Fremder in einer fremden Welt
eine tätowierte Dame kennengelernt. Sie kommen sich mit diesen Tätowierungen angezogen vor. Oder zumindest galt das für meine Freundin Sadako. Sie war Japanerin. Aber Japaner haben ein anderes Körperbewußtsein als wir.«
»Also, Pat ist sich ihres Körpers nicht bewußt«, antwortete Ben, »nur ihrer Tätowierungen. Sie will, wenn sie gestorben ist, augestopft und nackt ausgestellt werden - als Tribut an George.«
»George?«
»Pardon. Ihr Mann. Oben im Himmel, zu meiner Erleichterung. obwohl sie redete, als sei er nur schnell auf ein Bier ausgegangen. Sie benahm sich, als ob sie jeden Moment erwarte, vor Gericht gestellt zu werden. Doch im wesentlichen ist Pat eine Dame. und sie ließ mich nicht in meiner Verlegenheit stecken.«
31
Patricia Paiwonski gab Ben Caxton den sich verausgabenden Kuß der Bruderschaft, bevor er wußte, wie ihm geschah. Sie spürte sein Unbehagen und war überrascht. Michael hatte ihr gesagt, sie solle ihn empfangen und Bens Gesicht in ihr Gedächtnis übertragen. Sie wußte, daß Ben ein Bruder des Inneren Nestes war, ein Bruder im vollen Sinne, und Jill war nur mit Michael enger zueinandergewachsen als mit Ben. Notwendigerweise kam Mike immer zuerst. Er war der Spender all ihres Wissens und die Quelle des Wassers des Lebens.
Aber Patricias Natur war der endlose Wunsch, andere Leute so glücklich zu machen, wie sie es war; sie bremste. Sie lud Ben ein, sich von seiner Kleidung zu befreien, drängte jedoch nicht darauf, nur daß sie ihn bat, die Schuhe auszuziehen. Sie wies darauf hin, daß das Nest sehr angenehm für nackte Füße sei. Den Umkehrschluß - nämlich daß Schuhe unangenehm für das Nest seien - ließ sie unausgesprochen. Das Nest war weich und so sauber, wie allein Michaels Kräfte Dinge sauber halten konnten.
Dann zeigte sie ihm, wo er die Sachen aufhängen konnte, die zu warm für das Nest waren und holte ihm einen Drink. Was er am liebsten trank, wußte sie von Jill, und sie entschied sich für einen doppelten Martini; der arme liebe Junge sah müde aus. Als sie mit Gläsern zurückkam, war Ben barfuß und zog sein Jackett aus. »Bruder, mögest du niemals dürsten.«
»Wir teilen Wasser«, stimmte er zu und trank. »Es ist schrecklich wenig Wasser darin.«
»Genug«, antwortete sie. »Michael sagt, das Wasser könne im Gedanken sein; es ist das Teilen. Ich groke, daß er richtig spricht.«
»Ich groke. Und genau das, was ich gebraucht habe. Danke, Patty.«
»Was uns gehört, ist dein, und du gehörst uns. Wir freuen uns, daß du zu Hause bist. Die anderen sind beim Gottesdienst oder Unterricht. Es hat keine Eile; sie werden kommen, wenn das Warten erfüllt ist. Würdest du dich gern in deinem Nest umsehen?«
Ben war immer noch verwirrt, aber gleichzeitig auch interessiert. Also ließ er sich von ihr herumführen: Eine große Küche mit einer Bar an einem Ende, eine Bibliothek, noch umfangreicher als die Jubals, Badezimmer, geräumig und luxuriös, Schlafzimmer - Ben nahm an, daß es Schlafzimmer waren, obwohl sie keine Betten enthielten, sondern nur Fußböden, die noch weicher waren als in den anderen Räumen. Patty nannte sie >kleine Nester< und zeigte ihm das, in dem sie für gewöhnlich schlief.
Es enthielt ihre Schlangen.
Es war auf der einen Seite für ihre Schlangen eingerichtet. Ben unterdrückte seinen Ekel, bis er zu den Kobras kam. »Es kann nichts passieren«, versicherte Patty ihm. »Erst hatten wir sie hinter Glas. Aber Michael hat ihnen beigebracht, daß sie diese Linie nicht überqueren dürfen.«
»Ich würde mehr Vertrauen in Glas setzen.«
»Okay, Ben.« Sie ließ eine gläserne Trennscheibe herunter. Ben fühlte sich erleichtert und brachte es fertig, Honey Bun zu streicheln, als er dazu aufgefordert wurde. Bevor sie in das große Wohnzimmer zurückkehrten, zeigte Pat ihm noch einen weiteren Raum. Er war sehr groß, kreisförmig und hatte einen so kissenweichen Fußboden wie die Schlafzimmer - und keine Möbel. Sein Mittelpunkt war ein rundes Schwimmbecken. »Dies«, informierte sie ihn, »ist der Innerste Tempel, wo wir neue Brüder ins Nest aufnehmen.« Sie tauchte einen Fuß ins Wasser. »Möchtest du Wasser teilen oder zueinanderwachsen? Oder vielleicht nur schwimmen?«
»Äh. im Augenblick nicht.«
»Es ist Zeit, zu warten«, stimmte sie zu. Sie kehrten in den Wohnraum zurück, und Patricia ging, ihm noch einen Drink zu holen. Ben setzte sich auf eine große Couch - und stand wieder auf. Es war warm hier, er schwitzte von dem
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