diese Diskussion erst fortzuführen, wenn sie sich in diesem Job bewährt hatte. Dann würde sie ihm jedes einzelne seine Worte von eben unter die Nase reiben, und zwar gründlich.
    „Schön und gut“, sagte sie ganz ruhig. „Nachdem Sie sich nun hoffentlich genug abreagiert haben in dem gänzlich unangebrachten Versuch, mich auf meinen Platz zu verweisen, sollten wir uns jetzt vielleicht doch langsam dem Fall zuwenden, anstatt hier noch mehr Zeit zu verschwenden.“
    Er starrte sie an, mit wachsamen blauen Augen.
    Christina begriff, dass sie ihn mit dieser Reaktion kalt erwischt hatte. „Sehen Sie, Bruce – ich darf Sie doch Bruce nennen? Ich mag zwar keine so beachtliche Trophäenreihe gewonnener Prozesse vorzuweisen haben wie Sie oder auch nur annähernd Ihre Erfahrung vor Gericht, aber das heißt noch lange nicht, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin. Mein Exmann wollte mir das zwar jahrelang einreden, aber wenn er es nicht geschafft hat, wird es

Weitere Kostenlose Bücher