Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
Vom Netzwerk:
Kochkunst seiner Mutter erwähnt«, stellte sie fest.
    »Langsam bildet er sich wieder ein, er habe hier das Sagen«, stimmte Dorcas zu.
    »Wie lange ist es her, daß wir ihm unseren Standpunkt klargemacht haben?«
    »Etwa zehn Tage.«
    »Zu lange.« Anne verständigte sich mit Dorcas und Miriam durch Blicke. Sie standen auf. Duke aß weiter.
    Harshaw rief hastig: »Mädchen, nicht beim Essen! Wartet bis.« Sie gingen auf ihn zu; eine Maschine rollte aus dem Weg. Anne nahm seine Füße, die beiden anderen je einen Arm. Schiebetüren glitten zur Seite. Sie trugen den quietschenden Jubal hinaus.
    Das Quietschen endete mit einem Platschen.
    Die Frauen kehrten zurück, ohne irgendwie derangiert zu wirken. Miriam setzte sich und wandte sich an Jill. »Noch Salat, Jill?«
    Harshaw kehrte in Pyjama und Bademantel anstelle seines Abendjacketts zurück. Eine Maschine hatte seinen Teller zugedeckt, als er weggeschleppt wurde. Jetzt entfernte sie den Deckel, und er aß weiter. »Wie ich eben sagte«, bemerkte er, »eine Frau, die nicht kochen kann, stellt eine Verschwendung von Haut dar. Wenn ich nicht bald etwas Ordentliches auf den Tisch bekomme, werde ich euch alle gegen einen Hund eintauschen und den Hund erschießen. Was gibt's zum Nachtisch, Miriam?«
    »Erdbeertörtchen.«
    »Das klingt schon besser. Ihr bekommt alle Strafaufschub bis Mittwoch.«
    Jill entschied, daß es unnütz sei, verstehen zu wollen, wie Jubal Harshaws Haushalt funktionierte. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Niemand schien sich darum zu kümmern. Nach dem Dinner ging Jill ins Wohnzimmer, um sich die Nachrichten im Stereo-TV anzusehen, denn sie wollte unbedingt wissen, ob sie darin erwähnt wurde. Doch sie fand keinen Empfänger und auch nichts, was einen Holotank hätte verbergen können. Jetzt fiel ihr auf, daß sie noch nirgendwo einen gesehen hatte. Auch keine Zeitungen, obwohl es viele Bücher und Zeitschriften gab.
    Niemand schloß sich ihr an. Wieviel Uhr mochte es sein? Sie hatte ihre Uhr oben gelassen, deshalb sah sie sich nach einer um. Es war keine da. Sie strengte ihr Gedächtnis an, konnte sich jedoch nicht erinnern, in einem der Zimmer, die sie betreten hatte, eine Uhr oder einen Kalender gesehen zu haben. Da sagte sie sich, sie könne ebensogut zu Bett gehen. Eine Wand des Wohnzimmers war mit Büchern vollgestellt: Sie fand eine Spule mit Kiplings Just So Stories und nahm sie glücklich mit nach oben.
    *
    Hier erwartete sie erneut eine kleine Überraschung. Das Bett in ihrem Zimmer war supermodern, mit Automassage, Kaffeespender, Wetterkontrolle, Lesemaschine usw. - aber ein Wecker fehlte. Eine einfache Abdeckplatte markierte die Stelle, an der er gestanden haben mußte. Jill meinte, verschlafen werde sie wahrscheinlich auch so nicht, kroch unter die Decke, steckte die Spule in die Lesemaschine, legte sich zurück und verfolgte die über die Decke laufenden Wörter. Schließlich glitt ihr die Bedienung aus den entspannten Fingern, das Licht ging aus, sie schlief.
    Jubal Harshaw fand den Schlaf nicht so leicht; er war ärgerlich über sich selbst. Sein Interesse war abgeflaut, und die Reaktion hatte eingesetzt. Ein halbes Jahrhundert früher hatte er einen fürchterlichen Eid geleistet, er werde nie wieder eine verlaufene Katze aufnehmen - und nun, bei den vielfachen Brustwarzen der Venus Genetrix! - hatte er sich gleich zwei aufgehalst. nein, drei, wenn er Caxton mitzählte.
    Daß er seinen Eid öfter gebrochen hatte, als Jahre zwischen damals und heute lagen, störte ihn nicht; er ließ sich den Klotz der Widerspruchsfreiheit nicht ans Bein binden. Auch machten ihm zwei weitere Pensionäre unter seinem Dach keine Sorgen; Knauserigkeit lag nicht in seiner Natur. In fast einem Jahrhundert des Lebens aus dem vollen war er viele Male pleite und oft reicher als jetzt gewesen. Beides betrachtete er als Wetterveränderungen, und sein Wechselgeld zählte er nie nach.
    Aber der Aufruhr, der entstehen würde, wenn die Bullen diese Kinder einholten, verdarb ihm die Laune. Er hielt es für ausgemacht, daß sie sie einholen würden. Diese naive kleine Gillian hatte bestimmt eine Spur wie eine klumpfüßige Kuh hinterlassen! Man konnte nichts anderes erwarten.
    Daraufhin würden Leute in sein Heiligtum eindringen, Fragen und Forderungen stellen - und er würde Entscheidungen treffen und aktiv werden müssen. Überzeugt, alle Aktivität sei sinnlos, fühlte er sich von der Aussicht irritiert.
    Er erwartete von menschlichen Wesen nicht, daß

Weitere Kostenlose Bücher