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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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sei denn, es hätte im Verborgenen stattgefunden, so zum Beispiel nachts, wenn es keiner bemerkt hätte. Wäre es unter diesen Umständen passiert, und vielleicht ist es das -, dann ginge es mich nichts an. Aber der springende Punkt ist: Es war nicht mein Wohnzimmer. Ich kann nicht bestimmen, was andere Leute in ihrem veranstalten. Es war Mikes Haus. und seine Frau - ob das der allgemeinen Moral entspricht, braucht uns nicht zu interessieren. Also was geht es mich an? Oder dich? Wenn du jemanden in seinem Haus besuchst, hast du seine Regeln zu akzeptieren - das ist ein allgemeines Gesetz zivilisierten Benehmens.«
    »Du findest ein solches Benehmen nicht schockierend?«
    »Ah, damit wirfst du eine neue Frage auf. Öffentliche Zurschaustellung von Brunst finde ich abstoßend. aber ich groke, daß das nur meine frühe Indoktrinierung widerspiegelt, nicht mehr und nicht weniger. Ein großer Teil der Menschheit - teilt meinen Geschmack nicht. Dies gilt um so mehr, als daß die Orgie eine lange, sehr weit verbreitete Geschichte hat. Aber >schockierend    »Du hältst das für eine bloße Geschmacksfrage?«
    »Für nichts anderes. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist mein Geschmack, der in meiner frühesten Kindheit begründet ist, sich über drei Generationen hin gefestigt hat und daher mittlerweile unveränderbar geworden ist, nicht geheiligter als der ganz andersartige Geschmack Neros. Weniger geheiligt - Nero war ein Gott; ich bin keiner.«
    »Da will ich doch verdammt sein!«
    »Möglich - wenn die Verdammung möglich ist. worüber ich mich jetzt nicht auslassen möchte. Aber, Ben, das war ja nicht öffentlich.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast mir erzählt, diese Gruppe stelle eine Mehrfachehe dar - eine Gruppen-Theogamie, um den Fachausdruck zu benutzen. Daher war alles, was geschah - oder was geschehen sollte; du hast um den heißen Brei herumgeredet -, nicht öffentlich, sondern privat. >Es ist niemand hier außer uns Göttern< - wie hätte also jemand in seinem Zartgefühl verletzt werden können?«
    »Ich war verletzt!«
    »Deine Apotheose war unvollständig. Du hast sie in die Irre geführt. Du hast es herausgefordert.«
    »Ich? Jubal, ich habe nichts dergleichen getan.«
    »Red keinen Unsinn! Der Zeitpunkt, dich dünnezumachen, war, als du ankamst. Du hast sofort gesehen, daß ihre Sitten nicht deine waren. Aber du bist geblieben - hast die Gunst der einen Göttin genossen - hast dich ihr gegenüber wie ein Gott verhalten. Du kanntest die Spielregeln, und sie wußten, daß du sie kanntest. Mikes Irrtum lag darin, daß er deine Heuchelei für bare Münze genommen hat. Das ist seine Schwäche - wenn auch eine göttliche. Er bezweifelt niemals einen seiner >Wasserbrüder<. Diese Schwäche - oder ist es Stärke? - liegt in seiner frühen Erziehung begründet. Er kann nichts dagegen tun. Nein, Ben, Mike hat sich absolut schicklich benommen. Die Unschicklichkeit lag in deinem Benehmen.«
    »Verdammt, Jubal, du verdrehst alles! Ich habe getan, was ich tun mußte. Ich war kurz davor, mich zu übergeben!«
    »Du berufst dich also auf einen Reflex? Jeder, der das emotionale Alter von zwölf überschritten hat, hätte die Zähne zusammengebissen und wäre ins nächste Badezimmer gegangen. Das Schlimmste, das hätte passieren können, wäre ein Kieferkrampf gewesen. Allemal besser als wie ein Wilder auf die Straße zu stürmen. Du hättest zurückkehren können, nachdem alles vorbei war und wärst mit einer zwar euphemistischen, aber immerhin akzeptablen Entschuldigung davongekommen.«
    »Das hätte nicht gereicht. Ich sagte dir doch, daß ich einfach verschwinden mußte!«
    »Das war Panik, Ben. Warum bist du in Panik geraten?«
    Caxton ließ sich lange Zeit mit seiner Antwort. Er seufzte. »Ich glaube, wenn man der Sache auf den Grund geht - ich bin prüde.«
    Jubal schüttelte den Kopf. »Ein prüder Mensch hält seine eigenen Schicklichkeitsregeln für Naturgesetze. Das trifft nicht auf dich zu. Du hast dich vielem angepaßt, was nicht mit deinem Codex übereinstimmt. Du bist fast vollständig frei von diesem Übel. Ein waschechter Prüder hätte dagegen diese entzückende tätowierte Dame vor den Kopf gestoßen und wäre hinausgestapft. Grab tiefer! Soll ich dir einen Tip

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