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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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Merkwürdigkeit einer verzerrten Entropie infiziert, die man Leben nennt. Auf dem dritten und dem vierten Planeten schwankte die Oberflächentemperatur um den Gefrierpunkt von Wasserstoffmonoxid, und als Folge davon hatten sich Lebensformen entwickelt, die sich ähnlich genug waren, um einen gewissen gesellschaftlichen Kontakt zu erlauben.
    *
    Auf dem vierten Steinchen ließen sich die alten Marsianer durch den Kontakt mit der Erde nicht stören. Nymphen sprangen fröhlich umher und lernten zu leben, und acht von neun starben bei diesem Prozeß. Erwachsene Marsianer, die sich in Körper und Geist gewaltig von den Nymphen unterschieden, drängten sich in feenhaften, anmutigen Städten zusammen und waren so ruhig, wie die Nymphen ausgelassen waren - doch noch emsiger mit einem reichen Geistesleben beschäftigt.
    Erwachsene waren nicht frei von Arbeit im menschlichen Sinn. Sie überwachten einen Planeten, sagten den Pflanzen, wann und wo sie wachsen sollten, sammelten Nymphen ein, die ihre Lehrzeit durch Überleben beendet hatten, sahen darauf, daß sie geliebt und befruchtet wurden. Die daraus hervorgehenden Eier mußten geliebt und kontempliert werden, damit sie richtig reiften, die erfüllten Nymphen mußten überredet werden, das kindische Treiben aufzugeben und die Metamorphose zum Erwachsenen durchzumachen. All das mußte getan werden - aber es stellte ebensowenig das >Leben< des Mars dar, wie es das >Leben< eines Mannes bedeutet, seinen Hund zweimal täglich auszuführen, wenn dieser Mann zwischen den Spaziergängen Chef einer planetenweiten Firma ist. Trotzdem könnte es einem Wesen von Arkturus III so vorkommen, als seien diese Spaziergänge die wichtigste Aktivität des Mannes - als Sklave des Hundes.
    Marsianer und Menschen waren beide selbstbewußte Lebensformen, aber sie hatten sich in außerordentlich unterschiedliche Richtungen entwickelt. Das ganze menschliche Verhalten, alle menschlichen Motivationen, alle Hoffnungen und Ängste des Menschen waren von seinem tragischen und seltsam schönen System der Reproduktion gefärbt und kontrolliert. Dasselbe galt für den Mars, aber spiegelverkehrt. Der Mars besaß das leistungsfähige bipolare System, das in dieser Galaxis so häufig vorkam, aber die marsianische Abart war so völlig anders als die terranische, daß sie >Sex< nur für einen Biologen und ganz bestimmt kein >Sex< für einen menschlichen Psychiater gewesen wäre. Alle marsianischen Nymphen waren weiblich, alle Erwachsenen waren männlich.
    Aber beides betraf nur ihre Funktion, nicht ihre Psyche. Die Mann- Frau-Polarität, die das menschliche Leben beherrschte, konnte auf dem Mars nicht existieren. Die Möglichkeit einer >Heirat< gab es nicht. Erwachsene waren riesig. Sie erinnerten die ersten Menschen, die sie zu Gesicht bekamen, an Eisyachten unter Segeln. Sie waren körperlich passiv, geistig aktiv. Nymphen waren dicke, pelzige Kugeln, voller Lebensfreude und ungezielter Energie. Zwischen den menschlichen und den marsianischen psychischen Fundamenten existierte keine Parallele. Die menschliche Bipolarität war sowohl bindende Kraft als auch Antriebsenergie für das gesamte menschliche Verhalten von Sonetten bis zu Gleichungen der Atomphysik. Wenn irgendein Wesen glaubt, menschliche Psychologen würden hier übertreiben, soll es doch terranische Patentämter, Bibliotheken und Kunstgalerien nach Schöpfungen von Eunuchen durchsuchen.
    Der Mars, so anders geartet als die Erde, schenkte dem Eintreffen der Envoy und der Champion wenig Aufmerksamkeit. Die Ereignisse hatten zu kürzlich stattgefunden, um von Bedeutung zu sein - wenn die Marsianer Zeitungen gekannt hätten, wäre eine Ausgabe pro terranischem Jahrhundert übergenug gewesen. Kontakt mit anderen Rassen war den Marsianern nichts Neues; so etwas hatte es früher schon gegeben und würde es in Zukunft wieder geben. Wenn eine neue andere Rasse gründlich gegrokt worden war, erst dann (etwa in einem terranischen Jahrtausend) kam die Zeit des Handelns, sofern überhaupt notwendig. Auf dem Mars war das gegenwärtig wichtige Ereignis von ganz anderer Art. Die dekarnierten Alten hatten beinahe verstreut entschieden, den menschlichen Nestling auszuschicken, damit er von dem dritten Planeten groke, was ihm möglich sei. Dann hatten sie ihre Aufmerksamkeit wieder ernsten Dingen zugewandt. Kurz vorher, um die Zeit des terranischen Kaisers Augustus, hatte ein marsianischer Künstler ein Werk geschaffen. Man hätte es ein Gedicht nennen können, ein

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