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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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eine Plattform kletterte, auf der sonst Versteigerungen stattfanden.
    »Ihre Majestät, die Königin von Neva, nimmt hiermit ihre Inselprovinz Rauchinsel in Besitz. Das Land ist seit mehr als tausend Jahren rechtmäßiges Eigentum der Könige von Neva.« Viele Zuhörer murrten, aber der Offizier fuhr ungerührt fort. »Ihre Majestät bietet allen Personen, die in den schrecklichen, durch den Barbaren Gasam verursachten Kriegswirren verbrecherische Taten begingen, einen königlichen Gnadenerlass an. Da ihre rechtmäßige Herrschaft über diese Insel wiederhergestellt ist, treten die üblichen Gesetze erneut in Kraft: Jeder, der der Piraterie für schuldig befunden wird, darf sofort und ohne Gerichtsverhandlung gehängt werden.«
    Er deutete auf ein dreistöckiges Gebäude, das ein wenig verfallen am Hafen stand. »Hiermit eröffne ich die Hafenmeisterei. Alle Kapitäne, die derzeit im Hafen liegen, werden sich dort melden, um den fälligen Zoll zu entrichten. Wer sich ohne Erlaubnis davonmacht, wird gerammt und versenkt. Das ist alles. Lang lebe die Königin!«
    Diesmal jubelte niemand und die Menge zerstreute sich rasch und mit niedergeschlagenen Blicken. Das schien den Offizier keineswegs zu überraschen. Immer mehr Marinesoldaten kamen an Land und Beamte in Uniformen eilten auf die Hafenmeisterei zu. Sklaven, die Möbel und Kisten trugen, folgten ihnen. Ansa trat auf den Offizier zu, der bei seinem Anblick die Augen aufriss.
    »Bei den Göttern, ein Steppenkrieger! König Haels Männer reiten doch nicht schon übers Wasser?«
    »Ich segelte mit einem Schiff aus Richtung Mezpa hierher. Ich muss unbedingt mit Königin Shazad über Angelegenheiten sprechen, die unsere beiden Länder betreffen.«
    »Tatsächlich?« Der Mann hob erstaunt die Brauen. »Wie heißt du?«
    »Ansa.«
    »Komm mit.« Er machte kehrt und sein grüner Umhang wehte im Wind. Sie gingen an Bord des Kriegsschiffes. »Ich bin Admiral Elkon. Vor kurzem hat unsere Flotte die chiwanische Hafenstadt Halis gesichert. Dann tauchte ein Schoner auf, der den Befehl überbrachte, sich der Hauptflotte in Kasin anzuschließen, nachdem wir hier unsere Flagge gehisst und für Ordnung gesorgt haben. Das ist unser Flaggschiff, die Zerschmetterer.« Wenn er von seinem Schiff sprach, klang seine Stimme fast zärtlich.
    Überall an Bord standen Bewaffnete. Entweder ging man kein Risiko ein oder es herrschte besonders strenge Disziplin. Ansa folgte dem Admiral in dessen Kabine im Heck. Sie war bequem ausgestattet und besaß Fenster aus Glas und wertvolle Möbel. Die Deckenbalken waren so niedrig, dass Ansa sich bücken musste. Elkon öffnete eine Truhe und nahm ein in feinnarbiges Leder gebundenes Buch heraus. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und studierte es.
    »Zufällig besitze ich eine Liste ausländischer Gäste, die sich der königlichen Marine bedienen dürfen, um nach Neva zu gelangen, wenn sie in diplomatischer Mission reisen. Wie war doch gleich dein Name?«
    »Ansa.« Die hervorragende Organisation beeindruckte ihn sehr.
    »Ansa, Ansa … mal sehen. Die Liste wurde erst vor drei Monaten auf den neuesten Stand gebracht.« Wieder hob er die Brauen und sah seinen Gast durchdringend an. »Ansa, ältester Sohn König Haels?«
    »Der bin ich.« Ansa hoffte, sich wie ein Diplomat anzuhören.
    »Hast du Empfehlungsschreiben oder Dokumente?« Plötzlich winkte er ab. »Egal. Hier steht, Ansa ist der Königin persönlich bekannt. Wenn du Ansa bist, empfängt sie dich. Wenn nicht, wirst du als Hochstapler gehängt. Natürlich nehmen wir dich mit. Bring deine Habe sofort an Bord. Sobald die Beamten an Land sind, haben wir viele freie Kabinen.«
    Ansa vermochte sein Glück kaum zu fassen. »Wann segeln wir?«
    »Im Morgengrauen. Wir haben Befehl, keine Zeit zu verschwenden. Irgendetwas besonders Wichtiges liegt an.« Er betrachtete Ansa prüfend und senkte die Stimme. »Kann es sein, dass deine Mission etwas damit zu tun hat?«
    Ansa antwortete mit verschwörerischer Miene: »Darüber darf ich nicht sprechen.«
    »Schon gut, schon gut. Wir bringen dich heil und gesund nach Kasin, Prinz Ansa.«
    Die Anrede kam ihm seltsam vor. Seine Kameraden hätten sich vor Lachen am Boden gewälzt, wenn sie das gehört hätten. Ansa eilte zum Gasthaus zurück und packte sein Bündel. Er verabschiedete sich von Ambleis, der hoch erfreut war, als er die Neuigkeiten vernahm.
    »Wundervoll! Die Zivilisation kehrt zurück. Jetzt kann ich der Akademie meine Abhandlung über die

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