Fremde Schiffe
Gruppe hinzu. Zu den Älteren zählten sie oft schon, ehe sie dreißig waren, um Platz für die Jungen zu schaffen. Jetzt wird jeder, der das dreißigste Jahr überlebt, zum Elitekrieger. Männer im besten Alter dürfen weiterkämpfen.«
»Und als wir sie vom Festland vertrieben«, fuhr Ansa fort, »hatten sie nicht nur die Überlebenden, sondern gleich wieder junge Krieger als Nachfolger!«
»Es sind heranwachsende Krieger, die keine Niederlage kennen. Bedenke, dass die Verwundeten der letzten Kriege hauptsächlich zu den anderen Inselstämmen und den Festlandbewohnern gehörten. Die Shasinn hatten nur geringe Verluste. Jetzt höre ich, dass sie auch der Seuche entgingen. Ich hoffe, du bringst gute Nachrichten.«
»Vielleicht.« Er berichtete ihr von dem Kriegsschiff, das er beobachtet hatte.
Sie sog zischend den Atem ein. »Das Schiff gab ich Ilas von Nar. Entweder hat er die Seiten gewechselt oder er wurde getötet. Rede weiter.«
Ansa hatte fieberhaft nachgedacht, seit er Gasam und Larissa an Bord entdeckt hatte. Die fremden Schiffe im Hafen hatten seine Gedanken beflügelt.
»Majestät, sie haben sich beide von der Armee getrennt! Das ist nie zuvor geschehen. Wenn wir das Schiff erbeuten, haben wir sie. Ohne Gasam und Larissa bricht die Armee auseinander! Sie sind für ihre Leute nicht einfach König und Königin. Sie sind Götter!«
Einen Augenblick lang sah sie aus, als hätte er sie gerettet, verzog dann aber unmutig das Gesicht. »Sie halten sich nahe der Küste auf.«
»Ich beobachtete, dass sie den Truppen voraussegelten. Sie sind über alle Maßen eingebildet und selbstherrlich.«
»Aber sobald sie auch nur einen Masten meiner Schiffe erspähen, machen sie kehrt. In meiner Dummheit gab ich Ilas mein schnellstes Schiff. Sie sind in Sicherheit, ehe wir auch nur auf Schussweite herankommen.«
»Aber sie greifen harmlose Schiffe zum Spaß an«, gab er zu bedenken.
Sie hielt inne und strich sich nachdenklich über das Kinn. »Ein Hinterhalt? So hat meine Küstenwache manchmal Piraten gefangen. Es muss ein einzelnes Boot sein, damit sie keinen Verdacht schöpfen.« Sie grübelte noch länger nach. »Ihre Leibwache wird ausnahmslos aus Shasinn und den grässlichen Frauen bestehen. Können wir genügend Soldaten in einem Frachter unterbringen, um sie zu besiegen? Wir müssen mindestens dreimal so viele Männer aufbieten. Kein Frachter ist so groß wie ein nevanisches Kriegsschiff und heutzutage gibt es die riesigen chiwanischen Galeeren mit den Zwillingsrümpfen nicht mehr.« Sie überlegte. »Vielleicht zwei beschädigte, zusammengebundene Schiffe, die so aussehen, als hätten sie durch einen Sturm gelitten?«
»Sie würden die Falle wittern«, meinte Ansa. »Ich habe eine bessere Idee. Gib mir eines ihrer Schiffe.«
Ein strahlendes Lächeln glitt über Shazads Gesicht. »Du bist der Sohn deines Vaters!« Sie strahlte ihre Gäste an. »Ich wusste, dass ich diese Burschen aus gutem Grund quäle. Jetzt werden sie mir wenige Schwierigkeiten bereiten.«
Sie sprach wieder Südländisch. »Werte Herren, ich kenne jetzt die neuesten Unternehmungen meiner Feinde.«
Sachu schien ihre plötzliche Freundlichkeit ebenso alarmierend zu empfinden wie ihren Zorn. »Offenbar ist Majestät mit dem Bericht des Prinzen zufrieden.«
»In der Tat. Jetzt muss ich euch um einen Gefallen bitten.«
»Wenn es mir möglich ist, ihn zu erfüllen …« Gesicht und Stimme des Grafen blieben ausdruckslos.
»Ich möchte eines eurer Schiffe ausleihen.«
Die Männer sahen sie entgeistert an. »Majestät«, begann Sachu, »du willst ein Schiff Königin Isels in einem Krieg einsetzen, der sie nichts angeht. Wir dürfen auf keinen Fall Partei ergreifen!«
»Ich verstehe euren Standpunkt, aber ich muss darauf bestehen.«
»Und ich muss mich weigern«, erwiderte er stur.
»Muss ich Gewalt anwenden?«, fragte sie mit eisiger Stimme.
»Ich fürchte, das musst du.«
Sie war überrascht. »Heißt das, ihr wollt Widerstand leisten?«
»Natürlich nicht. Das wäre unsinnig.« Er beugte sich vor und stemmte die Hände auf den Tisch. »Es muss offenbar sein, dass man uns zwingt. Das muss deutlich werden! Manchmal müssen sich Diplomaten militärischen Zwängen beugen. Majestät weiß selbst, zu welchen Verzweiflungstaten sie fähig ist.«
Ihr Respekt für ihn stieg. »Deine Königin schickte den richtigen Mann aus. Also, gut. Was ich jetzt tue, tue ich ungern, aber die Umstände zwingen mich dazu. Ich brauche dein Schiff, um
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