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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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dritten Klingeln.
    Er habe wenig Zeit, sagt er, sei auf dem Sprung in die Uni.
    Prüfungen.
    »Können Sie auf dem Weg telefonieren? Kann ich Sie auf dem Handy anrufen?«
    Schöllkopf gab ihm die Nummer.
    Dengler wartete zehn Minuten, bevor er wählte. Als Schöllkopf sich meldete, hörte Dengler Straßengeräusche.
    »Ich möchte Ihnen die Rede vorlesen, die Ihre Frau nicht mehr halten konnte.«
    Er liest.
    Nach den ersten Sätzen unterbricht ihn Schöllkopf.
    »Sie erzählen mir erneut Lügengeschichten. Das hätte meine Frau niemals gesagt.«
    Dengler konnte spüren, wie Schöllkopfs Verärgerung sich steigerte.
    »Warum erzählen Sie mir so einen Mist? Was wollen Sie damit erreichen?«, fragte Schöllkopf gereizt.
    »Ich habe die Rede von der Sekretärin Ihrer Frau.«
    »Das kann nicht sein. Vollkommen unmöglich.«
    Er legte wütend auf.
    Dengler wählte erneut.
    »Ich faxe Ihnen die Rede. Warum sind Sie sich so sicher, dass sie diese Rede so nicht gehalten hätte?«
    »Wegen Manila.«
    »Der Hauptstadt der Philippinen?« »Ja.«
    »Hat es mit Maria zu tun?«
    »Natürlich hat es mit Maria zu tun«, schrie Schöllkopf ins Telefon, »wissen Sie, warum sie bei uns ist?«
    »Nein.«
    »Ihre Eltern sind an Cholera gestorben. Sie selbst hatte auch Cholera. Wenn wir sie nicht gefunden hätten, wäre sie tot. So
     tot, wie einige tausend in Manila.«
    »Bitte, erzählen Sie ...!«
    »Vor einigen Jahren teilten sich zwei Clans und zwei internationale Konzerne Manila. Sie zogen einen Strich mitten durch die
     Stadt. Es ging ums Wasser. Den Osten übernahmManila Water, gehört einem amerikanischen Konzern und dem Ayala-Clan, der auch das Immobiliengeschäft kontrolliert. Der Westen
     wird von Mayniland beherrscht, ein Syndikat, das dem französischen Odeo-Konzern und dem Lopez-Clan gehört, der bereits das
     Stromgeschäft und die TV-Stationen des Landes besitzt.«
    Dengler hörte Schöllkopf durchs Handy schwer atmen.
    »Weiter?«
    »Es ist eine einfache, eine schrecklich einfache Geschichte.«
    »Erzählen Sie.«
    »Die beiden Firmen, Manila Water und Mayniland, erhöhten sofort die Wasserpreise, nachdem sie das Geschäft übernommen hatten.
     Obwohl sie das Gegenteil versprochen hatten. Im Osten stiegen die Preise um 500 Prozent, im Westen um 700 Prozent. Investiert
     wurde aber nicht. Und was geschah?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Die Armen konnten die Rechnungen nicht mehr bezahlen.«
    »Und dann?«
    »Sie zapften die Leitungen an.«
    »Und?«
    »Die Firmen senkten den Wasserdruck in den ärmeren Vierteln, um ihn in den reichen Vierteln, in denen die Preise bezahlt werden
     konnten, zu halten.«
    »Ja?«
    »Stellen Sie sich die brüchigen Rohre vor. In der Hitze Manilas. Ohne genügend Wasserdruck in den Leitungen.«
    »Was geschah?«
    »Was geschah? Was jeder vorhersehen konnte. Cholerabakterien nisteten sich in den Rohren ein, und da der Wasserdruck gering
     war, entwickelten sie sich prächtig. Eine Epidemie brach aus. Unzählige Menschen starben. Darunter Marias Eltern. Und sie
     wurde auch krank. Über ein Hilfswerk holten wir sie nach Deutschland. Jetzt geht es ihr gut.Gesundheitlich. Nur manchmal ... Verstehen Sie jetzt, dass Angelika so etwas niemals gesagt hätte? Niemals!«
    Schöllkopf schwieg.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Dengler und legte vorsichtig den Hörer auf.

[ Menü ]
    Es ist nicht belanglos
    Dengler saß noch einige Minuten still an seinem Schreibtisch.
    Die Rede war gefälscht.
    Das BKA überwachte ihn.
    Warum? Er musste es herausfinden.
    Und noch etwas musste geklärt werden.
    Olga kam ins Zimmer.
    Ob er mit ihr in die Espressobar ginge. Sie wolle frühstücken.
    »Ich denke über den Heiligen Antonius nach«, sagte Dengler.
    Olga sah ihn fragend an.
    Dengler drehte sich in seinem Bürostuhl.
    »Meine Klientin, die den Heiligen Antonius so verehrt, besitzt keinen Pfennig Geld.«
    »Die arme Frau. So sollte man im Alter nicht leben.«
    »Trotzdem landeten 7000 Euro auf meinem Konto.«
    »Vielleicht hatte sie Ersparnisse«, sagte Olga leichthin.
    »Hatte sie nicht. Also wollte jemand, dass ich die Ermittlungen in Sache Schöllkopf weiterführe. Jemand, der ein Interesse
     an der Sache hat, aber nicht erkannt werden will.«
    »Wer soll das denn sein?«
    »Du.«
    Sie blieb stehen – und errötete.
    »Vielleicht wollte jemand den Heiligen Antonius milde stimmen. Falls ich es war, hat es ja auch geklappt.«
    »Meinst du?«
    »Meine Verfolger sind abgeschüttelt – hast du selbst gesagt.«
    Sie

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