Fremder in einer fremden Welt
fallen, erschlagen von seiner Simplizität. Er hatte eine gewisse Vorstellung von dem geldlosen Kommunismus der marsianischen Kultur; er erkannte, daß Mike hier eine Enklave dieser Kultur gegründet hatte - diese Schüsseln markierten den Übergang von der marsianischen zur terranischen Ökonomie. Ob Patty wußte, daß das nur funktionierte, weil Mikes Reichtum dahinterstand? Er beschloß, sie nicht zu fragen.
»Patty, wie viele sind hier im Nest?« Er war ein bißchen besorgt geworden, dann schob er den Gedanken zurück - warum sollten sie bei ihm schnorren? Außer vielleicht um sich auf seinen Grasteppich zu wälzen - er hatte doch keine Töpfe mit Gold auf der Innenseite seiner Tür.
»Mal überlegen. beinahe zwanzig, wenn man die Novizen-Brüder mitrechnet, die noch nicht auf marsianisch denken und noch nicht geweiht sind.«
»Bist du geweiht, Patty?«
»O ja. Die meiste Zeit unterrichte ich. Ich habe die Anfängerklasse in Marsianisch, und ich helfe den Novizen und solche Sachen. Und Dawn und ich - Dawn und Jill sind Hohepriesterinnen - Dawn und ich sind recht gut bekannt als Fosteriten, deshalb arbeiten wir zusammen, um anderen Fosteriten zu zeigen, daß die Kirche aller Welten nicht mit dem Glauben in Konflikt steht, ebensowenig wie es einem Baptisten verboten ist, den Freimaurern beizutreten.« Sie zeigte Ben Fosters Kuß, erklärte ihn und wies auf seinen wundersamen Gefährten hin, den Mike ihr gegeben hatte.
»Sie wissen, was Fosters Kuß bedeutet, und wie schwer es ist, ihn sich zu erringen. und sie haben einige von Mikes Wundern gesehen und sind beinahe reif, sich anzustrengen und in einen höheren Kreis aufzusteigen.«
»Ist es eine Anstrengung?«
»Natürlich, Ben - für sie. In deinem Fall und meinem und Jills und in dem von ein paar anderen war es leicht, weil Michael uns direkt in die Bruderschaft gerufen hat. Aber andere lehrt Michael erst eine Disziplin - keinen Glauben, sondern einen Weg, Glauben in Werken zu verwirklichen. Es bedeutet, daß sie Marsianisch lernen müssen. Das ist nicht leicht; ich bin nicht perfekt darin. Aber es ist Glückseligkeit, zu arbeiten und zu lernen. Du hast nach dem Nest gefragt - da sind Duke und Jill und Michael. zwei Fosteriten, nämlich Dawn und ich. ein beschnittener Jude und seine Frau und vier Kinder.«
»Kinder im Nest?«
»Oh, viele. Sie sind im Nestlingsnest für sich; niemand könnte meditieren, wenn Kinder toben und lärmen. Möchtest du es sehen?«
»Hm, später.«
»Ein katholisches Paar mit einem kleinen Jungen - exkommuniziert, was mir sehr leid tut; ihr Priester hat es herausgefunden. Michael mußte ihnen besondere Hilfe leisten; es war ein schrecklicher Schock - und ganz unnötig. Sie waren jeden Sonntag früh aufgestanden, um wie üblich zur Messe zu gehen - aber Kinder können den Mund nicht halten.
Eine unmoralische Familie des neuen Schismas - das sind noch drei Personen, dazu ihre Kinder. Der Rest sind Protestanten und ein Atheist. das heißt, er hielt sich dafür, bis Michael ihm die Augen öffnete. Er kam her, um zu spotten; er blieb, um zu lernen. er wird bald Priester sein. Das wären neunzehn Erwachsene, aber wir sind fast nie alle gleichzeitig im Nest, außer bei unseren eigenen Gottesdiensten im Innersten Tempel. Das Nest ist für 81 Personen gebaut - >drei gefüllt<, das sind drei mal drei mit sich selbst mulitpliziert -, aber Mike grokt noch viel Warten, bis wir ein größere Nest brauchen, und bis dahin werden wir andere Nester bauen. Möchtest du gern einen Äußeren Gottesdienst erleben?
Möchtest du sehen, wie Michael die Sache anfaßt, anstatt meinem Gequatsche zuzuhören? Michael predigt jetzt.«
»Nun ja, wenn es nicht zuviel Mühe macht.«
»Du könntest zwar auch alleine gehen, aber ich würde gerne mitkommen. ich habe gerade nichts zu tun. Nur eine Sekunde, Lieber, bis ich mich angezogen habe.«
*
»Jubal, sie kam in einem Gewand wie Annes Zeugenrobe zurück, aber mit Engelsflügel-Ärmeln, hochgeschlossen und über ihrem Herzen die Handelsmarke, die Mike für die Kirche aller Welten benutzt - neun konzentrische Kreise und eine konventionell dargestellte Sonne. Dieser Aufzug war das Ornat; Jill und die anderen Priesterinnen trugen das gleiche, nur daß Pattys Kleid hochgeschlossen war, um ihre Tätowierungen zu bedecken. Gleiches galt für die Bünde an ihrem Ärmeln. Sie hatte Söckchen an den Füßen und hielt Sandalen in der Hand.
Es veränderte sie völlig, Jubal. Es gab ihr große Würde. Ich sah, daß
Weitere Kostenlose Bücher