Fremde Schiffe
Auswirkungen heißen Wassers auf die Kultivierung der gemeinen Weinrebe übersenden.«
»Das wird dir zur Ehre gereichen«, versicherte ihm Ansa.
Am nächsten Morgen befand er sich an Bord eines schnellen Kriegsschiffes auf dem Wege nach Kasin.
KAPITEL VIER
E s hatte viele Vorteile, dachte Ilas von Nar, wenn man Königin Shazad diente. Ihre offene Geldbörse und der Zugang zu ihren Schiffswerften waren nicht zu verachten. Die Seeschlange war ein schnelles und elegantes Kriegsschiff. Sie war erst wenige Jahre alt und vor kurzem überholt worden, daher waren ihre Farben noch leuchtend und der Rumpf frisch geteert. Die Segel entfalteten sich zum ersten Mal, als er Kasin verließ. Der Vorsteher der Werft wurde fuchsteufelswild, als Ilas die Seeschlange verlangte, aber eine Botschaft der Königin brachte ihn umgehend zum Schweigen.
Genauso war es gegangen, als er die Vorräte auffüllen ließ. Er hatte den besten Proviant verlangt und jedes Weinfass höchstpersönlich auf erstklassigen Inhalt untersucht. Anschließend segelte er die Küste entlang zu einer zweiten Werft und ließ das Äußere des Schiffes verändern, damit niemand erkannte, dass es zur nevanischen Marine gehörte. Danach besaß er ein Schiff, wie es tatsächlich von Piraten bevorzugt wurde.
Schnell hatte Ilas den Gedanken verworfen, als einfacher Kaufmann verkleidet zu Gasams Inseln zu segeln. Er wollte sich als Pirat ausgeben. Das war glaubwürdiger und man würde ihm mehr Respekt zollen. Als er seine Mannschaft an Bord nahm – Männer, die er seit vielen Jahren kannte –, staunten sie über seinen plötzlichen Wohlstand. Er verriet ihnen nicht zu viel, hütete sich aber auch, ihnen allzu viel zu verschweigen. Also erklärte er den Matrosen, dass er einen nevanischen Beamten bestochen hätte, das Schiff für nicht mehr seetüchtig zu erklären und ihm für ein Butterbrot zu verkaufen. Sie wussten, dass Bestechung vieles möglich machte, und waren zufrieden.
Ilas musste sich nicht der Methoden der Königin bedienen, um seine Leute zu einer gefährlichen Reise zu überreden. Die Anwerber der Marine jagten hinter kräftigen Männern her, um sie in den Dienst der Flotte zu zwingen, und, viele Matrosen waren froh, eine andere Arbeit anzunehmen. Piraterie war nicht gefährlicher, brachte aber ein viel höheren Lohn ein.
Gerade dachte er über sein Glück nach, als sich sein Freund Tagas zu ihm gesellte und sich neben ihn auf die purpurne Reling stützte. Das Schiff glitt lautlos dahin und der starke Südwind blähte die gelben Segel auf, die wie der Bauch einer schwangeren Frau aussahen. Die Mannschaft lungerte an Deck herum, da sie erst wieder etwas zu tun hatte, wenn sich der Wind drehte und sie die Taue straffen musste.
»Jetzt befinden wir uns in sicheren Gewässern, Kapitän«, bemerkte Tagas. »Es ist Zeit, uns an die Arbeit zu machen.« Seihe großen narbigen Hände umklammerten die Reling. An der linken Hand fehlten der kleine Finger und die Hälfte des Ringfingers. Er trug breite bronzene Armbänder, die seine Handgelenke grün färbten.
»Den Süden hätte ich für bessere Jagdgründe gehalten.«
Ilas hörte ihm ruhig zu. Auf einem Piratenschiff herrschte eine andere Disziplin als auf einem Schiff der Kriegsmarine oder der Handelsflotte. Piraten sagten, was ihnen in den Sinn kam und kümmerten sich nicht um eine Rangordnung. Sein Recht, den Kurs zu bestimmen, Pläne zu schmieden, das Kommando zu führen und ein Drittel der Beute einzuheimsen, wurde nicht in Frage gestellt. In allen anderen Punkten hielten die Piraten viel von Mitbestimmung, die manchmal bereits an Anarchie grenzte.
»Zum einen sind die Winde in diesem Jahr nicht so günstig«, erklärte Ilas. »Außerdem gibt es dort unten derzeit viele Mitbewerber. Die Küstenstädte sind wie Kadaver, an denen sich zu viele Aasfresser gütlich taten. Zu allem Überfluss hat Königin Shazad ihre Küstenwache in die ehemals chiwanischen Gewässer geschickt. Ich fürchte, die schönen Tage des Chaos haben im Süden bald ein Ende.«
Tagas nickte. »Der Norden dagegen ist in letzter Zeit fett und reich geworden. Jetzt, da sich die Flotte in Kasin versammelt, müssen wir hier nicht dauernd mit Patrouillen rechnen.«
»Genau.«
»Das gilt aber vielleicht nur in dieser Saison, Kapitän.«
»Natürlich. Ein Mann kann aber in einer Saison so viel verdienen, dass es bis ans Lebensende reicht. Doch welcher Pirat denkt schon an die Zukunft? Schließlich sind wir keine Kaufleute. Wir
Weitere Kostenlose Bücher