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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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an.
    »Leopold, ich brauche eine Auskunft.«
    »Ja?«
    »Im Bundestag sollte vor kurzem ein Gesetz verabschiedet werden. Das ›Gesetz über die Wettbewerbsbeschränkungen‹. Hast du
     davon schon gehört? Kannst du mir sagen, wie wichtig das ist?«
    »Nie gehört.«
    »Also nicht wichtig?«
    »Wenn ich noch nie was davon gehört habe, kann es nicht wichtig sein. Warte mal.«
    Er hörte, wie Harder auf seiner Tastatur tippte.
    »Keine Berichterstattung. Noch nicht einmal eine Meldung. Also superunwichtig.«
    »Danke – hab's mir schon gedacht.«
    Sonst hätten sie jemanden anders sprechen lassen und nicht die Hinterbänklerin Angelika Schöllkopf.
    Er legte auf.

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    Anruf vom BKA
    Kurz nach eins stand er vor dem Tor des Dillmann-Gymnasiums. Jakob schlurfte um zehn nach eins aus dem Ausgang der Schule.
     Wie immer war seinem Sohn keine Gemütsregung anzusehen, als er auf ihn zuging.
    »Was machen wir heute?«
    »Nun, zuerst essen wir, oder?«
    Vater und Sohn, die sich selten sahen, hatten ein Nach-der-Schule-Ritual eingeführt: Sie gingen den Berg hinunter zur Liederhalle,
     dort ins Vinum und aßen zusammen je eine Portion Spaghetti aglio e olio. Danach sahen sie sich einen Film an. Diesmal spielte George Cloony
     einen abgehalfterten Geheimagenten, der zu viel Ehre im Leib hat und der amerikanischen Regierung deshalb im Wege steht. In
     der letzten Einstellung wird er von einer Befehlsstelle des Pentagon aus per Satellit in die Luft gesprengt.
    Keine Hoffnung. Das Böse ist unaufhaltsam. Als sie gerade wieder im Gang des Kinos standen, klingelte Georgs Handy.
    Dengler gab Jakob ein Zeichen, stehen zu bleiben, und nahm das Gespräch an.
    »Dengler, wir haben dich so was von am Arsch ...« Eine fette, feiste Stimme.
    »Hast du mich verstanden. Wir-haben-dich-am-Arsch!«
    Er kannte die Stimme. Aber ihm fiel kein Name dazu ein.
    »Hey, Dengler, hörst du mich.«
    Ihm fiel der Namen einfach nicht ein. Auch kein Gesicht.
    »Wer spricht dort?«, fragte er.
    »Hast mich schon vergessen? Scheuerle heiß ich.«
    Die feiste Stimme lachte, und sofort gesellte sich ein Bild hinzu.
    Scheuerle. Denglers ehemaliger Chef beim BKA.
    Gewissenlos. Ehrgeizig. Eitel. Wegen ihm hatte er den Dienst im Amt quittiert.
    »Duzen wir uns?«
    »Ich duze dich. Und jetzt hör mir mal zu. Wenn du noch einmal wie ein elender Wichser in Berlin rumturnst und die Leute verrückt
     machst, nehm ich dich hoch!«
    »Von was reden Sie?«
    Jakob zog ihn am Ärmel aus dem Kino. Dengler gab seinem Sohn ein Zeichen, er möge sich einen Moment gedulden.
    »Wovon ich rede? Dass du dich als Mitarbeiter des BKA ausgibst und die Leute verrückt machst. Du weißt ja, was das ist: Amtsanmaßung.«
    »Wer ...?«
    »Wer?« Scheuerle brüllte aus dem Handy. »Das weißt du genauso gut wie ich. Wenn du deinen Arsch noch einmal im Bundestag sehen
     lässt, hole ich dich. Verstanden?«
    »Wer hat….«
    Die Stimme aus dem Handy überschlug sich.
    »Ob du verstanden hast?«
    »Ich habe gute Ohren, ich will..«
    »Du willst gar nichts. Pass bloß auf dich auf. Ich mache keine leeren Drohungen!«
    Die Verbindung war gekappt.
    Jakob sah seinen Vater an.
    »Da war aber einer ziemlich sauer, nicht?«
    Sie zogen noch ein paar Stunden durch die Stadt. Dengler wollte die verhasste Stimme vergessen, aber es gelang ihm nicht.

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    Videosequenz bellgard5.mpg
    »Wenn etwas schiefgeht, dann geht es richtig schief. Die Dosis für das Zielobjekt war zu gering dosiert. Diese Frau muss ein
     Herz wie ein Tour-de-France-Fahrer gehabt haben. Sie war so zäh, dass sie fast den ganzen Tag gebraucht hat, bis sie hopsging.
     Dann ruft der Auftraggeber an und bedroht mich. Schließlich stirbt die Tussi vor den Augen der Welt, und ich denke, jetzt
     haben dich die Bullen an der Hacke. Aber die merken nichts. Und nun ruft mich Schumacher an und sagt, dass da ein Privatdetektiv
     in Berlin Staub aufwirbelt. Ziemlich viel Staub. Ich soll mich mal drum kümmern. Gut, sage ich, wer zahlt das Honorar? Niemand,
     sagt er. Du hast einen Fehler gemacht und hast den Schnüffler an der Backe. Bügle den Fehler aus. Sonst wirst du geschnappt.
     Wenn die mich schnappen, hast du dann nicht auch Angst, frage ich. Schumacher lacht. Ich bin ein so kleines Licht, sagt er
     und legt auf.
    Dann schickt er mir über den üblichen Weg die Adresse: Georg Dengler, Wagnerstraße 11, Stuttgart. Ausgerechnet Stuttgart.
     Ich überlege, und mein Bauch sagt mir, dass ich mir den Kerl auf jeden Fall mal

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