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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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ebenfalls nackt war.
    Ben Caxton war eigentlich überzeugt gewesen, er stehe über solchen Dingen. Daß man ohne irgend etwas schwimmen ging, erschien ihm sogar als sinnvoll. Er wußte, daß viele Familien in ihrem eigenen Heim ganz selbstverständlich nackt herumlaufen - und dies war eine Art von >Familie< - obwohl er selbst nicht so erzogen worden war. Er hatte sich sogar einmal von einem Mädchen in ein Nudisten-Camp einladen lassen. Es hatte ihm nichts ausgemacht. Nach ungefähr fünf Minuten betrachtete er es nur als einen einzigen großen Blödsinn. Die zweifelhaften Freuden, die ihm von Brennesseln, diversen Schürfwunden und einem Ganzkörper-Sonnenbrand beschert wurden, hatten ihm einen ganzen Tag im Bett eingebracht. Aber er konnte sich zwischen der Höflichkeit, sein symbolisches Feigenblatt abzulegen, und der Überzeugung, daß er sich albern vorkommen würde, wenn Fremde hereinkämen, die angezogen wären, nicht entscheiden. Teufel, er würde vielleicht sogar rot werden!
    *
    »Was hättest du getan, Jubal?«
    Harshaw hob die Augenbrauen. »Erwartest du von mir, daß ich schockiert bin, Ben? Ich habe den menschlichen Körper im letzten halben Jahrhundert oft genug betrachtet, professionell und auf andere Art. Der menschliche Körper ist oft erfreulich, häufig deprimierend - und niemals per se von Bedeutung, außer in der subjektiven Sichtweise des Betrachters. Mike führte seinen Haushalt also nach Nudisten-Prinzipien. Soll ich Bravo rufen? Oder soll ich weinen?«
    »Verdammt noch mal, Jubal, es ist billig, den Olympier zu spielen. Aber ich habe nie gesehen, daß du in Gesellschaft die Hosen ausziehst.«
    »Das würdest du auch nicht tun. Aber ich groke, du warst nicht durch Keuschheit motiviert. Du littest unter der morbiden Furcht, dich lächerlich zu machen - eine Neurose mit einem langen, pseudogriechischen Namen. Aber ich will dich nicht langweilen.«
    »Unsinn! Ich war mir nicht sicher, was höflich sein würde.«
    »Selber Unsinn, Sir - du wußtest, was höflich war. hattest aber Angst, dumm auszusehen. oder beim galanten Reflex überrascht zu werden. Ich groke jedoch, daß Mike Gründe für diese Sitte hat - Mike hat immer Gründe, auch wenn sie mir meistens etwas merkwürdig vorkommen.«
    »O ja. Er hat seine Gründe. Jill hat es mir erzählt.«
    *
    Ben stand im Foyer, hatte dem Wohnraum den Rücken zugekehrt und entschlossen, den Absprung zu wagen - die Hände an der Unterhose - als sich ihm Arme um die Taille schlangen. »Ben, Liebling! Wie wundervoll!«
    Dann war Jill in seinen Armen, ihr Mund lag warm und gierig auf seinem - und er war froh, daß er sich nicht ganz ausgezogen hatte. Sie war nicht mehr >Mutter Eva<, sie trug eine Priesterinnen-Robe. Trotzdem war er sich glücklich bewußt, daß er einen doppelten Armvoll lebendigen, warmen und ein wenig zappelnden Mädchens hielt. Ihr priesterliches Gewand war kein größeres Hindernis als ein dünnes Nachthemd. Sein Tastsinn bestätigte ihm, daß es sich um Jill handelte.
    Sie entwand sich seinem Kuß. »Oh, was hast du mir gefehlt, du altes Biest. Du bist Gott.«
    »Du bist Gott«, räumte er ein. »Jill, du bist hübscher als je zuvor.«
    »Ja«, stimmte sie zu, »die Wirkung hat es. War das eine freudige Überraschung für mich, als ich beim Finale deinen Blick einfing!«
    »Finale?«
    »Jill meint«, fiel Patricia ein, »das Ende des Gottesdienstes, wenn sie Allmutter, Mater Deum Magna ist. - Kinder, ich muß laufen.«
    »Niemals hasten, Patty-Schätzchen.«
    »Ich muß laufen, damit ich nicht zu hasten brauche. Ben, ich muß Honey Bun zu Bett bringen und nach unten gehen und unterrichten - also gibst du mir bitte einen Gutennachtkuß?«
    Ben fand sich dabei wieder, wie er eine Frau küßte, die in eine riesige Schlange eingewickelt war - und entschied, daß er sich etwas Besseres vorstellen konnte. wie zum Beispiel eine Ritterrüstung. Er versuchte, Honey Bun zu ignorieren und Patty zu behandeln, wie sie es verdiente.
    Jill küßte sie und sagte: »Geh zu Mike, und sag ihm, daß er es etwas hinauszögern soll bis ich da bin, Liebes!«
    »Das macht er sowieso. >Gute Nacht, ihr Lieben<.« Sie entfernte sich ohne Hast.
    »Ben, ist sie nicht ein Schatz?«
    »Das ist sie. Obwohl ich bei ihrem ersten Anblick perplex war.«
    »Ich groke. Die Wirkung hat Patty auf jeden - weil sie niemals Zweifel hat, sie tut instinktiv das Richtige. Sie hat viel Ähnlichkeit mit Mike. Von uns allen ist sie am weitesten fortgeschritten - sie müßte

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