Fremder in einer fremden Welt
erinnerte sich, daß seine tätowierte japanische Freundin ihm viele Male das gleiche Angebot gemacht hatte. Aber Patty war keine Japanerin, und er wollte sich einfach nur den Gestank abwaschen und Sommersachen anziehen. »Nein, danke, Patty. Ich sehe es mir an, wenn es dir einmal paßt.«
»Jederzeit. Es eilt nicht.« Sie ging ohne Hast, aber mit sehr schnellen Bewegungen.
Jubal seifte sich ein und tauchte unter. Er vermied es zu trödeln, obwohl seine müden Muskeln ihn dazu einluden. Er wollte so schnell wie möglich Ben sehen, um herauszufinden, was hier eigentlich los war.
Kurz darauf sah er durch, was Larry ihm eingepackt hatte, und grunzte ärgerlich, als er keine Sommerhose entdeckte. Er behalf sich mit Sandalen, Shorts und einem farbigen Hemd. Das betonte seine haarigen, mager werdenen Beine, und er sah aus wie ein mit Farbe bespritzter Emu. Aber Jubal hatte sich vor Jahrzehnten abgewöhnt, sich über so etwas Gedanken zu machen. Es ging so, bis er auf die Straße mußte - oder vor Gericht. Hatte die Anwaltskammer hier ein Gegenseitigkeitsabkommen mit Pennsylvania? Er konnte sich nicht daran erinnern. Wenn es sein mußte, konnte man ja auch mit einem der hiesigen Anwälte kooperieren.
Er fand zu einem großen Wohnzimmer, das die unpersönliche Einrichtung von Hotelräumen hatte. Mehrere Personen saßen vor dem größten Stereotank, den Jubal jemals außerhalb eines Theaters gesehen hatte. Einer blickte hoch, sagte: »Hei, Jubal«, und kam ihm entgegen.
»Hei, Ben. Wie ist die Lage? Ist Mike noch im Gefängnis?«
»O nein. Er ist freigekommen, kurz nachdem ich mit dir telefoniert hatte.«
»Ist die Voruntersuchung festgesetzt worden?«
Ben lächelte. »So ist es nicht, Jubal. Rein technisch gesehen ist er ein >Ausbrecher<. Mike ist nicht entlassen worden, er ist geflohen.«
Jubal verzog angewidert das Gesicht. »Wie konnte er so etwas Törichtes tun! Jetzt ist der Fall achtmal so schwierig geworden.«
»Jubal, ich habe dir doch gesagt, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir Übrigen werden für tot gehalten - und Mike wird vermißt. Mit dieser Stadt sind wir fertig, es kommt nicht darauf an. Wir werden anderswohin gehen.«
»Man wird ihn ausliefern.«
»Keine Bange. Das wird man nicht.«
»Nun. wo ist er? Ich muß mit ihm reden.«
»Er wohnt zwei Türen von deinem Zimmer entfernt. Aber er hat sich in die Meditation zurückgezogen. Für dich hat er die Nachricht hinterlassen, du sollst nichts unternehmen. Du kannst mit ihm reden, wenn du darauf bestehst; Jill wird ihn aus der Trance rufen. Aber ich empfehle es nicht. Es ist nicht eilig.«
Jubal war verdammt erpicht darauf, mit Mike zu reden - und ihn auszuschimpfen, daß er in eine solche Patsche geraten war -, aber Mike in einer Trance zu stören, war schlimmer, als Jubal zu stören, wenn er eine Story diktierte. Der Junge erwachte immer aus der Selbsthypnose, wenn er >in seiner ganzen Fülle gegrokt< hatte, was es auch sein mochte - oder wenn nicht, dann mußte er sich von neuem zurückziehen. Es war so sinnlos, als wecke man einen Bären aus dem Winterschlaf.
»Gut. Aber ich möchte ihn sprechen, wenn er aufwacht.«
»Das wirst du. Jetzt erhole dich erst einmal von der Reise.« Ben führte ihn zu der Gruppe um den Tisch.
Anne blickte auf. »Hallo, Boß.« Sie rückte zur Seite. »Setz dich!«
Jubal nahm neben ihr Platz. »Darf ich fragen, was, zum Teufel, du hier machst?«
»Das gleiche wie du - nichts. Ich schaue Stereo. Jubal, sei nicht so pampig, nur weil wir uns nicht an deine Anweisungen gehalten haben. Wir gehören ebenso hierher wie du. Du hättest uns nicht verbieten sollen zu kommen. Aber du warst zu aufgeregt, als daß wir mit dir hätten diskutieren können. Also entspanne dich, und sieh dir an, was sie über uns zu sagen haben. Der Sheriff hat angekündigt, er wird uns Huren alle aus der Stadt vertreiben.« Sie lächelte. »Ich bin noch nie aus einer Stadt vertrieben worden. Trägt man eine Hure auf einer Stange hinaus? Oder werde ich laufen müssen?«
»Ich glaube nicht, daß es dafür ein Protokoll gibt. Ihr seid alle gekommen?«
»Ja, aber mach dir keine Sorgen. Larry und ich haben vor einem Jahr mit den McClintock-Jungen ein Abkommen getroffen - nur für alle Fälle. Sie wissen, wie der Heizkessel funktioniert und wo die Schalter sind und so weiter; es geht alles in Ordnung.«
»Hmmm! Langsam glaube ich, daß ich dort nur zur Miete wohne.«
»Du verlangst von uns, daß wir das Haus führen, ohne dich zu
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