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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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als Schmuck erst dann, als wir anfingen, Experimente mit dem Kostümieren unserer Darbietungen zu machen.
    Nun tat Mike zwar immer, was ich ihm sagte, ob er es grokte oder nicht, aber du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele kleine Dinge dazugehören, menschlich zu sein. Wir brauchen zwanzig Jahre oder mehr, um sie zu lernen; Mike mußte sie sich beinahe über Nacht aneignen. Es klaffen immer noch Lücken. Er tut manches, ohne zu wissen, daß sich ein Mensch nicht so benimmt. Wir alle belehren ihn - alle bis auf Patty, die überzeugt ist, was Michael tut, sei vollkommen. Kleider grokt er immer noch nicht. Er grokt, daß sie eine Verkehrtheit sind, die die Menschen voneinander getrennt hält - sie daran hindert, sich zu lieben und dadurch zueinanderzuwachsen. Vor kurzem hat er gegrokt, daß man eine Barriere braucht - vor Außenseitern. Aber lange Zeit kleidete Mike sich nur an, wenn ich ihm sagte, er solle es tun.
    Und einmal vergaß ich, es ihm zu sagen.
    Wir waren in Baja California: dort trafen wir Dawn, oder vielmehr, wir trafen sie wieder. Mike und ich nahmen uns am Abend ein Zimmer in einem Strandhotel, und er brannte so darauf, das Meer zu groken, daß er mich am nächsten Morgen schlafen ließ und allein zu seiner ersten Begegnung mit dem Meer ging. Mir ist nicht aufgefallen, daß Mike nichts über Badeanzüge wußte. Oh, er hatte sie wahrscheinlich schon einmal gesehen. aber er wußte nicht, wofür man sie brauchte, oder er hatte eine sehr verworrene Vorstellung davon. Er wußte mit Sicherheit nicht, daß man sie im Wasser trug - fast ein Sakrileg. Und du kennst Jubals strenge Regeln, was die Reinheit seines Pools betrifft. Dort hat er bestimmt keine Badeanzüge gesehen. Ich kann mich nur an eine Nacht erinnern, als viele Leute angezogen in den Pool geworfen wurden. Allerdings wollte Jubal am nächsten Tag sowieso das Wasser wechseln.
    Der arme Mike! Er kam an den Strand, warf seinen Bademantel ab und lief ins Wasser. sah aus wie ein griechischer Gott und war sich der Konventionen ebenso wenig bewußt - und ein Aufstand brach los, und ich wurde wach und raste hinunter, um ihn vor dem Gefängnis zu bewahren. Nachdem ich ihn auf unser Zimmer gebracht hatte, verbrachte er die Nacht in Trance.«
    Jills Blick wanderte in die Ferne. »Er braucht mich jetzt. Gib mir einen Gutenachtkuß, Ben; wir sehen uns morgen früh.«
    »Du wirst die ganze Nacht fort sein?«
    »Wahrscheinlich. Es ist eine ziemlich große Transitionsklasse. Mike hat sie die letzte halbe Stunde beschäftigt, während ich mich mit dir getroffen habe. Aber das macht nichts.« Sie stand auf, zog ihn auf die Füße und kam in seine Arme.
    Dann murmelte sie: »Ben, Liebling, du hast Unterricht genommen. Mann!«
    »Ich? Ich bin dir völlig treu gewesen - auf meine eigene Art.«
    »Auf die gleiche Art wie ich dir. Ich habe mich nicht beklagt; ich glaube nur, Dorcas hat dir geholfen, das Küssen zu üben.« »Mag sein, ein bißchen. Du bist neugierig.«
    »Die Klasse kann warten, solange du mich noch einmal küßt. Ich werde versuchen, Dorcas zu sein.«
    »Sei du selbst.«
    »Das wäre ich auf jeden Fall. Ich selbst. Mike sagt, Dorcas küsse gründlicher - >groke einen Kuß stärker< - als sonstwer.«
    »Hör auf zu plappern.«
    Sie verstummte, dann seufzte sie. »Transitionsklasse, ich komme - glühend wie ein Leuchtkäfer. Kümmere dich um ihn, Dawn!«
    »Das werde ich.«
    »Und küsse ihn auf der Stelle, damit du erkennst, was ich meine!«
    »Die Absicht hatte ich.«
    »Ben, sei ein braver Junge und tu, was Dawn dir sagt!« Sie ging, nicht in Hast - aber im Laufschritt.
    Dawn floß zu ihm hoch und streckte die Arme aus.
    *
    Jubal zog eine Augenbraue hoch. »Willst du mir erzählen, daß du in diesem Augenblick ausgebüchst bist?«
    »Das ging doch nicht! Ich. äh. kooperierte mit dem Unvermeidlichem.«
    Jubal nickte. »Es gab keine andere Möglichkeit. Du saßest in der Falle. Dann kann ein Mann nichts Besseres tun, als Friedensverhandlungen anzuknüpfen.« Er fügte hinzu: »Mir tut nur leid, daß die zivilisierten Sitten meines Haushalts den Jungen in Baja California in solche Schwierigkeiten gebracht haben.«

32
    Ben Caxton erwachte und wußte nicht, wo er war. Es war dunkel; er lag auf etwas Weichem. Nicht in einem Bett. aber wo war er?
    Schlagartig kehrte die Erinnerung an die Nacht zurück. Das letzte, was er wußte, war, daß er auf dem weichen Fußboden des Innersten Tempels gelegen und leise und intim mit Dawn geredet hatte. Sie hatte

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