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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Problem, Herr Crommschröder, sagt
     die Bank.
    Seine beiden Söhne werden ihm zunehmend fremder. Gregor, der Älteste, hängt rum und redet kaum ein Wort mit ihm. Es gibt einen
     Riesenärger mit ihm und Heike, als die beiden Ökostrom von einem alternativen Stromerzeuger aus dem Schwarzwald beziehen wollen.
     Crommschröder sieht bereits die hämischen Presseberichte vor sich. Erverbietet den beiden den Wechsel zu den Elektrizitätswerken Schönau. Gregor bestellt trotzdem Strom dort – nur für seine beiden
     Zimmer, sagt er. Will es selbst bezahlen.
    Crommschröder rastet aus. Türenschlagen. Er flieht nach Berlin. Zu Susan. Er ist wütend auf Heike. Das Mindeste, was er von
     ihr verlangt, ist, dass die Kinder gelingen. Mehr will er nicht von ihr. Aber noch nicht einmal das bekommt sie hin.

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    In den nächsten Tagen war Dengler unruhig. Wachsam. Er beobachtete die Straßen, sah abends aus dem Fenster, ob irgendwo die
     beiden Kerle wieder auftauchen würden. Olga schlug vor zu verreisen.
    Er spürte ihre Angst. Er registrierte, wie sie sich auf der Straße plötzlich umdrehte, Straßen, Bürgersteige und sogar die
     umstehenden Dächer mit den Augen abscannte, ob sie irgendwo Gefahr erkennen könne.
    Einmal erschien es ihm, als würde er von einem langen Kerl mit einer dünnen Goldrandbrille verfolgt. Georg hatte auf dem Rathausplatz
     Tomaten, Knoblauch, Zucchini, Champignons, Mohrrüben und einige Gewürze gekauft, um am Abend für Olga und Martin einen Gemüseauflauf
     zu kochen. Er wollte nur noch ein paar Flaschen Wein besorgen, als er den Blick des Mannes auf sich gerichtet spürte. Dieser
     stand an dem Stand gegenüber und wog einen Blumenkohl in der Hand. Als Dengler sich nach ihm umsah, ging er weiter. Beim Gehen
     warf er die Beine ein wenig höher als üblich, was Dengler unwillkürlich an eine Marionette erinnerte, an einen Pinocchio,
     dessen Beine von unsichtbaren Schnüren geführt werden.
    Zwei Tage später saß der gleiche Mann im Basta. Er trank ein Bier und hatte sich einen Platz am Fenster ausgesucht, von dem aus er das ganze Lokal überblicken konnte. Wenn
     er dort sitzen geblieben wäre, hätte Dengler ihn gar nicht bemerkt, denn der Mann hatte sein Äußeres völlig verändert. Er
     trug jetzt eine Hornbrille und einen blonden Schnurrbart. Und eine neue Frisur. Georg wurde erst auf ihn aufmerksam, als der
     Mann aufstand und zur Toilette ging. Die Art und Weise, wie der Mann sich bewegte, indem er die Beine etwas höher hob als
     üblich, ließ Georg, der nur zufällig inseine Richtung geschaut hatte, erstarren: Der Mann ging wie eine Marionette.
    Pinocchio, schoss es ihm durch den Kopf. Natürlich, das war der Mann, der ihm auf dem Rathausplatz gefolgt war. Jetzt wusste
     er, dass er überwacht wurde.
    Manche Dinge gehen einem in Fleisch und Blut über.
    Und das hatte er beim BKA gelernt: Kleider kann man wechseln, Gesichter können mit einfachen Mitteln verändert werden, aber
     die wenigsten Menschen können ihren Gang beeinflussen. Jeder Mensch hat seine eigene Art zu gehen, sie ist fast eben so unverwechselbar
     wie ein Fingerabdruck. Wenn Dengler einen Menschen ansah, prägte er sich dessen Gang ebenso ein wie den Gesichtsausdruck.
    Als der Mann vom Klo zurückkam, sah Georg ihn sich genauer an. Es war der gleiche, kein Zweifel. Auch wenn er sich Einlagen
     in den Mund geschoben hatte, die seinen Gesichtszügen einen völlig anderen Ausdruck verliehen. Er hörte, wie der Mann in reinem
     Hochdeutsch ein weiteres Bier bestellte.
    Georg fragte Olga, ob sie sich vorstellen könne, dass ihre rumänischen Quälgeister deutsche Freunde schicken würden. Sie schüttelte
     entschieden den Kopf.
    Die kommen bestimmt nicht wieder, sagte er, um sie zu beruhigen.
    Doch als er in ihre Augen sah, wusste er, dass sie davon nicht überzeugt war.
    Wer sonst sollte ihn überwachen?
    Offensichtlich hatte Scheuerle jemanden geschickt.
    Aber warum?
    »Ich hab dich so was von am Arsch«, hörte er im Geiste Scheuerles feiste Stimme.
    Er musste wissen, ob das stimmte.
    Er beobachtete den Typ unauffällig.
    Die rechte Außentasche des Jacketts war leicht ausgebeult.
    Dengler beugte sich zu Olga und erklärte ihr, was ervorhatte: Sie sollte bei der nächsten Gelegenheit das Handy aus
    der Tasche des Kerls ziehen.
    Als der Mann nach einer Stunde erneut aufs Klo musste, stand auch Olga auf und ging zur Bar. Das Basta war gut besucht, und die beiden quetschten sich aneinander vorbei.
    Kaum

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