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Fremde Männer küsst man nicht!

Fremde Männer küsst man nicht!

Titel: Fremde Männer küsst man nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELE DUNAWAY
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den Latz geknallt. Aber Colin schlägt zurück. Macht er immer.“
    „Und Sie hatten die richtige Antwort sofort parat.“
    „Hatte ich, ja.“ Bruce ließ es klingen wie „ja, so ein toller Anwalt bin ich“. „Ich habe ein fotografisches Gedächtnis und kann mir gut Fakten merken. Irgendwann mache ich bestimmt mal bei Wer wird Millionär? mit. Wo waren wir stehen geblieben?“
    Christina schraubte betont ruhig ihre Flasche auf und trank einen Schluck. „Ich hätte gern ein paar Minuten, um in Ruhe mein Sandwich zu essen“, sagte sie dann. „Anders als Sie vermeide ich es tunlichst, die Mittagspause durchzuarbeiten. Auf die Art kann ich meine Gedanken besser ordnen. Ich würde ja dafür in mein eigenes Büro gehen, aber das dauert zu lange.“
    „Die haben Sie echt einfach ins kalte Wasser geworfen, was? Na, los, essen Sie schon.“ Er begann, rhythmisch mit den Fingern auf den Tisch zu klopfen.
    „Hören Sie auf damit“, forderte Christina und wickelte ihr Sandwich aus. Seine Finger hielten inne. „Danke. Das ist besser.“
    Sie bemerkte, dass das Sandwich Oliven enthielt, nahm das mitgelieferte Plastikbesteck aus der Folie und begann, mit dem Messer sorgfältig die Olivenstückchen aus dem Sandwich zu entfernen.
    „Ganz schöne Verschwendung, finden Sie nicht?“, fragte Bruce missbilligend.
    „Ich mag keine Oliven, egal in welcher Form.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Dann sagen Sie Angela besser, was Sie gern mögen, und sie besorgt es Ihnen.“
    Christina war mit ihrer Operation am offenen Sandwich fertig. „Ich bringe mir ab morgen mein eigenes Essen mit.“
    „Sie kriegen Essensfreibeträge. Diese Freibeträge sind genau für solche Situationen wie heute vorgesehen oder wenn Sie mit Klienten essen gehen. Hat man Ihnen auch das vergessen zu sagen?“
    „Ich hatte es wahrscheinlich nur vergessen, da ich momentan keine Klienten habe.“ Na wunderbar. Jetzt fühlte er sich wahrscheinlich noch überlegener. „Ich bringe mir einfach nur gern mein eigenes Essen mit. Ich werde nur die Hälfte dieses Sandwiches schaffen.“
    Sie schnitt das Sandwich durch und schob die eine Hälfte beiseite. Dann sah sie Bruce’ Blick. „Haben Sie noch Hunger? Hier, Sie können das haben. Wirklich.“
    „Wenn Sie es nicht wollen.“ Er griff sich ohne Zögern das Brot. „Normalerweise bringt Angela mir so ein belegtes Riesen-Brötchen. Heute wollte sie wohl keine Unterschiede machen.“
    Das Telefon klingelte, und seine Sandwich-Hälfte blieb unberührt.
    „Bruce Lancaster.“ Sein Gesicht wurde finster, während er zuhörte. „Nein, es ist gut, dass Sie mich angerufen haben. Sagen Sie ihr, ich bin schon unterwegs. Heute muss sie zur Arbeit gehen. Sie kann nicht einfach wegbleiben. Das gibt denen sonst das Recht, sie zu entlassen. Sagen Sie ihr, dass sie dort heute sicherer als je zuvor ist.“
    Er legte auf und erhob sich. „Krise. Können Sie vielleicht unterwegs im Auto essen? Oder soll ich Ihnen unterwegs einen Hamburger kaufen? Ich meine, falls Sie mich begleiten wollen.“
    Christina traf ihre Entscheidung sofort, obwohl sie keine Ahnung hatte, wovon Bruce redete. „Natürlich.“ Sie stand ebenfalls auf. „Was ist denn passiert?“
    „Eine unserer Klientinnen weigert sich, heute zur Arbeit zu gehen. Sie war in der letzten Woche schon zwei Tage nicht da, und wenn sie heute wieder ohne Krankenschein fehlt, hat der Arbeitgeber das gesetzlich legitimierte Recht, sie zu feuern.“
    „Bringen wir sie zum Arzt?“, fragte Christina, als Bruce schon aus der Tür war.
    „Nein, wir bringen sie zur Arbeit“, antwortete er über die Schulter.

4. KAPITEL
    Fünfzehn Minuten später verstand Christina, was Bruce gemeint hatte, als er feststellte, dass sie nicht von hier war. Nicht, dass das seine verletzenden Bemerkungen von vorhin weniger schlimm machte.
    Womit er jedoch recht hatte, war die Tatsache, dass sie diese Welt hier nur aus dem Fernsehen kannte. Selbst in Mexico-Stadt lebte ihre Verwandtschaft in abgeschottetem Luxus hinter Mauern in einem wohlhabenden Stadtteil, bedient von Angestellten. Sie hatte von jenen Menschen gehört, die in Armut lebten und um Tagelöhnerjobs kämpften, aber sie hatte tatsächlich nie direkt mit ihnen zu tun gehabt.
    Hier stand sie jetzt vor drei heruntergekommenen Ruinen von flachen Motelgebäuden, die sich um einen leeren, unkrautüberwachsenen Parkplatz drängten. Zwei Autowracks rosteten neben überquellenden Müllcontainern. Eine ebenfalls rostige Kinderschaukel

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