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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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war der Typ hinter der Toilettentür verschwunden, folgte Dengler Olga in die Küche des Lokals.
    Sie reichte ihm das Handy.
    Dengler prüfte das Adressbuch.
    Keine Einträge.
    Gewählte Rufnummern.
    Fünf Nummern.
    Er las sie vor, und Olga notierte sie auf einem Zettel.
    Angenommene Anrufe.
    Drei Nummern.
    Auch die diktierte er Olga.
    Anrufe in Abwesenheit.
    Keine Einträge.
    Er nickte ihr zu.
    Sie gingen ins Lokal.
    Als der Mann aus der Toilette zurückkam, stand Olga von der Bar auf. Sie ging an ihm vorbei – bevor sie sich neben Georg Dengler
     und Martin Klein setzte, der mittlerweile auch gekommen war. Der Mann hatte sein Handy zurück.
    »Gelernt ist gelernt«, sagte Olga stolz.

[ Menü ]
    Verbindungen
    Am Morgen wachte er bereits um fünf Uhr auf, konnte nicht mehr einschlafen und ging in die Küche.
    Er warf die Espressomaschine an.
    Warum überwachte ihn das BKA?
    Der Fall Schöllkopf hatte sich doch als harmlos erwiesen. Der Maschine füllte fauchend die Tasse.
    Er ging zum Kühlschrank und kippte einen Schluck frische Milch hinein.
    Hatte er etwas übersehen?
    Er warf sich den Bademantel über, griff nach der Tasse und ging ins Büro.
    Nahm ein Blatt Papier aus dem Druckerschacht und schrieb:
    Angelika Schöllkopf
    Beruflich: Bundestagsabgeordnete, Mitte vierzig, Ausschüsse für Gesundheit, für Frauen, Jugend und Kultur, Hinterbänklerin,
     eher unscheinbar in der Partei, kommt als Nachrückerin zu ihrem ersten Mandat, holt dann in Berlin das Direktmandat.
    Privat: verheiratet, Adoptivtochter von den Philippinen, Ehemann ist Wissenschaftler an der TU Berlin, geht fremd mit Doris,
     liebt seine Frau jedoch, trennt sich nach ihrem Tod von der Geliebten.
    Letzte Rede: Änderung eines Gesetzes für mehr Wettbewerb in der Wasserversorgung, ähnlich wie die Gesetze für mehr Wettbewerb
     in der Stromwirtschaft, andere Länder praktizieren dies schon mit Erfolg, Philippinen, Argentinien.
    Gesundheit: starkes Herz, war als Jugendliche Mitglied im Ruderverein Berlin. Starke Belastung durch das Mandat. Stress wahrscheinlicher
     Auslöser des Herzinfarktes.
    Er las diesen Text noch einmal.
    Und noch einmal.
    Klingt plausibel, dachte er.
    Viel zu plausibel, sagte seine innere Stimme.
    Es gibt keinen vernünftigen Ansatz für einen Mordverdacht, dachte er.
    Ich habe mich noch nie getäuscht, sagte die innere Stimme.
    Dengler ging zu seinem CD-Regal und zog eine John-Lee-Aufnahme heraus.
    Don't look back.
    John Lee singt im Duett mit Van Morrison.
    Don't look back
    To the days of yester-year
    You cannot live on in the past
    Don't look back
    Die beiden haben gut singen, dachte er. Man soll nicht in der Vergangenheit leben. Ich wühle mein ganzes Leben lang in der
     Vergangenheit anderer Leute herum.
    Vielleicht haben sie recht. Vielleicht sollte ich etwas anderes machen.
    An' I've known so many people
    They're still tryin' to live on in the past
    Don't look back, whoa no-oh
    Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
    Vielleicht grübele ich zu viel.
    Stop dreaming
    And live on in the future
    But darlin', a-don't look back
    Whoa, no-no
    Don't look back
    Van Morrisons Stimme.
    So müsste man singen können.
    Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich zurück. Hörte eine Weile der Musik zu.
    Und schlief ein.
    * * *
    Er erwachte von einem starken Kaffeeduft. Olga küsste ihn zärtlich auf die Wange und stellte eine Tasse mit einem doppelten
     Espresso neben ihn auf den Schreibtisch.
    Er trank den Kaffee.
    Er legte eine Junior-Wells-CD auf. Er machte dreißig Liegestützen.
    Er duschte.
    Wenn es das BKA war, das ihn überwachte, hatte er etwas übersehen.
    Das habe ich doch schon lange gesagt, meldete sich die innere Stimme.
    Er sah Olga zu, die vergnügt Juniors Blues mitsummte.
    Er hatte eine Verbindung übersehen.
    Er zog sich an.
    Er musste die Telefonnummern überprüfen, die er gestern Abend vom Handy seines BKA-Bewachers ermittelt hatte.
    Er las jedoch zunächst die Zeilen noch einmal, die er am frühen Morgen geschrieben hatte.
    Er las sie noch einmal und konnte keinen Fehler darin finden.
    Er las sie ein drittes Mal.
    Er entschloss sich, den Text so zu untersuchen, wie er es beim Bundeskriminalamt gelernt hatte.
    Er suchte nach Wortdopplungen.
    Er unterstrich Philippinen – das einzige Wort, das zweimal vorkam.
    Er dachte, dass dies keine Bedeutung habe und die Dopplung Zufall sei.
    Oder auch nicht, sagte die innere Stimme.
    Er griff zum Hörer und wählte.
    * * *
    Schöllkopf meldete sich nach dem

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