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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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den Waffen und verlieh der Szenerie einen überirdischen Glanz.
    »Alles wird gut, kleine Königin«, sagte Gasam und drückte Larissa an sich. »Der Kampfgeist meiner Veteranen ist zurückgekehrt und die jungen Krieger haben noch keine Niederlagen erlitten.«
    »Ja, es ist gut, Geliebter.« Sie erwiderte seine Umarmung. Nur ein winziger Stachel beeinträchtigte ihr Glück. Noch hatte sich Gasam nicht vollständig erholt. Und was war mit Hael? Sie hätte die Hälfte ihrer Schätze geopfert, um zu erfahren, ob der Stahlkönig noch lebte oder nicht.

 
KAPITEL SIEBEN
     
    K önigin Shazad war blass und abgemagert. Ihre aufrechte Haltung hatte sie beibehalten, aber ihre Schminkerinnen hatten große Mühe, die Zeichen der Zeit zu verdecken. Aus der Nähe entgingen Ansa die tiefen Falten und dunklen Ringe unter ihren Augen nicht. Sie hatte an Gewicht verloren und er wusste, dass eine gewöhnliche Frau vor Sorge die Hände gerungen hätte.
    »Es ist unglaublich!«, rief sie und zeigte ausnahmsweise ihre Gefühle. Aus irgendeinem Grund hatte sie Ansa als denjenigen auserwählt, dem sie ihre Sorgen offenbarte. Mit allen anderen redete sie streng, brüllte oftmals vor Zorn und brachte ihre Untergebenen zum Zittern. Aber wenigstens einmal am Tag suchte sie Ansa auf und machte ihrem Herzen Luft.
    »Ehe die Seuche vorüber ist, hat sie etwa ein Drittel meiner Untertanen dahingerafft und damit ist das Ganze noch nicht zu Ende! Felder werden nicht bearbeitet, Vieh wird nicht versorgt. Die Überlebenden müssen verhungern. Jetzt gibt es auch noch Aufstände.« Sie sank auf einen Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen. Vor wenigen Tagen hatten die Aufstände begonnen, als verrückte Priester und vorgebliche Revolutionäre die Massen aufwiegelten, jeden zu töten, der ihnen nicht gefiel. Priester unbeliebter Religionen wurden unter dem Vorwand umgebracht, der Grund für die Seuche zu sein.
    Um alles noch schlimmer zu machen, erwiesen sich bestimmte Gruppen als immun gegen die Krankheit.
    Mitglieder einer kleinen Gemeinschaft, deren Vorfahren aus den Bergen stammten und die sich äußerlich und durch ihre Sprache deutlich von den Nevanern unterschieden, beklagten nicht einen einzigen Kranken. Natürlich wurden sie angegriffen und ermordet.
    »Du musst strengste Maßnahmen ergreifen, Majestät«, drängte Ansa. »Jetzt ist keine Zeit für Nachgiebigkeit.«
    Sie stieß ein hohles, unschönes Lachen aus. »Nachgiebigkeit ist das Letzte, was ich beabsichtige. Die Leute fürchten sich nicht einmal mehr vor der Todesstrafe. Sie sind wahnsinnig geworden und daran wird sich nichts ändern, bis der Fluch vorüber ist.«
    Ansa hatte eigene Sorgen, obwohl er die Königin nicht damit belasten wollte. Er dachte an sein Volk. Wie lange würde es dauern, bis die Seuche es erreichte? Würde die natürliche Grenze – das Gebirge – es möglicherweise schützen? Er hatte sich mit ein paar Ärzten unterhalten, aber auch sie wussten keine Antwort. Man musste hoffen, erklärten die Gelehrten, dass jeder, der bereits erkrankt war, auf der Reise starb oder sich wieder erholte und nicht länger ansteckend war. Es war nur eine geringe Hoffnung und sie befriedigte Ansa nicht.
    »Was ist mit den Kriegsvorbereitungen?«, erkundigte er sich.
    »Sie stehen still. Es gibt nicht mehr genügend Ruderer und die gesunden Soldaten werden rebellieren, wenn ich ihnen jetzt einen Marschbefehl erteile. Die Priester behaupten, die Vorzeichen stünden schlecht.« Wieder lachte sie trübsinnig. »Das kann ich ihnen nicht verübeln. Jeder Priester, der von guten Omen spricht, würde auf der Stelle vom Mob zerrissen.« Sie sank in sich zusammen und mit Entsetzen bemerkte Ansa die Tränen, die über das immer noch schöne, wenn auch stark geschminkte Gesicht liefen.
    »Seit dem Versagen meines Vaters war ich sehr stolz auf meine Kraft und Selbstbeherrschung. Ich tilgte Bestechung aus Armee und Verwaltung – größtenteils zumindest. Mit der Hilfe deines Vaters vertrieb ich Gasam und die Insulaner. Jetzt aber vermag ich nichts zu tun und hoffe auf einen starken Seewind, der den Rauch und den Gestank aus der Stadt trägt.«
    Nach einigen Tagen berichteten die Ärzte, dass es keine neuen Erkrankungen mehr gab, obwohl die bereits befallenen Menschen immer noch starben. Viele, die sich die Seuche erst in der letzten Zeit zugezogen hatten, genasen wieder. Mindestens die Hälfte der Bevölkerung war nicht erkrankt und die Mediziner vermuteten, dass es sich um mehr als nur eine

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