Fremde Wasser
lächelte ihn an, und Dengler wusste, dass sie mehr dazu nicht sagen würde.
»Ich hoffe es«, sagte er.
Dann stand er auf und küsste sie.
»Lass uns frühstücken gehen.«
* * *
Eine Stunde später saß er wieder an seinem Schreibtisch. Er nahm sich den Zettel vor, auf dem er die Rufnummern notiert hatte,
die das Handy des Typen mit dem marionettenhaften Schlendergang gespeichert hatte.
Fünf Rufnummern hatte er gewählt.
Eine 180er Nummer. Zwei Berliner Festnetznummern, zwei Handynummern.
Dengler legte eine CD mit Telefonauskunftsdaten in seinen Rechner. Die erste der beiden Festnetznummern war ein Pizza-Service
in Kreuzberg. Er notierte sich die Adresse. Die andere Nummer fand er nicht.
Auch die beiden Funktelefonnummern waren nicht auf der CD.
Er begann mit der 0180er Nummer. Die Auskunft der Deutschen Bahn meldete sich und schaltete ihn sofort in eine Warteschleife.
Er legte auf und strich die Nummer von seiner Liste.
Er wählte die zweite Festnetznummer.
»Schumacher«, meldete sich ein Mann geschäftsmäßig.
»Watzlow hier, ich brauche einen Termin bei Ihnen. Können wir uns sehen?«
»Geben Sie mir ein Passwort.«
»Ja, ich weiß leider ..«
Der Mann legte auf.
Diesen Anschluss würde er sich genauer ansehen. Diesen Anschluss und die beiden unbekannten Handynummern.
* * *
Drei Nummern hatte der BKA-Mann mit dem Schlendergang angenommen. Alle drei Anrufe waren von Handys erfolgt.
Dengler wählte die erste Handynummer.
»Hallo«, meldete sich eine männliche Stimme.
»Ich bin's. Ich wollte nur sagen: Ich bin an der Sache dran.« »Wer spricht da?«
»Sie wissen schon. Ich bin an der Sache dicht dran.«
»Sind Sie ... der Mann vom Verband?«
»Ja.«
»Sie haben es doch erledigt. Ich habe die Rechnung schon bezahlt. Mehr brauche ich nicht.«
Aufgelegt.
Der Mann vom Verband?
Wenn sein Beschatter beim BKA arbeitete, dann hatte er nebenher vermutlich ein wenig schwarz gearbeitet. Dengler wusste, dass
viele seiner früheren Kollegen ihre Kasse auf diese Weise aufbesserten. Offiziell als Promi-Chauffeure bei Staatsempfängen,
Festivals, und inoffiziell – da nahm man, was da so kam. Dieser Kollege hielt es offensichtlich so.
Nächste Nummer.
Eine Computerstimme sagte ihm, dass der Teilnehmer zurzeit nicht erreichbar sei und dass er es später noch einmal probieren
solle.
Die dritte Nummer.
»Sonja hier«, räkelte sich ihm eine Frauenstimme entgegen.
»Hallo, hier ist Peter. Ein Freund hat mir diese Nummer gegeben.«
»Da hast du aber einen netten Freund«, sagte sie und legte ihre Stimme noch eine Oktave tiefer, »bist du in Berlin?«
»Nein, morgen bin ich da. Da wäre es schön, wenn wir uns sehen könnten.«
»Ja, gern. Du kennst die Tarife?«
»Äh, nein.«
»Mit Gummi 150, ohne noch mal 100 dazu. Wenn ich dir einen blase, 50 dazu, anal 100 dazu.«
»Das geht ja noch.«
»Wirst es nicht bereuen, Peter.«
Sie gab ihm eine Adresse in Charlottenburg.
Ausgerechnet Charlottenburg, dachte er und strich die
Nummer von seiner Liste.
Er notierte die Ergebnisse in sein Notizbuch:
Mein Überwacher (BKA?):
Fünf Nummern gewählt:
0180 Auskunft der Deutschen Bahn
Festnetz 1 Pizza Service in Berlin
Festnetz 2 Berlin Nummer, Schumacher, will ein Kennwort
Handy 1 Unbekannt
Handy 2 Unbekannt
Drei Nummern angenommen:
Handy 1 Unbekannter Mann, fragt, ob ich der »Mann vom Verband« sei
Handy 2 Unbekannt
Handy 3 Nutte aus Berlin-Charlottenburg
Die Bahnauskunft konnte er streichen. Der Pizzaservice und die Charlottenburger Nutte könnten bedeuten, dass der Überwacher
in Berlin lebte oder sich zumindest bis vor kurzem dort aufgehalten hatte. Auch diese beiden Nummern konnte er streichen.
Die anderen Nummern musste er herausfinden.
Dengler klappte das Buch zu.
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Der IMSI-Catcher
Noch zwei Telefonate hatte er zu führen.
Er wählte.
»Security Services Nolte & Partners. Guten Tag«, meldete sich eine Stimme.
»Georg Dengler. Ich möchte Richard Nolte sprechen.«
Musik von George Michael.
»Security Services Nolte & Partners – Sekretariat der Geschäftsleitung.«
»Georg Dengler. Ich möchte Richard Nolte sprechen.«
George Michael setzte seinen Song fort. »Hallo, Herr Dengler, wir haben ja schon lange nichts mehr voneinander gehört.«
Das stimmte. Während seines zweiten Falls hatte Dengler hin und wieder für Nolte gearbeitet.
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