Fremder in einer fremden Welt
Augenblicke nicht gebraucht wird. Zufälligerweise bist du an einem außerordentlich geschäftigen Tag gekommen - wegen dieser Initiierung in den Achten Kreis. Wenn er fertig ist, wird er fressen wie ein Scheunendrescher, und das hält ihn so lange wie nötig aufrecht. Abgesehen davon werden Dawn und ich müde. Nicht wahr, Süße?«
»Das stimmt. Aber jetzt bin ich nicht müde, Gillian. Laß mich diesen Gottesdienst übernehmen, dann kannst du bei Ben bleiben. Gib mir das Gewand!«
»Du bist ja verrückt, mein Schatz. Ben, sie ist fast ebenso lange im Dienst wie Mike. Wir halten tatsächlich lange Zeit aus - aber wir essen, wenn wir Hunger haben, und manchmal brauchen wir Schlaf. Da wir von Gewändern sprechen, Dawn, das hier war das letzte im Siebten Tempel. Ich wollte Patty sagen, daß sie ein Gros oder zwei bestellt.«
»Hat sie schon.«
»Ich hätte es wissen müssen. Diese hier scheint ein wenig eng zu sein.« Jill bewegte sich auf eine Art, die Ben mehr verwirrte als Dawns perfekte, unbedeckte Haut. »Nehmen wir zu, Dawn? Wir waren zu knauserig. Ben, hast du bemerkt, daß Dawn und ich die gleiche Figur haben? Größe, Oberweite, Taille, Hüften, Gewicht, alles - ganz zu schweigen von den Farben. Wir sahen fast gleich aus, als wir uns kennenlernten. und dann haben wir uns mit Mikes Hilfe genau angeglichen. Jetzt versuchen wir es so zu halten. Sogar unsere Gesichter sind sich ähnlich geworden - aber das kommt davon, daß wir die gleichen Dinge tun und denken. Steh auf, damit Ben uns ansehen kann, Liebes.«
Dawn stellte ihren Teller ab und nahm eine Pose ein, die Ben stärker an Jill erinnerte, als die Ähnlichkeit rechtfertigte - dann merkte er, daß es die Pose war, in der Jill sich als Mutter Eva gezeigt hatte.
Nachdem er dazu eingeladen worden war, starrte Ben sie an. Jill sagte mit vollem Mund: »Siehst du, Ben? Das bin ich.«
Dawn lächelte. »Ein Unterschied von der Breite einer Messerschneide, Gillian.«
»Puh. Es tut mir beinahe leid, daß wir niemals das gleiche Gesicht haben werden. Es ist für uns praktisch, daß wir gleich aussehen, Ben. Wir müssen zwei Hohepriesterinnen haben; zwei haben alle Hände voll zu tun, um Mike Schritt zu halten. Wir können die Plätze mitten im Gottesdienst tauschen - was wir auch manchmal tun. Und außerdem«, setzte sie hinzu, »kann Dawn ein Kleid kaufen, und es paßt mir auch. Spart mir die Mühe. Das heißt. wenn wir Kleider tragen.«
»Ich war mir nicht sicher«, sagte Ben langsam, »ob ihr Kleider tragt. Abgesehen von diesen Priesterinnen-Klamotten.«
Jill sah ihn überrascht an. »Wie könnten wir darin zum Tanzen gehen? Wir tragen Abendkleider, wie alle anderen auch. Das ist unsere Lieblingsmethode, uns um den Schlaf zu bringen. Setz dich hin und iß auf; Ben hat uns lange genug angestarrt. Ben, in dieser Transitionsgruppe ist ein Mann, der ein traumhaft perfekter Tänzer ist, und diese Stadt ist vollgestopft mit Nachtclubs. Dawn und ich haben den armen Kerl so viele Nächte wachgehalten, daß wir ihm beim Sprachunterricht helfen mußten, wachzubleiben. Aber es wird ihm nicht schaden; wenn man einmal den Achten Kreis erreicht hat, braucht man nicht mehr viel Schlaf. Wie bist du auf den Gedanken gekommen, daß wir uns niemals anziehen, Lieber?«
»Äh.« Ben platzte mit seinem Dilemma heraus.
Jill riß die Augen auf, kicherte ein klein wenig - und hörte sofort damit auf. »Ich verstehe. Liebling, ich habe diese Robe anbehalten, weil ich schnell essen und gleich wieder gehen muß. Hätte ich gegrokt, daß dir das Probleme bereitet, hätte ich sie ausgezogen, bevor ich Hallo sagte, obwohl ich nicht wußte, ob eine andere bereitlag. Wir sind so daran gewöhnt, Kleider zu tragen oder nicht, je nachdem, was wir zu tun haben, daß ich gar nicht bedacht habe, es könne unhöflich sein. Süßer, trag diese Unterhose - oder nicht, ganz wie es dir gefällt.«
»Äh.«
»Nur zappele nicht herum.« Jill lächelte und zeigte ihre Grübchen. »Dabei fällt mir ein, wie Mike zum ersten Mal einen öffentlichen Strand besuchte. Erinnerst du dich, Dawn?«
»Das werde ich nie vergessen!«
»Ben, du weißt, wie Mike ist. Ich mußte ihm alles beibringen. Er sah keinen Sinn in Kleidern, bis er - zu seiner großen Überraschung - grokte, daß wir nicht unverwundbar gegen das Wetter sind. Keuschheit - diese bestimmte Art von >Keuschheit<; Mike ist im reinen Sinn so keusch, daß es weh tut - ist kein marsianisches Konzept, könnte es gar nicht sein. Mike grokte Kleider
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