Fremde Schiffe
leiser Flöten übertragen. Die bunten Lichter verliehen der Szenerie einen Hauch von Unwirklichkeit, als wäre alles nur ein Traum.
»Wer ist da?«, flüsterte der Deckoffizier, als das Boot längsseits ruderte.
»Königlicher Kurier möchte an Bord«, flüsterte der Steuermann des Bootes.
»Komm an Bord, königlicher Kurier«, lautete die leise Antwort. Ein gedämpfter Pfiff ertönte und eine schwere Leiter, die eher einer Treppe ähnelte, wurde von einem Kran herabgelassen. Ansa sprang auf die Leiter und bemerkte erstaunt, dass die Stufen von einem Teppich bedeckt wurden. Hastig kletterte er an Deck und begrüßte den Offizier.
»Prinz Ansa mit einer dringenden Botschaft für die Königin«, murmelte er.
Der Offizier schnippte mit den Fingern und es klang nicht lauter als ein zerbrechender Zweig. Wie durch Magie tauchten zwei Soldaten mit gezückten Schwertern auf. Die Rüstungen bedeckte ein öliges Tuch, um das Metall vor der Seeluft zu schützen und jegliches Klirren zu verhindern.
»Bringt den Kurier zur Königin«, befahl er und zeigte sich von Ansas Titel zu dessen Enttäuschung nicht besonders beeindruckt. Die Männer brachten ihn zum Heck und er wusste, dass die Spitzen der Schwerter auf seine Nieren gerichtet waren. Falls er sich verdächtig benahm, war das sein Ende. In Kriegszeiten wich die Höflichkeit der Vorsicht. Sie behandelten ihn als möglichen Feind, bis das Gegenteil bewiesen war.
Als sie die königliche Kabine erreichten, klopfte ein Posten an die Tür. Sie öffnete sich lautlos und ein Offizier ließ sie ein. Ansa senkte den Kopf und trat unter dem niedrigen Balken hindurch. Das Innere der Kabine war in warmes Licht gebadet. Königin Shazad saß am Ende eines langen Tisches. Sie schaute auf und lächelte.
»Komm her, Prinz Ansa. Setze dich zu mir.« Sie sah die Soldaten an. »Ihr könnt gehen.« Die Männer verneigten sich und steckten die Schwerter in die Scheiden. Dann verließen sie den Raum und die Tür wurde geschlossen.
Ansa schritt um den Tisch herum und bemerkte, dass dort drei der geheimnisvollen Ausländer in kostbaren Gewändern saßen.
»Ich habe wichtige Nachrichten, Majestät«, sagte er und sank auf den Stuhl, den sie ihm zuwies.
»Du musst mir später alles berichten. Zuerst möchte ich dir diese Herren vorstellen.« Etwas an ihrem Tonfall warnte ihn. Ihre Worte klangen gleichmütig, aber innerlich schäumte sie vor Wut. »Werte Herren, das ist Prinz Ansa, der älteste Sohn von König Hael, dem Steppenkönig, von dem ihr so viel gehört habt. Als Zeichen der Freundschaft zwischen unseren Ländern hat er sich bereit erklärt, meiner Armee als Späher zu dienen und gefährliche Aufträge zu übernehmen. Durch seine außergewöhnlichen reiterlichen Fähigkeiten ist er dafür wie geschaffen.«
»Majestät erweist mir zu viel der Ehre«, antwortete Ansa, der sich allmählich unbehaglich fühlte und sich fragte, wohin das Ganze führen sollte.
»Nein, keineswegs. Prinz Ansa, verehrte Gäste.« Wieder dieser Hauch von Sarkasmus. »Graf Sachu.« Ein hoch gewachsener, eleganter Mann verneigte sich leicht. »Graf Goss.« Jetzt neigte ein Mann mit hagerem pockennarbigem Gesicht den Kopf. »Und Graf Mopsis.« Letzterer war ein weißhaariger Mann mit einem Gelehrtengesicht.
»Werte Herren, eure Anwesenheit ehrt mich«, sagte Ansa, wie man es ihm beigebracht hatte.
»Und uns ehrt deine Gegenwart«, antwortete Graf Sachu. »Unsere Königin wird sich freuen, dass wir so viele Menschen königlicher Herkunft kennen lernten.« Der Tonfall des Grafen deutete an, dass er die Vielzahl von Königreichen für ein Zeichen von Rückständigkeit hielt.
»Wir stießen in diesem kleinen Hafen auf die größten Schiffe der Expedition Königin Isels«, erklärte Shazad. »Sie wurden aus gutem Grund von den Einheimischen angegriffen und wir retteten sie.« Sie lächelte grimmig.
»Wir danken dir von ganzem Herzen für die gerade noch rechtzeitige Rettung«, sagte Graf Sachu und errötete. »Wir rechneten nicht mit Feindseligkeiten und hatten die Segel gestrichen und den Anker geworfen, als uns deine Untertanen aus heiterem Himmel angriffen.«
»Ihr hattet Glück, weil so viele aus der Stadt geflohen sind«, sagte Shazad. »Deshalb griffen euch nur die Schwächlinge an, die zurückblieben. Ich entschuldige mich für ihre Unhöflichkeit, aber ihr habt sicher Verständnis dafür, dass sie außer sich geraten, wenn kurz nach Ende einer schrecklichen Seuche die Verursacher der Katastrophe
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