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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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nicht?«
    Ihr Gesicht wurde spitz. Dann lief sie rot an.
    »Um diese Rede hat Frau Schöllkopf ein riesiges Theater gemacht. Die wollte sie niemanden sehen lassen. Hat sich aufgeführt,
     als ginge es um ein Staatsgeheimnis.«
    Mit einem Mal war Dengler hellwach. Systematisch durchsuchte er alle sieben Kartons.
    Aber er fand nicht den geringsten Hinweis auf die verschwundene Rede.

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    Kälte
    Graupelschauer empfingen ihn, als er das Abgeordnetenhaus verließ. Kalter Wind pfiff vom Bundeskanzleramt kommend das Paul-Löbe-Haus
     entlang zum Reichstag. Die Menschen duckten sich, doch nicht einmal die aufgespannten Schirme boten ihnen ausreichend Schutz.
    In diesem Jahr wollte es einfach nicht Frühling werden.
    Dengler schlug den Kragen seines Mantels hoch und marschierte los. Er dachte nach.
    Es gab in diesem Fall nun doch einige merkwürdige Sachverhalte. Wo war das Manuskript? Er beschloss, dieser Frage nachzugehen.
    Was war mit dem Motiv des Witwers und seiner Geliebten? Er zweifelte daran, dass dieses Verhältnis Stoff genug bot für einen
     Mord. Doch auch das musste er überprüfen.
    Mittlerweile war er Unter den Linden angekommen. Ihm war kalt. Auch hier fegte der Wind eisig über den großen Boulevard. Im Café Einstein setzte er sich an einen leeren Tisch, bestellte eine Markklößchensuppe und zog dann sein Handy aus der Manteltasche. Er wählt
     die Nummer des Witwers.
    »Schöllkopf.«
    »Dengler. Ich war eben im Büro Ihrer Frau. Dort ist das Manuskript der letzten Rede Ihrer Frau nicht zu finden. Kann es nicht
     sein, dass ...«
    »Nein. Ich versichere Ihnen, dass hier nichts ist. Das Manuskript muss im Bundestag sein.«
    Dengler bedankte sich und rief den Ärztlichen Dienst des Bundestags an. Er hatte Glück, die gleiche Ärztin, mit der er bereits
     gesprochen hatte, meldete sich. Dengler erinnerte sich an seine Legende.
    »Hauptkommissar Krämer, ich habe doch noch eine Frage zu Frau Schöllkopf. Es handelt sich um das Manuskript, dassie in der Hand hatte, als sie starb. Zwei Blätter. Erinnern Sie sich, was mit ihnen geschah? Ich kann sie nicht finden.«
    »Nein. Ich habe mich um die Verletzte, ich meine, um die Tote gekümmert. Ich erinnere mich, dass da Papier herumlag. Aber,
     beim besten Willen ...«
    »Wer könnte die Blätter an sich genommen haben? Wer hat sich um die Sachen der Toten gekümmert?«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung überlegte.
    »Fragen Sie doch mal Herrn Korf.«
    »Wer ist das?«
    »Der Saaldiener. Eine Institution. Er weiß alles und sieht alles, was im Plenarsaal geschieht. Soll ich versuchen, Sie zu
     verbinden?«
    »Das wäre sehr freundlich.«
    Es dauerte eine Weile, bis sich eine kräftige Männerstimme meldete.
    »Korf. Guten Tag, Herr Hauptkommissar. Sie suchen das Redemanuskript von Frau Schöllkopf?«
    »Ja. Ich dachte, Sie könnten mir bei der Suche helfen.«
    »Das kann ich. Ich habe die beiden Papiere aufgehoben, als die ... als Frau Schöllkopf abtransportiert wurde. Sie lagen gewissermaßen
     verwaist auf dem Fußboden neben dem Rednerpult.«
    »Und? Was haben Sie damit gemacht?«
    »Ich gab sie Dr. Österle, dem Fraktionsgeschäftsführer.«
    »Österle, der nahm sie an sich?«
    »Ja, sicher.«
    »Wie reagierte er? Hat er sie eingesteckt?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Es standen ja alle Abgeordneten herum. Doch, warten Sie mal. Er überflog den Text, wandte sich dann
     um und verließ das Plenum. Ich habe mich darüber gewundert, aber ...«
    »Haben Sie vielen Dank, Herr Korf.«
    »Gern geschehen, Herr Hauptkommissar.«
    * * *
    Dengler legte langsam das Handy auf den Tisch. Mit Österle hatte er telefoniert. Er erinnerte sich genau an den Tonfall seiner
     Stimme: Weiß nicht, ob wir die hier haben. Und noch etwas hatte Österle gesagt: Geben Sie mir Ihre Nummer. Ich rufe Sie zurück, wenn wir etwas gefunden haben.
    Die Bedienung brachte ihm die Suppe. Dengler wählte erneut die Nummer des Bundestages.
    »Dr. Österle, bitte.«
    Das Vorzimmer meldete sich.
    »Bundeskriminalamt. Ich habe ein dringendes Gespräch für Dr. Österle.«
    Sofort stellte ihn die Sekretärin durch.
    »Österle«, kauzte es aus dem Hörer.
    »Bundeskriminalamt. Ich rufe noch mal an, wegen des Redemanuskripts von Frau Schöllkopf. Sie wollten mich zurückrufen.«
    »Wenn ich das noch nicht gemacht habe, haben wir nichts gefunden.«
    »Sind Sie sicher? Ich habe gehört, dass der Saaldiener, Herr Korf, Ihnen die beiden Blätter gegeben hat. Stimmt das?« »Wir
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