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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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roch. Dorcas sollte wie Dorcas riechen.
    Jubal unterbrach: »Hör auf, mit dem Jungen zu schmusen, und laß ihn essen! Dorcas, du riechst wie ein Marseiller Katzenhaus; schwatz Mike nicht noch mehr Stinkwasser ab.«
    »Boß, kümmere du dich um deine eigenen Angelegenheiten.«
    Es war verwirrend - daß Jill noch mehr nach Jill riechen konnte. daß Dorcas sich wünschte, wie Jill zu riechen, wo sie doch wie sie selbst roch. daß Jubal sagte, Dorcas rieche wie eine Katze. Es gab eine Katze auf dem Anwesen (kein Schoßtier, sondern eine Miteigentümerin). Gelegentlich kam sie ans Haus und geruhte, eine Gabe entegenzunehmen. Die Katze und Mike grokten einander; Mike fand ihre Fleischfresser-Gedanken sehr erfreulich und ganz marsianisch. Er entdeckte, daß der Name Katze (Friedrich Wilhelm Nietzsche) nicht der Name der Katze war, aber das erzählte er niemandem, weil er den richtigen Namen der Katze nicht aussprechen konnte; er hörte ihn nur in seinem Kopf.
    Die Katze roch nicht wie Dorcas.
    Das Geschenkemachen war ein großes Gutes und lehrte Mike den wahren Wert des Geldes. Dabei vergaß er andere Dinge nicht, die er begierig war zu groken. Jubal sagte Senator Boone zweimal ab, ohne es zu erwähnen, und Mike bekam es nicht mit. Nach seinen Zeitvorstellungen war der >kommende Sonntag< kein bestimmtes Datum.
    Aber die nächste Einladung traf an Mike adressiert ein; Bischof Digby hatte Boone unter Druck gesetzt, und Boone spürte, daß Harshaw ihn hinhielt.
    Mike brachte Jubal den Brief. »Und?« brummte Jubal.
    »Möchtest du hingehen? Du mußt nicht. Wir können ihnen sagen, sie sollen sich zum Teufel scheren.«
    Am nächsten Sonntagmorgen kam ein Checker-Taxi mit menschlichem Piloten (Harshaw weigerte sich, einem Robottaxi zu vertrauen) und brachte Mike, Jill und Jubal zum Erzengel-Foster-Tabernakel der Kirche der Neuen Offenbarung.

23
    Auf dem ganzen Weg zur Kirche versuchte Jubal, Mike zu warnen - wovor, darüber war Mike sich nicht im klaren. Er hörte zu, aber die Landschaft verlangte gebieterisch seine Aufmerksamkeit. Deshalb schloß er einen Kompromiß, indem er das, was Jubal sagte, im Gedächtnis verstaute. »Paß auf, Junge«, mahnte Jubal, »diese Fosteriten sind hinter deinem Geld her. Außerdem würde es ihnen Prestige verleihen, wenn der Mann vom Mars ihrer Kirche beiträte. Sie werden dich bearbeiten - du mußt fest bleiben.«
    »Verzeihung?«
    »Verdammt noch mal, du hörst mir nicht zu!«
    »Es tut mir leid, Jubal.«
    »Nun. betrachte es einmal auf diese Weise. Religion ist für viele ein Trost, und es ist denkbar, daß irgendeine Religion irgendwo die letzte Wahrheit darstellt. Aber Religiosität ist oft eine Form von Dünkel. Der Glaube, in dem ich erzogen worden bin, versicherte mir, ich sei besser als andere Leute; ich war >gerettet<, sie waren >verdammt< - wir waren im Stande der Gnade, und der Rest bestand aus >Heiden<. Mit >Heiden< meinten sie Leute wie unseren Bruder Mahmoud. Ignorante Flegel, die selten badeten und Korn nach dem Mond aussäten, behaupteten, die endgültigen Antworten des Universums zu kennen. Das berechtigte sie, auf Außenseiter hinabzublicken. Unsere Kirchenlieder waren voll von Arroganz - wir gratulierten uns selbst dazu, auf wie vertrautem Fuß wir mit dem Allmächtigen standen, eine wie hohe Meinung wir von uns hatten, und wie schlimm es allen anderen am Tag des Jüngsten Gerichts ergehen werde. Wir vertrieben die einzige authentische Marke von Lydia Pinkhams.«
    »Jubal!« protestierte Jill. »Er grokt es nicht.«
    »Hä? - Tut mir leid. Meine Leute versuchten einen Prediger aus mir zu machen. was ihnen auch beinahe gelungen wäre. Vermutlich merkt man das heute noch.«
    »Und wie.«
    »Schimpf nicht, Mädchen! Ich hätte einen guten Prediger abgegeben, wenn ich mir nicht die fatale Angewohnheit zugelegt hätte zu lesen. Mit einer Spur mehr Selbstvertrauen und einer großzügigen Portion Unwissenheit wäre ich ein berühmter Evangelist geworden. Glaub mir, unser heutiges Ziel wäre als >Erzengel-Jubal-Tabernakel< bekannt.«
    Jill erschauderte. »Jubal, bitte! Nicht so kurz nach dem Frühstück!«
    »Das ist mein Ernst. Ein Betrüger weiß, daß er lügt, und das setzt ihm Grenzen. Aber ein erfolgreicher Schamane glaubt, was er sagt - und Glaube ist ansteckend; für ihn gibt es keine Grenzen. Mir fehlte es jedoch an dem notwendigen Vertrauen in meine eigene Unfehlbarkeit; ich konnte kein Prophet werden. nur ein Kritiker - eine Art viertklassiger Prophet.« Jubal runzelte

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