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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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Mike?«
    Duke schüttelte den Kopf. »Das nehme ich dir nicht ab, Jubal. Sicher, in den meisten Dingen ist es eben Mikes Pech, daß er nicht zivilisiert erzogen worden ist. Aber dies ist etwas anderes. Dies ist ein Instinkt.«
    »>Instinkt    »Doch, das ist es! Ich habe nicht auf meiner Mutter Schoß gelernt, kein Kannibale zu sein. Teufel, ich habe immer gewußt, daß es eine Sünde ist eine widerwärtige. Allein schon bei dem Gedanken dreht sich mir der Magen um. Es ist ein grundlegender Instinkt.«
    Jubal stöhnte. »Duke, wie ist es nur möglich, daß du soviel über Maschinen gelernt hast und gar nichts darüber, wie du selbst tickst? Deine Übelkeit war kein Reflex, sondern eine Konditionierung. Deine Mutter brauchte nicht zu sagen: >Du darfst deine Spielgefährten nicht essen, Liebling, das ist nicht nett<, weil du es aus unserer Kultur aufgesaugt hast - ebenso wie ich. Witze über Menschenfresser und Missionare, Karikaturen, Märchen, Horror-Geschichten, eine endlose Liste. Aber es hat nichts mit Instinkt zu tun. Ach, Sohn, das kann gar kein Instinkt sein. Der Kannibalismus ist historisch in jedem Zweig der menschlichen Rasse ein weitverbreiteter Brauch. Deine Vorfahren, meine Vorfahren, alle.«
    »Vielleicht deine Vorfahren. Laß meine aus dem Spiel.«
    »Hm. Duke, hast du mir nicht einmal erzählt, du hättest etwas indianisches Blut?«
    »Wie? Ja, ein Achtel. In der Armee haben sie mich >Häuptling< genannt. Na und? Ich schäme mich nicht. Ich bin stolz darauf.«
    »Kein Grund sich zu schämen - oder besonders stolz zu sein. Dann haben wir zwar beide Kannibalen in unseren Stammbäumen, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß die deinen dir um viele Generationen näher sind, weil.«
    »Du kahlköpfiger alter.«
    »Beruhige dich! Du wolltest zuhören. Erinnerst du dich?
    Ritueller Kannibalismus war bei den Eingeborenen-Kulturen Amerikas normal - schlage es nach. Außerdem besteht bei uns als Nordamerikanern eine Chance von mehr als fünfzig Prozent, daß wir eine Spur von Kongo in uns haben. und schon sind wir wieder beim Kannibalismus. Aber selbst wenn wir von allerreinster nordeuropäischer Abstammung wären - eine blödsinnige Idee, weil es viel mehr uneheliche Geburten gibt, als jemals zugegeben wird -, dann würde uns, falls wir es tatsächlich wären, diese Ahnenreihe nur sagen, von welchen Kannibalen wir abstammen. weil jeder Zweig der menschlichen Rasse den Kannibalismus gekannt hat. Duke, es ist töricht, zu behaupten, eine Praktik sei >gegen den Instinkt<, wenn Hunderte von Millionen sie ausgeübt haben.«
    »Aber. Schon gut, ich hätte klüger sein sollen, als mit dir zu streiten, Jubal; du verdrehst alles. Aber einmal angenommen, wir stammen tatsächlich von Wilden ab, die es nicht besser wußten. Na und? Jetzt sind wir zivilisiert. Zumindest bin ich es.«
    Jubal grinste. »Womit du andeutest, ich sei es nicht. Sohn, abgesehen von meinem eigenen konditionierten Reflex, der mich davor zurückschaudern läßt, eine gebratene Keule von - nun, zum Beispiel von dir, zu essen - abgesehen von diesem anerzogenen Vorurteil betrachte ich unser Tabu gegen den Kannibalismus als eine ausgezeichnete Idee. weil wir nicht zivilisiert sind.«
    »Hä?«
    »Wäre dieses Tabu nicht so stark, daß du es für einen Instinkt gehalten hast, könnte ich mir eine lange Liste von Leuten denken, denen ich nicht trauen würde, wenn ich sie im Rücken hätte - nicht bei den heutigen Rindfleischpreisen. Kapiert?«
    Duke grinste widerwillig. »Ich würde bei meiner ehemaligen Schwiegermutter kein Risiko eingehen.«
    »Oder wie wäre es mit unserem reizenden Nachbarn im Süden, der während der Jagdsaison so gleichgültig gegen das Vieh anderer Leute ist? Möchtest du darauf wetten, daß du und ich nicht in seinem Gefrierschrank enden würden? Aber Mike vertraue ich - weil Mike zivilisiert ist.«
    »Wie bitte?«
    »Mike ist äußerst zivilisiert - auf marsianische Art. Allerdings verstehe ich seine außerirdische Sichtweise nicht - und werde es wohl auch nie. Duke, ich habe mit Mike genug geredet, um zu wissen, daß es bei den Marsianern nicht heißt >Hund frißt Hund<... oder >Marsianer frißt Marsianer<. Sie essen ihre Toten, statt sie zu begraben oder zu verbrennen oder den Geistern auszusetzen. Aber der Brauch ist formalisiert und tief religiös. Niemals wird ein Marsianer gegen seinen Willen geschlachtet. Soviel ich weiß, können sich Marsianer einen Mord nicht einmal vorstellen. Ein Marsianer stirbt,

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