Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
erschollen freudige Fanfarenklänge.
     
    In den folgenden Tagen schien sich Shazad überall gleichzeitig aufzuhalten. Sie suchte die Lager vor der Stadt auf und führte ihre Männer durch die Straßen zum Hafen hinunter, wo sie an Bord großer Frachter gingen. Mit spitzer Zunge trieb sie alle Soldaten an, bis das Wasser des Hafens sich in weißen Schaum verwandelte, so heftig wurde gerudert.
    Die Stadt erwachte wieder zum Leben. Die Seuche war vorbei und das Leben ging weiter. Sie hatten schreckliche Verluste erlitten, aber nun ergriff die Bevölkerung ein Freudentaumel, als habe man das ewige Leben errungen. Die unerwartete Invasion der Insulaner versetzte die Menschen in Wut. Sie erschien ihnen verräterisch und heimtückisch und sie vergaßen, dass sie noch vor kurzem einen Bürgerkrieg anzetteln wollten.
    Generäle und Admiräle, Kommandeure und Offiziere waren nicht so leicht zu entflammen.
    »Jedes meiner Regimenter ist stark geschwächt«, erklärte ein grauhaariger General. »Du kannst nicht so wenige Soldaten einem Feind entgegenstellen, Majestät, und erwarten, dass sie sich so gut wie sonst schlagen.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, General«, sagte Shazad. »Die Insulaner haben mir aber die Entscheidung abgenommen. Sie verwüsten mein Land und ziehen nach Süden. Ich muss nach Norden, um ihnen entgegenzutreten. Jedes Regiment soll kämpfen, als wäre es noch vollständig. Mut und Kampfgeist müssen die Verluste ausgleichen.«
    »Zu Befehl, Majestät«, antwortete er und verneigte sich. Seine Stimme klang zweifelnd.
    »Wir haben uns auf eine Invasion der Inseln vorbereitet«, meinte ein Admiral am folgenden Tag. »Jetzt ist der Feind in unserem Land. Es handelt sich nun nicht mehr um eine Seeschlacht. Du solltest die Soldaten über Land marschieren lassen, wie es üblich ist. Die Flotte wird die Vorräte transportieren und den Flanken Deckung geben.«
    »Nein, mein Vater ist bereits mit den alten Taktiken vor Jahren gegen Gasam gescheitert. Meine Armee geht gemeinsam nach Norden – bis auf die Späher. Gemeinsam fällt sie über den Feind her. Die Entscheidung wird in einer einzigen Schlacht fallen. Ich wünsche keinen zweiten endlosen Krieg.«
    »Zu Befehl, Majestät«, antwortete der Admiral und verbeugte sich.
    Ansa bekam nur wenig von den Besprechungen mit. Er war ins Lager der Kavallerie geritten und trat sein Kommando an. Ein berittener Offizier nach dem anderen schickte ihn weiter, bis er schließlich die Späher und ihren Kommandeur fand. Der Mann gehörte zum Adel aus dem Grenzland. Er wirkte fähig, hatte aber die besorgte Miene aller Offiziere, die sich auf den Abmarsch vorbereiteten.
    »Ich hörte, dass sich ein Steppenprinz unter uns befindet.« Er schüttelte Ansa die Hand und musterte ihn prüfend. »Zweifellos bist du ein Reiter. Du hast ausgezeichnete Waffen.« Er las das Pergament, das Ansa ihm reichte. »Aha, du bekommst den Befehl über eine Spähertruppe, wie? Späher, die Gefangene machen. Ich hoffe, du verstehst etwas davon.«
    »Ja«, versicherte ihm Ansa. »Ich brauche erstklassige Reiter.«
    »Meine Männer sind alle erstklassig. Sie sind Späher und keine Palastgardisten.«
    »Die Männer, die ich brauche, sollen sich nicht zu sehr von Banditen unterscheiden.«
    Jetzt grinste der Mann. »Du verstehst dein Geschäft wirklich! Ich habe genau das, was du brauchst. Komm mit.« Sie verließen das Zelt, stiegen in die Sättel und ritten an den ordentlichen Lagerfeuern der Reiter vorbei, bis sie zu einem kleinen, etwas abseits gelegenen Lager kamen.
    »Die Männer sehen Banditen nicht bloß ähnlich. Sie sind Banditen. Sie gehören zur leichten Kavallerie entlang der Grenze nach Omia. Es ist nutzlos, Steuern von ihnen zu fordern, und so verlangt die Königin, dass sie Wehrdienst leisten. Das tun sie gerne, denn so haben sie einen guten Vorwand zum Plündern. Sie sind die größten Schurken, die du dir wünschen kannst, und du musst sie mit harter Hand, Peitsche und Sporen leiten, aber sie reiten ausgezeichnet. Sie leben von den Erträgen des Landes und werden nie müde.«
    Im Lager hielt sich kaum mehr als eine leichte Schwadron auf: Etwa zwanzig kleinwüchsige, zerlumpte, schmutzige Männer, die kurzbeinige, aber kräftige Cabos ritten. Beim Anblick der beiden Reiter erhoben sie sich lässig.
    »Männer, das ist euer neuer Kommandeur«, sagte der Nevaner. »Er ist Prinz Ansa aus der Steppe und er wird euch in einer wichtigen Mission nach Norden führen. Sitzt auf, damit er euch

Weitere Kostenlose Bücher