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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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waren amerikanische Akademiker ungebildet und engstirnig, bloße Techniker. Er hegte großen Abscheu vor allem, was amerikanisch war. Ihr unglaubliches polytheistisches Babel an Religionen, ihre Küche (Küche!!!), ihre Manieren, ihre Bastard-Architektur und ihre kränklichen Künste - und ihr blinder, arroganter Glaube an ihre Überlegenheit, lange nachdem ihre Sonne untergegangen war. Ihre Frauen. Vor allem ihre Frauen, ihre unbescheidenen, anmaßenden Frauen mit den hageren, ausgehungerten Körpern, die ihn nichtsdestotrotz störenderweise an Huris erinnerten. Vier von ihnen umringten Valentin Michael - und das bei einer Konferenz, die rein männlich hätte sein sollen.
    Aber Valentin Michael präsentierte diese Leute - einschließlich der allgegenwärtigen weiblichen Kreaturen -, präsentierte sie stolz und eifrig als seine Wasserbrüder und legte damit Mahmoud eine Verpflichtung auf, die bindender war als die, die man den Söhnen des Bruders seines Vaters schuldig war. Denn Mahmoud hatte den marsianischen Ausdruck für solche anwachsenden Relationen durch Beobachtung von Marsianern gelernt und brauchte ihn nicht unzureichend mit >Beziehungsketten< und nicht einmal mit >Dinge, die ein und demselben Ding gleich sind, sind einander gleich< zu übersetzen. Er hatte die Marsianer bei sich zu Hause gesehen; er kannte ihre Armut (nach irdischen Begriffen), er hatte an ihrem kulturellen Reichtum genippt und weit mehr davon erraten, und er hatte den alles andere übersteigenden Wert gegrokt, den die Marsianer auf zwischenpersönliche Beziehungen legten.
    Da ließ sich nichts machen - er hatte Wasser mit Valentin Michael geteilt, und jetzt mußte er den Glauben, den sein Freund in ihn setzte, rechtfertigen. Er hoffte nur, diese Yankees waren nicht durch und durch Lumpen.
    Also lächelte er freundlich. »Ja. Valentin Michael hat mir - sehr stolz - erklärt, daß Sie alle mit ihm.« Mahmoud benutzte ein marsianisches Wort - »geschlossen haben.«
    »Wie bitte?«
    »Wasserbrüderschaft. Sie verstehen?«
    »Ich groke es.«
    Mahmoud bezweifelte, ob Harshaw es grokte, fuhr jedoch gewandt fort: »Da ich in dieser Beziehung zu ihm stehe, muß ich darum bitten, als Mitglied der Familie betrachtet zu werden. Ich kenne Ihren Namen, Doktor, und errate, daß das hier Mr. Caxton ist - ich habe Ihr Gesicht als Foto am Kopf Ihrer Kolumne gesehen, Mr. Caxton -, aber wir wollen einmal sehen, ob ich die jungen Damen auseinanderhalte. Das muß Anne sein.«
    »Ja. Aber sie trägt ihre Robe.«
    »Ja, natürlich. Ich werde ihr später meine Aufwartung machen.«
    Harshaw stellte ihn den anderen vor. und Jill verblüffte ihn, indem sie ihn mit dem korrekten Ehrentitel für einen Wasserbruder anredete.
    Sie sprach ihn drei Oktaven höher als ein Marsianer, aber mit reinstem Halsweh-Akzent. Es war eins von dem Dutzend Wörtern, die sie von den hundert und etwas, die sie zu verstehen begann, aussprechen konnte - aber dieses eine beherrschte sie vollkommen, weil sie es jeden Tag viele Male benutzte.
    Dr. Mahmouds Augen wurden groß - vielleicht waren diese Menschen nicht bloß unbeschnittene Barbaren. Sein junger Freund verfügte tatsächlich über eine starke Intuition. Sofort antwortete er Jill mit dem richtigen Ehrentitel und beugte sich über ihre Hand.
    Jill sah, daß Mike entzückt war. Es gelang ihr, die kürzeste von neun Formen zu krächzen, mit der ein Wasserbruder auf die Antwort eingehen kann - obwohl sie sie nicht grokte und (Englisch sprechend) nie daran gedacht hätte, das ihr am nächsten kommende menschliche biologische Äquivalent vorzuschlagen - ganz bestimmt nicht einem Mann, den sie eben erst kennengelernt hatte!
    Mahmoud, der die Redensart sehr wohl verstand, faßte sie nach ihrer symbolischen und nicht nach ihrer (bei Menschen unmöglichen) wörtlichen Bedeutung auf und setzte den Dialog in korrekter Form fort. Jill hatte ihre Grenzen erreicht; sie verstand ihn nicht und hätte nicht einmal auf englisch antworten können.
    Aber sie hatte eine Inspiration. In Abständen standen rings um den Tisch Wasserkaraffen, jede von einer Zahl Gläser umgeben. Sie ergriff eine Karaffe und ein Glas und füllte letzteres.
    Sie sah Mahmoud in die Augen und sagte ernst! »Wasser. Unser Nest ist deines.« Sie berührte das Glas mit den Lippen und reichte es Mahmoud.
    Er antwortete auf marsianisch, sah, daß sie nicht verstand, und übersetzte: »Wer Wasser teilt, teilt alles.« Er nahm einen Schluck und wollte Jill das Glas schon zurückgeben.

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