Fremder in einer fremden Welt
geben?«
»Hmmm. das wäre wohl besser. Ich weiß nur, daß ich ziemlich verwirrt bin. und unglücklich - auch wegen Mike, Jubal! Aus diesem Grund bin ich vorbeigekommen, um dich zu sehen.«
»Na gut, Ben. Versuchen wir mal eine hypothetische Situation zu analysieren. Du hast eine Dame namens Ruth erwähnt, die du im Vorübergehen kennengelernt hast - ein brüderlicher Kuß, ein paar Minuten Konversation -, nicht mehr.«
»Ja?«
»Nehmen wir einmal an, die beiden Akteure wären Ruth und Mike gewesen. Gillian wäre überhaupt nicht in der Nähe. Wärst du schockiert?« »Nun. zum Teufel noch mal, ja! Ich wäre schockiert gewesen!«
»Wie schockiert? Erbrechen? Panische Flucht?«
Caxton geriet in Verlegenheit.
»Nein, wahrscheinlich nicht. Ich wäre aber immer noch aufs peinlichste berührt gewesen. Aber ich wäre einfach in die Küche gegangen. und hätte dann irgendeine Entschuldigung gesucht, um mich zu verabschieden. Ich komme mir wegen dieser verrückten Flucht immer noch wie ein Idiot vor.«
»Hättest du wirklich nach einer Entschuldigung gesucht, um dich zu verdrücken? Oder hättest du in der Nacht einfach deine eigene >Willkommensparty< gefeiert?«
»Nun.«, überlegte Caxton. »Als es passierte, hatte ich noch nicht darüber nachgedacht. Ich war neugierig. das gebe ich zu. Aber ich hatte mich noch nicht verkauft.«
»Sehr gut, Ben. Du hast dein Problem aufgedeckt.«
»Tatsächlich?«
»Du hast ihm selbst schon einen Namen gegeben, Ben. Jetzt sieh es dir genau an - und überleg dir, wie du damit umgehen wirst.«
Caxton begann auf seiner Unterlippe herumzukauen. Er sah sehr unglücklich aus. »Na gut, ich gebe zu, wenn es Ruth gewesen wäre, hätte es mich erstaunt, aber nicht schockiert. Ach, zum Teufel, wenn man im Zeitungsgespräch ist, sollte man eingentlich darüber hinweg sein, schockiert zu werden, aber. du hast es ja schon gesagt: Es ist die grundsätzliche Frage von richtig oder falsch. Wenn es Ruth gewesen wäre, hätte ich vielleicht sogar einen Blick riskiert - obwohl ich immer noch glaube, daß ich den Raum verlassen hätte. Solche Dinge sollten Privatsache bleiben - jedenfalls empfinde ich das so.« Er unterbrach sich und dachte kurz nach. »Es war wegen Jill. Ich war verletzt. und eifersüchtig.«
»Tapferer Kerl, Ben.«
»Jubal, ich hätte geschworen, daß ich nicht eifersüchtig war. Ich wußte, daß ich verloren hatte. und hatte es akzeptiert. Es waren die Umstände, Jubal! Mißversteh mich nicht; ich würde Jill lieben, wenn sie eine ZweiPeso-Hure wäre. Was sie nicht ist. Nach ihren Maßstäben ist Jill moralisch einwandfrei.«
Jubal nickte. »Ich weiß. Gillian könnte gar nicht korrumpiert werden. Sie besitzt eine unbesiegbare Unschuld, die es ihr unmöglich macht, unmoralisch zu sein.« Er runzelte die Stirn. »Wir nähern uns der Wurzel allen Übels. Ben, ich fürchte, daß dir - und mir ebenso - diese engelhafte Unschuld fehlt, um die perfekte Moral, nach der diese Leute leben, zu praktizieren.«
Das verblüffte Ben. »Du hältst solche Sachen für moralisch? Die Sache mit den Affen-im-Zoo und so weiter? Ich meinte:
Jill weiß nicht, daß sie Unrecht tut - Mike hat sie eingeseift -, und Mike weiß ebensowenig, daß es Unrecht ist. Er ist der Mann vom Mars; er hat keinen fairen Start gehabt. Alles bei uns war fremd für ihn - er wird vielleicht niemals damit zurechtkommen.«
Jubal sah besorgt aus. »Du hast einen sehr schwierigen Punkt angesprochen, Ben - aber ich werde dir eine klare Antwort geben.
Ja, ich glaube, was diese Leute - das ganze Nest, nicht nur unsere Kinder - tun, ist moralisch. Ich habe die Einzelheiten noch nicht geprüft, aber - ja, das alles. Bacchanalien, Partnertausch ohne Scham, gemeinschaftliches Wohnen und ein anarchistischer Codex, alles. Dies gilt ganz besonders für ihre selbstlose Aufgabe ihrer eigenen Moral zugunsten anderer.«
»Jubal, du erstaunst mich. Wenn du so empfindest, warum schließt du dich ihnen nicht an? Sie wollen dich. Sie werden ein Freudenfest veranstalten - Dawn wartet nur darauf, dir die Füße zu küssen und dir zu dienen; ich habe nicht übertrieben.«
Jubal seufzte. »Nein. Vor fünfzig Jahren - aber heute? Ben, mein Bruder, in mir ist keine Kapazität für Unschuld mehr vorhanden - das hat nichts mit sexueller Potenz zu tun, also laß dieses zynische Grinsen. Ich bin zu lange mit meiner eigenen Marke von Übel und Hoffnungslosigkeit verheiratet gewesen, um in ihrem Wasser des Lebens gereinigt und wieder unschuldig
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