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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Ausgezehrtheit und bleiche Hautfarbe – taten der gefährlichen Aura keinen Abbruch. Ilas hütete sich, die Unwahrheit zu sagen.
    »Ich bin kein Pirat mehr, mein König. Ich bin dein treuer Gefolgsmann und der Kapitän eines deiner Kriegsschiffe.«
    »Auch gut. Sage mir, Kapitän Ilas, ist der Zeitpunkt für eine Invasion des Festlands günstig?« Seine Augen verrieten nichts.
    »Ich würde lieber noch eine Mondwende abwarten«, antwortete Ilas. »Dann kann sich die Seuche noch weiter ausbreiten. Obwohl allgemeine Panik nicht zu verachten ist, kann sie sich im Handumdrehen in Kampfeswut verwandeln. In einem Monat sind alle, die jetzt krank sind, tot. Die Überlebenden versinken in Trübsinn. Das ist euer großer Vorteil. Armeen und Städte, die normalerweise Widerstand leisten würden, werden sich kampflos ergeben.«
    »Weise gesprochen«, meinte Gasam.
    Ermutigt zeigte Ilas auf die unzähligen Kriegskanus, die am Strand lagen. »Sicher hast du nicht vor, deine ganze Armee mit jenen Kanus zu befördern, mein Gebieter. Sie eignen sich hervorragend für Überfälle im Umkreis der Inseln, sind für eine weite Reise aber zu klein. Ich weiß, dass du sie bei deinen früheren Feldzügen benutzt hast, um den nevanischen Kriegsschiffen auszuweichen, aber damals befand sich der größte Teil deiner Männer bereits auf dem Festland.«
    »Das stimmt. Meine großen Frachter sind auf dem Weg hierher. Sie lagen an den Leeseiten der Inseln vor Anker. Ich werde sie mit Kriegern füllen und die Kanus ins Schlepptau nehmen.«
    »Ein ausgezeichneter Plan«, meinte Ilas.
    »Du kannst jetzt gehen«, warf Larissa ein. »Vielleicht lassen wir dich später rufen, um uns einen genaueren Bericht anzuhören.«
    »Ich lebe nur für die Wünsche meiner Monarchen.« Ilas verneigte sich und ging mit beschwingten Schritten davon.
    »Er hat sich als sehr nützlich erwiesen«, sagte Larissa. »Wie gut, dass ich ihn verschonte.«
    »Ein Stein kann ebenso gut töten wie ein Shasinnspeer«, bemerkte Gasam. »Keine Waffe darf ungenutzt bleiben, wenn man Neuland erobern will.«
    »Er hat auch Recht, was den Zeitpunkt angeht. In einem Monat hast du dich vollständig erholt.«
    Gasam schüttelte den Kopf. »Ich würde gerne so lange warten, aber es geht nicht. Die Männer und die Kanus sind hier und bald legen die Schiffe an. In einem Monat haben sie die Lust verloren und hungern bereits. Sie verschlingen die ganze Insel. Das Glück ist wieder auf unserer Seite, kleine Königin. Lass es uns jetzt ergreifen, während die Krieger voller Tatendrang sind und die Götter sich von den Festlandbewohnern abgewandt haben. Ich gehe so, wie ich bin. Schließlich werde ich diesmal nicht der Armee voranstürmen. Ich leite und beobachte im Hintergrund. Das kann ich auch auf einem Stuhl sitzend tun.«
    Sie legte ihm den Arm um die Hüften. »Du hast Recht. Diejenigen, die darauf warten, bis alles perfekt ist, handeln nie. Wir holen uns zurück, was rechtmäßig uns gehört.«
    An diesem Nachmittag umrundeten die ersten Frachter die Landzungen und liefen in den Hafen ein. Zwei Tage später lagen alle Schiffe vor Anker und am Abend sprach Gasam zu seinen Kriegern. Er stand auf einem hohen Podest, damit alle ihn sehen konnten. Im flackernden Licht der Lagerfeuer glänzte er wie eine bronzene Götterstatue.
    »Meine Krieger!«, rief er mit schallender, kräftiger Stimme. »Wir haben lange genug gewartet. Euer König ist bereit, mit euch in den Krieg zu ziehen!«
    Ohrenbetäubendes Geschrei antwortete ihm.
    »Wieder einmal ist die Zeit der Inselkrieger gekommen! Die Festlandbewohner werden uns zu Füßen liegen und uns als Herren anerkennen! Ich werde die unverschämte Shazad von Neva demütigen. Ich werde Chiwa und Sono zurückerobern. Ich werde die Mezpaner zermalmen, die nichts als Ameisen sind, die mit rauchenden Rohren kämpfen. Ich werde Hael, dem Verräter, das Herz aus dem Leibe reißen und es verzehren!«
    Wieder brüllten die Männer aus voller Kehle. Sie stampften auf den Boden und schlugen mit den Speerschäften auf ihre schwarzen Schilde. »Gasam! Gasam! Gasam!«, riefen sie wieder und wieder, bis die Erde unter ihren Ausbrüchen erbebte. Gasam hob den Speer und allmählich ließ der Tumult nach.
    »Auf die Schiffe!«, schrie er. »Wir segeln, sobald sich die Sonne am Horizont zeigt!«
    Jubelnd stürmten die Krieger zum Hafen und kletterten an Bord der Frachter. Kanus wurden am Heck der größeren Schiffe vertäut. Das Licht zahlloser Fackeln spiegelte sich auf

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