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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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noch.«
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie ein Ergebnis haben?«
    »Sicher.«
    Österle knallte den Hörer auf die Gabel. Dengler starrte verwundert auf sein Handy. Zum ersten Mal, seit er diesen merkwürdigen
     Fall bearbeitete, meldete sich sein altes, sicheres Bullengefühl: Hier ist was oberfaul.
    Eine Spur. Der Heilige Antonius wird sich freuen.
    Er dachte nach.
    Seine Suppe wurde kalt.

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    Spurensuche
    Mit dem letzten Zug kam er in Stuttgart an. Er nahm ein Taxi in die Wagnerstraße. Das Basta hatte schon zu. Er schloss die Haustür auf und ging nach oben. Als er vor seiner Wohnung stand, sah er, dass die Angelschnur
     über die Treppe noch immer gespannt war. Er ging durch seine Wohnung ins Schlafzimmer. Olga schlief. Leise setzte er sich
     neben sie auf das Bett und betrachtete sie. Sie lag auf der Seite, und ihr Körper wirkte kindlich, zerbrechlich.
    Niemals würde er zulassen, dass dieser Frau etwas geschah. Still zog er sich aus und kroch zu ihr unter die Decke. Im Halbschlaf
     drehte sie sich zu ihm hin und schmiegte sich in seinen Arm.
    Another day in paradise.
    * * *
    Am Morgen ließ er die Liegestützen ausfallen. Die blaue Mutter Gottes mit dem abgeschabten hölzernen Mantel schien ihn von
     ihrem Podest aus vorwurfsvoll zu betrachten, aber heute machte ihm das nichts aus. Er sah zum Fenster hinaus. Zum ersten Mal
     seit quälend langen Wochen gab es blaue hoffnungsvolle Lücken zwischen den Wolken, durch die die Sonne blinzelte.
    Er hatte eine Spur.
    Dengler lud Olga in die Espressobar in der Immenhoferstraße ein. Sie mochten beide diese Bar. Aus einer riesigen altertümlichen
     Kaffeemaschine aus Kupfer gab es den besten italienischen Kaffee, den sie außerhalb von Italien kannten. Er berichtete Olga
     von seinem Tag in Berlin.
    »Ich weiß nicht, was in dem Manuskript steht. Ich weiß, dass Österle es bekommen hat und sich merkwürdigerweise nicht mehr
     daran erinnert.«
    »Aber das kann doch sein. Stell dir vor: Da fällt seine Kollegin vor ihm tot um. Da merkt man sich doch nicht unbedingt, wenn
     einem der Saaldiener zwei Blätter Papier in die Hand drückt.«
    »Aber Österle hat sie gelesen, hat der Saaldiener gesagt, und rannte dann aus dem Saal.«
    »Das kann aber doch ganz andere Gründe gehabt haben.«
    »Stimmt. Das kann sein. Das ist eine Frage, die zu klären ist. Und solange ich sie nicht geklärt habe, ist es eine Spur.«
    »Und dann gibt es noch das Eifersuchtsmotiv. Der Witwer hat eine Geliebte, hast du mir erzählt. Beide haben also ein Motiv,
     die Gattin aus dem Weg zu räumen.«
    Dengler sagte: »Ja, aber ein schwaches. Eine Scheidung ist heutzutage auch in konservativen Kreisen keine Schande mehr.«
    Sie schlenderten zurück ins Bohnenviertel. Dengler ging in sein Büro, Olga folgte ihm.
    * * *
    Dengler rief die Großmutter von Angelika Schöllkopf an. Er berichtete ihr, dass er drei Spuren verfolge und sie auf dem Laufenden
     halten werde.
    Dann fragte er sie nach der Ehe ihrer Enkelin.
    »Ich mochte den Kerl ja nie.«
    »Warum?«
    »Es ist für eine Frau nicht gut, wenn sie unter Stand heiratet.«
    Sie sprach flüsternd weiter: »Wissen Sie, man kann auch reiche Männer lieben.«
    Sie fuhr fort: »Sie hat ihm ja das ganze Studium finanziert.«
    »War die Ehe glücklich?«
    »Na ja, ich glaube schon.«
    »War er ihrer Enkelin treu?«
    »Ach. Männer sind nie treu. Und wenn sie es sind, ist irgendetwas an ihnen faul. Dann sind sie es aus Gewohnheit oderaus Mangel an Gelegenheiten. Wissen Sie, mein Mann, eine stattliche Erscheinung – er ist schon viele Jahre tot –, hat mich
     nach Strich und Faden betrogen. Leider hab ich selbst dafür gesorgt, dass er noch die Sterbesakramente erhielt.«
    »Warum leider?«
    »Na. Stellen Sie sich vor: Dann treffe ich ihn im Himmel! Allein deshalb sterbe ich so spät. Wenn ich den Karl im Himmel treffe,
     dann renne ich, so schnell ich kann.«
    Sie klang plötzlich aufgeregt, und Georg befürchtete, gleich würde sie weinen.
    Um das Thema zu wechseln, bedankte er sich für den Vorschuss.
    »Der Betrag war außerordentlich großzügig.«
    »Ich wusste doch, dass der Heilige Antonius uns nicht im Stich lässt«, sagte sie.
    Verwirrt legte Dengler auf.
    Dann rief er die Homepage des Bundestags auf. Es dauerte eine Weile, bis er fand, was er suchte. Das Gesetz, das am Tag von
     Angelika Schöllkopfs Tod verabschiedet werden sollte, lautete »Gesetz über die Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)«.
    Er rief Leopold Harder in dessen Redaktion

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