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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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floh. Die schreckliche Seuche hatte das Volk entmutigt und niemand war in der Lage, Widerstand zu leisten oder seinen Besitz zu schützen.
    Für die Krieger bedeutete die Invasion ein Freudenfest. Langeweile und Trübsinn waren vergessen. Schnelle, leicht errungene Siege festigten die Moral der Truppen, dachte sie. Die jungen Männer, die noch nie auf dem Festland waren, erlebten von Anfang an, wie es war, zu herrschen. Sie gingen an Land, ergriffen die Waffen und sahen, dass die Feinde wie ängstliche Kaggas davonliefen. Schon bald würde sich das Blatt wenden: Dann standen sie der disziplinierten, bestens organisierten Armee von Neva gegenüber. Aber das Erobern lag ihnen im Blut und sie würden sich nicht von den Nevanern einschüchtern lassen.
    »Ein guter Anfang, mein Gemahl«, sagte sie zu Gasam. Er saß neben ihr in der Sänfte, die von einem seidenen Baldachin überschattet wurde. Es ärgerte ihn, sich tragen zu lassen, aber er hatte sich längst noch nicht völlig erholt, obwohl er von Tag zu Tag längere Zeit auf den Beinen blieb.
    »Das ist richtig«, knurrte er. »Aber ich hasse es, so langsam voranzukommen. Früher sind wir im Laufschritt marschiert, weil ich vorausrannte und den ganzen Tag lief, ohne zu ermüden. Auch bei der Schlacht stand ich in der ersten Reihe. Und jetzt …« Verächtlich zeigte er auf die Sänfte, »… werde ich getragen, als wäre ich ein Sack Mehl. Selbst die kräftigsten Krieger können mit einer solchen Last auf den Schultern nicht laufen.« Die Krieger des Königs ließen nicht zu, dass er von Sklaven getragen wurde. Sämtliche Sänftenträger gehörten zu den Elitekriegern, die Gasam aus den Reihen seiner Veteranen ausgewählt hatte. Während einer Schlacht bildeten sie seine strategische Reserve. Jetzt wechselten sie sich mit dem Tragen der Sänfte ab.
    Larissa tätschelte seine Hand. »Gasam, warum beschwerst du dich? Noch vor wenigen Wochen lagst du mit dem Tode ringend in deinem Bett. Dein Leben lang hast du Kommandeure ausgebildet und nun musst du nicht mehr bei jedem kleinen Kampf in der ersten Reihe stehen. Die Männer brauchen deine Gegenwart nur noch während ernsthafter Schlachten. Bei diesem Feldzug wird es davon nur eine geben und sie findet statt, wo und wann du es wünschst.«
    »Ich weiß, du hast Recht«, murrte er. »Aber der Schild meiner Ehre ist befleckt, weil ich auf dem Hintern sitzend in die Schlacht ziehe, während sich meine Leute wie richtige Männer benehmen.«
    Sie lachte. »Du bist eifersüchtig, weil sie ihren Spaß haben. Lass sie doch! Ich habe eine Idee. Warum nehmen wir nicht ein Schiff und segeln entlang der Küste? Deine Truppen können so ein schnelleres Tempo vorlegen und wir reisen in aller Bequemlichkeit hinterher und stoßen allabendlich zu ihnen.«
    Er dachte nach. »Ein guter Vorschlag. Natürlich müssen sie manchmal landeinwärts ziehen und dann möchte ich sie begleiten, aber die Idee gefällt mir. Welches Schiff nehmen wir?«
    »Das Schiff des Piraten. Er hat im Augenblick nichts zu tun und es ist ein gutes Schiff, sehr schnell und wunderschön.« Letzteres war ihr sehr wichtig. Wie alle Shasinn liebte auch Larissa schöne Dinge und war oftmals bereit, der Schönheit zuliebe wichtigere Gesichtspunkte außer Acht zu lassen. Aus diesem Grund hielten die Shasinn auch an ihren Bronzespeeren mit den Stahlkanten fest, obwohl bedeutend praktischere Speere, die ganz aus Stahl bestanden, verfügbar waren. Stahl war nützlich, aber nicht schön.
    Sie ließ Ilas von Nar rufen und er eilte herbei. Er wusste, wie gefährlich seine Lage war. In jeder Nacht lag er wach und sorgte sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er sich diesen Barbaren anschloss. Seit seiner Landung auf dem Festland fühlte er sich etwas besser. Die mühelose Eroberung war ein gutes Vorzeichen. Shazad war am Ende; Gasam würde gewinnen. Wenn er seine Karten richtig ausspielte, kam er zu Wohlstand. Die Insulaner verachteten die Menschen vom Festland, aber sie brauchten sie.
    Ilas war kein ungebildeter Mann. Er wusste, dass in den vergangenen Jahrhunderten große Kulturen von Barbaren überrannt worden waren. Nach einer unruhig verlaufenden Zeit wurden auch die Wilden ein wenig kultivierter und benötigten die gebildeten und erfahrenen Menschen der alten Oberschicht, um ihre Gebiete zu verwalten. Auf diesem Pfad war Larissa bereits gewandelt, als sie in Chiwa lebte. Während ihr Gemahl den Osten eroberte, hatte sie ein neues Reich auf den Ruinen der

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