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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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linke Hand, die beiden Blätter mit der nicht gehaltenen Rede,
     der erschrocken aufgesprungene Vizepräsident des Bundestages.
    Dengler nahm ein Blatt aus dem Druckerfach und notierte seine Beobachtung.
    Leiche mit verkrampfter linker Hand.
    Erschrockener Vizepräsident
    Zwei Blätter, Text der Rede
     
    Was wusste er noch?
     
    Motiv 1: Ehemann. Er hat ein (offensichtlich andauerndes) Verhältnis mit einer anderen Frau.
    Motiv 2: Geliebte. Will das Verhältnis nicht länger geheim halten.
    Aber: Wie wahrscheinlich ist denn ein Mord überhaupt? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist A. Schöllkopf eines
     natürlichen Todes gestorben (Dr. Kerstin Müller von der Charité, glaubhaft).
    Vielleicht sollte er, bevor er den Fall endgültig zu den Akten legte, die Rede lesen, die Angelika Schöllkopf an diesem Tag
     halten wollte.
    Er wählte.
    »Schöllkopf.«
    »Dengler noch einmal. Noch eine Frage. Die Rede, die Ihre Frau nicht mehr halten konnte. Das Manuskript. Ist das in Ihrem
     Besitz?«
    »Nein. Alle ihre Unterlagen sind zwar verpackt, stehen aber noch in ihrem Büro. Ihre Sekretärin heißt Frau Anneliese Krummacher.
     Die Zentrale hat die Nummer.«
    Dengler wählte und ließ sich durchstellen.
    »Krummacher.«
    »Georg Dengler. Guten Morgen, Frau Krummacher. Ich vertrete die Familie Schöllkopf. Eine Frage: Wissen Sie, wo das Manuskript
     der Rede von Frau Schöllkopf ist? Ich meine, das Manuskript der Rede, die sie halten wollte, als sie ...«
    »Ja, verstehe. Also, ich habe alle ihre Sachen zusammengepackt. Das sind sieben Umzugskartons. Die stehen hier. Irgendwo da
     drin wird sie schon sein.«
    »Und auf ihrem Rechner?«
    »Den hat die Bundestagsverwaltung schon abgeholt. Die Festplatte wurde gelöscht. Ich weiß nicht, wer den Computer jetzt hat.«
    Da scheint es aber jemand eilig zu haben.
    »Könnten Sie freundlicherweise ..?«
    »Nein. Kann ich nicht. Morgen ist mein letzter Arbeitstag. Ich höre im Bundestag auf.«
    »Ich bin morgen früh bei Ihnen.«
    »Suchen müssen Sie aber allein. Und um 16 Uhr kommenKollegen. Wir feiern ein wenig meinen Abschied.«
    »Ich bin am Vormittag da.«
    Dengler legte auf und wählte erneut die Nummer des Bundestages.
    »Verbinden Sie mich bitte mit dem Fraktionschef der konservativen Partei.«
    Eine Sekretärin meldete sich. Er trug sein Anliegen vor, wurde weitergeleitet, trug sein Anliegen erneut vor und landete schließlich
     bei einem der Fraktionsgeschäftsführer. Der Mann hieß Österle. Dengler fragte nach dem Verbleib der Manuskripte.
    »Weiß nicht, ob wir die haben.«
    Die Stimme wurde misstrauisch: »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Bundeskriminalamt. Wir möchten die Akte endgültig schließen.«
    »Verstehe ... Geben Sie mir Ihre Nummer. Ich rufe Sie zurück, wenn wir etwas gefunden haben.«
    »Rufen Sie mich auf dem Handy an.«
    Dengler gab ihm seine Nummer. Dann ging er zu Olga ins Wohnzimmer.
    »Ich fahre morgen früh noch einmal nach Berlin. Bin aber am Abend wieder da. Willst du mitkommen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann wäre es sicherer, du bleibst in meiner Wohnung.«
    Sie sah ihn nur kurz an, nickte und wandte sich wieder ihrem Buch zu.

[ Menü ]
    Wasserschlacht
    Kurt Berger soll das Geschäft in Cochabamba auf die Beine stellen. Wenn alles läuft, will ihn Crommschröder zurück in die
     Zentrale holen. Vielleicht kann er den Entwicklungshelfer abwerben, den er bei seinem letzten Besuch kennengelernt hat. Wie
     heißt der Kerl gleich nochmal? Ihm fällt der Name nicht mehr ein. Sei's drum.
    Die letzten E-Mails von Berger klingen zunehmend beunruhigend. Angeblich bilden sich in den Stadtteilen Komitees der Bewohner.
     Wasserkomitees.
    Crommschröder runzelt die Stirn.
    Sie wollen die versprochenen Anschlüsse in den Armenvierteln.
    Verstehen die denn die Spielregeln nicht? Können die nicht zwischen den Versprechungen vorher und der harten Realität hinterher
     unterscheiden? Vor dem Kauf, das ist die Zeit des Lächelns. Die Zeit der Abendessen und der Freundlichkeit. Die ist vorbei.
    »Harten Kurs fahren«, mailt er Berger zurück. »Keine Kosten.«
    Vor allem keine Kosten.
    Cochabamba beweist, dass wir das internationale Geschäft besser und profitabler betreiben können als die Franzosen.
    Von Berger kommen fortan völlig irrationale Nachrichten.
    Er schreibt von Massendemonstrationen gegen die Privatisierung. In der Regierung gäbe es einzelne Stimmen, die die Privatisierung
     des Wassers rückgängig machen wollen.
    Wieso

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