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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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anschaue. Stuttgart! Da hatte ich schon mal
     zu tun. Vor ein paar Jahren.«

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    Angriff
    Am Abend saß Dengler in seinem Büro und versuchte sich zu konzentrieren.
    Scheuerle.
    Ich bin ein umgänglicher Mensch.
    Er hasste keinen Menschen auf der Welt.
    Außer Scheuerle.
    Er hatte Scheuerles Karriere im BKA verfolgt. Tag für Tag gesehen, wie Charakterlosigkeit seinen Aufstieg förderte und wie
     seiner Scheinheiligkeit überall Respekt bezeugt wurde.
    Wie Niedertracht ihm die Türen öffnete.
    Wie Kollegen, die redlich und intelligent zugleich ihre Arbeit taten, mit Misstrauen verfolgt und aufs Abstellgleis gedrängt
     wurden.
    Wie Dr. Schweikert, Denglers direkter Vorgesetzter, von Scheuerle zum vorzeitigen Abschied gezwungen wurde.
    Der beste Polizist, den ich je kennengelernt habe.
    Es war ihm zuwider, sich von Scheuerle so anschreien zu lassen.
    Wie der letzte Dreck.
    Schon allein deshalb wollte er weitermachen.
    Und wenn Scheuerle sich schon einmischt, dann muss an dem Fall Schöllkopf mehr dran sein. Mehr, als mir bisher klar ist.
    Aber: Was habe ich schon in der Hand. Das Eifersuchtsmotiv? Ob das für einen Mord reicht? Eher nicht. Und das vermisste Manuskript?
     Dafür kann es die vielfältigsten Gründe geben.
    Offene Fragen.
    Er würde sie klären, beschloss er. Und den Fall abschließen.
    * * *
    Am Abend saßen alle am großen Tisch im Basta: Georg, Olga, Mario, der immer noch unentwegt auf dem Handy Botschaften in die Welt versandte, Martin Klein und Leopold Harder.
    Zwei Flaschen Bardolino standen auf dem Tisch.
    »Ich bin jetzt auch noch eine 20-Jährige, die unter ›Schlampe sucht Schlampen‹ inseriert«, sagte Mario, »hört euch mal an,
     was für Zuschriften ich bekomme.«
    Sein Daumen raste über die Tastatur des Handys.
    Ein Schmerz in Denglers Seite. Olga hatte ihm den Ellbogen in die Rippen gerammt.
    Er sah sie irritiert an.
    Ihr Gesicht war aschfahl.
    Unauffällig wies sie mit dem Zeigefinger zum Fenster.
    Ein Gesicht.
    Bleich. Unrasiert. Mit einer dunklen Wollmütze. Dahinter ein zweites Gesicht.
    Olga wollte etwas sagen, bekam aber kein Wort heraus.
    Sie zitterte.
    »Ist das ... ist das dein ..?«
    Sie konnte nur nicken.
    Sie hatte Angst.
    »Martin, hier sind die Schlüssel zu meiner Wohnung. Das ist der Schlüssel zum Tresor. Bitte frag jetzt nicht. Geh durch die
     Küche ins Treppenhaus, in mein Büro und hol mir meine Waffe aus dem Tresor. Daneben liegt das Magazin. An der Garderobe hängen
     eine Mütze und ein Schal. Bring mir alles her. Komm auf dem gleichen Weg zurück. Beeil dich.«
    »Was ist denn los?«
    »Später. Geh jetzt. Schnell.«
    Martin Klein stand unsicher auf.
    Sah Olga an. Kratzte sich am Kopf und ging.
    Mario las eine der SMS-Botschaften vor. Auch am Nachbartisch lachten die Leute. Mario gab die nächste SMS zum Besten.
    Olga hielt den Blick gesenkt.
    Zitterte am ganzen Körper.
    Wo blieb nur Martin?
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Dengler das Gesicht am
    Fenster.
    Dunkle intensive Augen.
    Wie ein Gespenst.
    Er behielt die Tür im Auge.
    Mario las die nächste Botschaft vor.
    Lachen an den umliegenden Tischen. Nur Leopold Harder
    lachte nicht mehr mit, er sah mit fragendem Blick zu Olga
    und Georg herüber.
    Der kahlköpfige Kellner stellte eine weitere Flasche Bardolino auf den Tisch.
    Endlich ging die Küchentür auf.
    Martin Klein kam herein. Unsicher.
    Dengler stand auf.
    Olga griff nach ihm.
    Er löste ihre Hand, Finger für Finger, von der seinen.
    An der Bar stellte er sich neben Klein.
    Klein deutete auf seine Jacketttasche. Dengler griff hinein. Fühlte die Waffe. Daneben das Magazin. Er nahm beides mit einer
     Hand und schob die Waffe unauffällig in die Hose.
    Hinter den Hosengürtel.
    Klein reichte ihm die Mütze und den Schal.
    Die Mütze zog er bis zu den Augenbrauen herunter. Den
    Schal legte er locker um den Hals.
    Das Magazin hielt er in der Hand.
    Er ging hinaus.
    Schwerer Regen fiel auf die Wagnerstraße.
    Zwei Männer standen vor dem Fenster.
    Keine weiteren Leute auf der Straße.
    Dengler schob den Schal bis zur Nase hoch.
    Adrenalin schießt in seine Blutbahnen.
    Der mit der Mütze sieht immer noch ins Lokal.
    Drei Meter Abstand, schätzt Dengler.
    Er zieht die Waffe. Steckt das Magazin in den Schacht. Die beiden scheinen das metallene Geräusch zu kennen. Sie fahren herum.
    Und blicken in die Mündung.
    Dengler zielt auf den Typ am Fenster.
    »Verschwindet!«
    Sie rühren sich nicht.
    Dengler spannt den Hahn.
    Die beiden hören das

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