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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Ausbeute fröhlich gestimmt hatten, vergnügten sich geraume Zeit mit den Frauen. Endlich sanken sie zufrieden nieder und dösten vor sich hin. Das fortwährende Schluchzen und Jammern der Frauen klang in Ilas’ Ohren nicht unangenehm und passte zum Plätschern der Wellen. Die Kinder hatten Angst, schwiegen aber. Sie hatten bereits gelernt, dass es nicht ratsam war, die Aufmerksamkeit der Piraten zu erregen.
     
    Ilas, der sich auf die unangenehme Begegnung mit den Shasinn und ihrer schrecklichen Königin vorbereitete, war entsetzt, als die Seeschlange eine Landzunge umrundete und er drei fremde Schiffe erblickte. Sofort begriff er, dass sie zur gleichen Flotte wie das Schiff gehörten, das in den Hafen von Kasin geschleppt worden war. Was hatte das zu bedeuten?
    Er dachte fieberhaft über mögliche Vorteile und versteckte Gefahren nach und fühlte sich, als habe man ihm das Deck unter den Füßen weggezogen. Die Bedeutung dieser Vorfälle blieb ihm verborgen. Nun, es gab nur eine Möglichkeit, sich Klarheit zu verschaffen. Er musste sich vorwagen und möglichst viel in Erfahrung bringen.
    Auch die Matrosen waren beunruhigt. Ilas redete zu ihnen, als sie das Schiff langsam in Richtung Hafen ruderten. »Ihr alle habt das seltsame Schiff im Hafen von Kasin gesehen. Offenbar gibt es noch mehr davon. Solange wir hier sind, haltet ihr den Mund und spitzt die Ohren. Erwähnt das andere Schiff nicht. Ihr seid Piraten, die Geschäfte machen wollen und sich gerne im Hafen vergnügen, sonst nichts.«
    Mit wachsamen Blicken musterte er die fremden Schiffe, neugierig auf ihre Geheimnisse. Was ein Mann mit der richtigen Gesinnung mit solchen Schiffen alles erreichen konnte! Sie waren für lange Seereisen gebaut worden und er rechnete sich aus, dass das größte Schiff mindestens fünfmal so viel Ladung bunkern konnte wie alle, die er bisher gesehen hatte.
    »Diese drei sind viel größer als das Schiff, das in Kasin liegt, Kapitän«, meinte Tagas. »Wollen wir wetten, dass wir das Flaggschiff vor uns haben?«
    »Das dachte ich auch gerade.« Ilas rieb sich das stopplige Kinn. »Ich würde etwas darum geben, einmal an Bord gehen zu können. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Bestimmt hat Königin Larissa eigene Pläne mit den Fremden. Vielleicht hat man sie auch schon getötet und verspeist.«
    Tagas nickte beklommen. Die Piraten waren nicht zimperlich, aber die Insulaner waren zu allem fähig. Sie kannten einfach keine Grenzen.
    »Verhaltet euch unterwürfig«, warnte Ilas sie. »Wenn ich nicht irgendeinen Schutz für uns erwirken kann, werden euch diese Barbaren wegen der kleinsten Unstimmigkeit umbringen.« Die Männer sahen ihn vorwurfsvoll an und fragten sich, warum sie ausgerechnet hier vor Anker gingen.
    »Es liegen nicht viele Kriegskanus am Strand«, bemerkte Tagas.
    Ilas sah nur sechs der kleinen Boote. Bis auf die fremden Schiffe gab es keine großen Gefährte. Der Hauptteil von Gasams Flotte war im Hafen versenkt worden, als sich König Hael und die Nevaner verbündeten, um ihn zu vernichten. Die Überlebenden seiner Armee waren an Bord einiger Frachter gesprungen, die aber nicht zu entdecken waren.
    Als sie am Kai anlegten, erwarteten sie drei Krieger. Einer davon, ein Mann mittleren Alters und mit narbenbedecktem Körper, zeigte mit dem Speer auf Ilas.
    »Bist du der Kapitän?«
    »Der bin ich.«
    »Komm mit. Alle anderen bleiben an Bord.«
    »Es nützt alles nichts«, sagte Ilas zu Tagas. »Bleibt ganz ruhig. Ich werde mit der Königin reden, wenn sie im Palast ist.« Er wusste, dass ihn seine Kameraden bei den ersten Anzeichen von Gefahr im Stich lassen würden. Außerdem wusste er, dass sie nicht einmal bis zur Hafenausfahrt kommen würden. Ein einziges Kanu voller Shasinn reichte aus, um die ganze Horde Piraten zu töten, ohne dabei eigene Verluste zu erleiden.
    Er folgte den drei Kriegern einen Abhang hinauf, auf dem ein großes Holzhaus thronte. Sie schritten zwischen zahlreichen Kriegern hindurch, die sich eifrig im Inseldialekt unterhielten. Die wenigen, die ihn überhaupt beachteten, warfen ihm herablassende Blicke zu. Das war nicht persönlich gemeint. So gingen sie mit jedem um, der einem minderwertigen Volk angehörte – also jedem Volk außer den Shasinn.
    Bei diesem Gedanken fiel ihm auf, dass nur Shasinn anwesend waren. Wo mochten die anderen Insulaner stecken? Diese Männer gehörten wahrscheinlich zur königlichen Leibgarde. Dessen war er sich sicher, als er Königin Larissa erspähte, die auf der

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