Fremder in einer fremden Welt
er Schwierigkeiten hatte, den menschlichen Begriff von Eigentum zu groken, und vor allem die Konzepte von Vererben und Erben. Deshalb hielt er sich an den Text des Buches (Jubal erkannte es als >Ely über Erbschaften und Vermächtnisse^ Kapitel eins).
Mike zitierte genau und ausdruckslos, was er gelesen hatte, Seite um Seite. Der Raum versank in Schweigen, und der Fragesteller schluckte.
Jubal griff nicht ein, bis jeder anwesende Journalist mehr über Witwenleibgedinge und Nießbrauch des Witwers am Grundeigentum der verstorbenen Ehefrau, Blutsverwandtschaft und von einer Mutter stammende Geschwister, Erbfolge per stirpes und per capita wußte, als ihm lieb war. Schließlich sagte Jubal: »Das ist genug, Mike.«
Mike sah ihn verwirrt an. »Es kommt noch mehr.«
»Später. Hat jemand eine Frage zu einem anderen Thema?«
Ein Reporter für eine Londoner Sonntagszeitung sprang mit einer Frage ein, die dem Geldbeutel seines Arbeitgebers nahestand: »Mr. Smith, es heißt, Sie mögen Mädchen. Haben Sie schon einmal ein Mädchen geküßt?«
»Ja.«
»Hat es Ihnen gefallen!«
»Ja.«
»Wie hat es Ihnen gefallen?«
Mike zögerte nicht. »Mädchen zu küssen ist fein«, erklärte er. »Es ist ein Zusammenwachsen. Es geht noch übers Kartenspiel.«
Ihr Applaus ängstigte ihn. Aber er spürte, daß Jill und Dorcas sich nicht ängstigten. Sie versuchten, den geräuschvollen Ausdruck des Vergnügens zurückzuhalten, den er nicht lernen konnte. Deshalb bezwang er seine Furcht und wartete.
Er wurde vor weiteren Fragen gerettet und erlebte eine große Freude. Denn er sah eine ihm bekannte Gestalt durch eine Seitentür eintreten. »Mein Bruder Dr. Mahmoud!« Überwältigt vor Aufregung sprach Mike weiter - auf marsianisch.
Der Semantiker der Champion winkte und lächelte, eilte auf Mike zu und antwortete dabei in der gleichen kratzenden Sprache. Die beiden fuhren fort, in nichtmenschlichen Symbolen zu sprechen, Mike wie ein Wasserfall, Mahmoud nicht so schnell. Es hörte sich an, als ramme ein Rhinozeros einen Schuppen aus Stahlplatten.
Die Journalisten sahen dem eine Weile zu. Diejenigen, die Tonaufnahmen machten, zeichneten es auf, und die Benutzer von Papier und Bleistift hielten es als Farbtupfer fest. Schließlich unterbrach einer: »Dr. Mahmoud! Was sagen Sie?«
Mahmoud antwortete in knappem Oxfort-Englisch. »Ich habe hauptsächlich gesagt: >Langsamer, mein lieber Junge, langsam, bitte.<«
»Und was sagt er?«
»Der Rest ist persönlich, privat und nicht von Interesse. Grüße, verstehen Sie. Alte Freunde.« Er plauderte weiter auf marsianisch.
Mike erzählte seinem Bruder alles, was geschehen war, seit er ihn zuletzt gesehen hatte, damit sie besser groken könnten. Seine Abstraktion dessen, was es zu erzählen gab, war im Konzept marsianisch, da es vor allem um neue Wasserbrüder und das Aroma eines jeden ging. das sanfte Wasser, das Jill war. die Tiefe Annes. die seltsame, noch nicht in der ganzen Fülle gegrokte Tatsache, daß Jubal einmal wie ein Ei, dann wieder wie ein Alter schmeckte und doch keins von beidem war - die nicht zu grokende Weite des Wasserozeans.
Mahmoud hatte weniger zu berichten, da ihm, nach marsianischen Begriffen, weniger widerfahren war - ein dionysischer Exzeß, auf den er nicht stolz war, ein langer Tag, den er auf dem Gesicht liegend in Washingtons Suleiman-Moschee verbracht hatte. Die Ergebnisse dessen hatte er noch nicht gegrokt und wollte sie nicht diskutieren. Keine neuen Wasserbrüder.
Dann unterbrach er Mike und bot Jubal die Hand. »Sie sind Dr. Harshaw. Valentin Michael glaubt, er habe mich vorgestellt - und das hat er auch, nach seinen Regeln.«
Harshaw ergriff seine Hand und betrachtete ihn. Der Mann sah wie ein jagender, schießender, Sport treibender Brite aus, von der teuerlässigen Tweedkleidung bis zu dem kurzgestutzten grauen Schnurrbart. aber seine Haut war schwärzlich, und die Gene für diese Nase stammten aus einer Gegend nahe der Levante. Harshaw mochte Fälschungen nicht und würde stets kaltes Maisbrot der perfektesten synthetischen Rinderlende vorziehen.
Aber Mike behandelte ihn als Freund. Folglich war er ein Freund, bis er sich als etwas anderes erwies.
Auf Mahmoud wirkte Harshaw wie das Ausstellungsstück dessen, was er sich unter einem Yankee vorstellte - vulgär, für die Gelegenheit zu salopp gekleidet, laut, wahrscheinlich unwissend und fast sicher provinziell. Dazu Akademiker, was es noch schlimmer machte, denn nach Dr. Mahmouds Erfahrungen
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