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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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»Hoffentlich sind deine Männer nicht erkrankt?«
    »Nein, nein! Niemand ist befallen. Du denkst hoffentlich nicht, dass wir diesen Fluch hier einschleppten.«
    »Es ist kein Fluch, denn nur die Sklaven sterben. Denk nicht weiter darüber nach. Es ist eine Krankheit, die ab und zu unter minderwertigen Menschen ausbricht. Es verbessert die Rasse, weil alle Schwachen sterben.« Die Lüge glitt glatt über ihre Lippen. Sachu sollte nicht wissen, dass er und seine Leute den Tod gebracht hatten. »Hältst du die Karten, die ich dir gab, für ausreichend?«
    »Mehr als ausreichend, Majestät.«
    »Wunderbar. Kasin ist der größte Hafen entlang der Küste, aber du solltest unbedingt auch in den kleineren Häfen im Norden anlegen. Dort gibt es viel Bemerkenswertes zu kaufen und zu sehen.« Sie wollte, dass sich die Seuche so weit wie möglich ausbreitete.
    Nach zahlreichen Verbeugungen und Höflichkeitsfloskeln verabschiedeten sich die Fremden. Larissa war mit dem Verlauf des Besuchs sehr zufrieden. Was die Beziehung zu dem neuen Kontinent betraf, so war sie sicher, Königin Isel der Neunten verdeutlicht zu haben, wer die wahre Macht in diesem Teil der Welt in Händen hielt. Die Seuche, die jetzt wütete, war ein zusätzlicher Vorteil. Sie hoffte, beim nächsten Besuch einer ausländischen Flotte hier im Norden gemeinsam mit Gasam die einzige Macht zu sein, der sich die Fremden gegenübersahen.
    Tag für Tag trafen neue Kriegskanus mit furchterregenden Kriegern ein. Alle Inselstämme erschienen und kein einziger Mann litt an der Krankheit, die innerhalb der ersten fünfzehn Tage bereits ein Drittel der Sklaven getötet hatte.
    Der Verlust der Sklaven war ärgerlich, aber zum Glück gab es auf dem Festland genügend Nachschub. Das wirkliche Problem bestand in der Versorgung der ewig hungrigen Krieger. Sie hatten bereits breite Lücken in den heimischen Viehbestand geschlagen und in Kürze würde man die Kaggaherden schlachten müssen, um genügend Fleisch zu erhalten. Der Gedanke war den Shasinn unerträglich, denn die Kaggas waren ihr ganzer Stolz.
    So weit durfte es nicht kommen, dachte Larissa. Sie zogen bald in den Krieg. Gasam hielt sein Versprechen und erschien am zweiten Tag, nachdem sie ihn aufrecht im Bett sitzend antraf, auf der Veranda. Noch war er schwach und zittrig, stand aber auf eigenen Füßen und die Krieger sahen ihn. Die Männer hatten sich in wahre Ekstase hineingesteigert. Stundenlang jubelten sie ihm zu, bis selbst bärenstarke Männer vor Erschöpfung ohnmächtig wurden. Nach einer Weile musste Gasam sich setzen, aber noch immer marschierte ein Regiment nach dem anderen den Hügel hinauf, damit alle einen Blick auf den König werfen konnten, der so lange gelitten hatte. Selbst jetzt strebten alle Neuankömmlinge geradewegs zum Palast, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass ihr Abgott von den Toten auferstanden war.
    Dreißig Tage nach der Abreise der Fremden trafen die letzten Krieger ein. Der König wurde täglich kräftiger, bis er schließlich auf seinen Speer gestützt zwischen den Männern umherging. Larissa blieb an seiner Seite und hielt den kleinen Stahlspeer umklammert, der demjenigen aufs Haar glich, den sie in König Haels Körper gebohrt hatte. Am dreißigsten Tag kehrte die Seeschlange zurück. Ilas von Nar stand im Bug. Gasam und Larissa saßen auf der Veranda, als Ilas den Abhang hinaufkletterte. Beim Anblick des Königs riss er erstaunt die Augen auf. Er hatte angenommen, der Mann wäre tot und man versuche, die Tatsache geheim zu halten.
    »Nun?«, fragte Larissa.
    »Auf dem Festland sterben sie wie die Fliegen. Ich hätte Dutzende von Städten ohne Anstrengung ausplündern können. Viele Menschen sind aus den Städten aufs Land geflohen, aber auch dort gibt es keinen Schutz. Überall herrscht Chaos. Gesetze und allgemeine Ordnung sind zusammengebrochen.«
    »Trotzdem hast du der Versuchung widerstanden und nicht geplündert«, bemerkte Larissa.
    »Das ist doch nur Kleinkram. Ich habe dir die Treue geschworen, weil ich mit weitaus mehr rechne.«
    »Und die Seuche hat dich verschont?«
    »Ja, und auch kein Mitglied der Besatzung ist erkrankt. Allerdings musste ich zwei Männer töten, die auf dem Festland bleiben und plündern wollten.«
    Gasam lachte dröhnend. »Du bist ein wahrlich entschlossener Mann, Pirat. Das ist für einen Ausländer ungewöhnlich.«
    Der Mann sah wie eine riesige Raubkatze im Ruhezustand aus. Die Zeichen der überstandenen Krankheit –

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