Fremdes Licht
sich mit ihrer intimen
Partnerin wie eine Jelitin mit einer Jelitin.«
»Aber sie hat so gehandelt, als wäre sie Delysierin
geworden.«
»In uns singt die…«
»In uns singt…«
Pheromone der Furcht.
Es überstieg das Mathematisch-Logische, überstieg beinah
die Ausdrucksmöglichkeiten der Pheromondrüsen. Der
mathematisch-logische Verstand und die Kommunikation vermittels
Duftdrüsen hatten sich in einem trägen, behäbigen,
Jahrtausende währenden Tanz entwickelt – einem Tanz, in dem
Einhelligkeit Überleben bedeutet hatte und in dem sich die
Tanzfiguren nur sehr langsam verändert hatten. Und solche
Tanzpartner waren auf absolute Harmonie angewiesen – auf die
Harmonie zwischen Verstand und Ethik. Wraggaf und Kraugif
spürten, wie sie auf einen Bioschock zudrifteten. Die
übrigen nahmen sie in die Mitte, streichelten sie und
besprühten sie mit ermutigenden Düften, bis die Gefahr
vorüber war. Dann setzte man die Diskussion fort, reichte
dieselben Gedanken weiter, Runde um Runde in dem trägen und
schwerfälligen Verdauungsprozeß einer Rasse, die einst
tausend Jahre von der Erfindung des Rades bis zum zweirädrigen
Karren gebraucht hatte.
Die Wandschirme zeigten, wie die Menschen zur Unterrichtshalle
strömten, wie sie auf die Geds warteten, wie verwirrt sie waren,
als die Geds nicht kamen, und wie sie nach und nach wieder
gingen.
Schließlich, als man sattsam zum Ausdruck gebracht hatte,
was man ohnehin schon wußte, baten die achtzehn das
Bibliothekshirn, ihnen seine Modifikation des Zentralen
Widerspruchs zu präsentieren.
Und das wurde dann auch Stunde um Stunde wiedergekäut.
Das Bibliothekshirn hatte den Zentralen Widerspruch nicht
etwa gelöst. Interne Gewalt war schlichtweg ein zu großes
biologisches Hindernis auf dem Weg zum interstellaren Raumantrieb
– keine mathematisch denkende Spezies konnte diese Hürde
überwinden. Dennoch hatten die Menschen diese Hürde
genommen. Keine Lösung also.
Und die Pheromondrüsen sollten zu tun bekommen, als das
Bibliothekshirn die nüchternen Fakten zu einer vorsichtigen
Hypothese arrangierte, wobei es allen Ernstes empfahl, den Zentralen Widerspruch außer acht zu lassen.
»Menschen können offenbar mal dieser und mal jener
Spezies angehören«, grollte das Bibliothekshirn mit
samtweicher Stimme. »Daß es sich bei diesen Spezies um
Pseudospezies handelt, ist ihnen logischerweise nicht bewußt,
sonst würden sie die Unterscheidung nicht treffen. Die Geds sind eine andere Spezies. Es ist nicht auszuschließen,
daß Menschen sich auch für Geds halten können. Solche
Menschen an Bord der Schiffe könnten die Manöver der
menschlichen Flotte besser vorhersehen als Geds. Folglich könnte
dieses Projekt ungeachtet des Zentralen Widerspruchs zum Erfolg
führen. Ich empfehle daher, den Zentralen Widerspruch vorerst als gegeben hinzunehmen.«
Die achtzehn saßen verblüfft und auch wieder nicht
verblüfft da. An diesen Ausweg aus dem Dilemma hatte keiner
gedacht – dennoch, angesichts der Bilder auf den Wandschirmen
war allen im Grunde das gleiche durch den Kopf gegangen, da hatten
alle im Grunde das gleiche empfunden, selbst wo es nicht in den
samtweich grollenden Worten zum Ausdruck kam. Da waren die Düfte
gewesen – noch undeutlich zwar, überlagert von der
allgegenwärtigen Bestürzung – aber unverkennbar: ein
Hauch von Hoffnungslosigkeit, ein Anflug verzweifelter
Entschlossenheit; so roch es, wenn man sich in die Enge getrieben
fühlte…
Aber – Menschen auf einem Gedschiff? Derart gewalttätige
und unberechenbare genetische Zufallsprodukte um sich zu haben, mit
ihnen zu essen und zu arbeiten – mit Wesen, die so defekt waren,
daß sie nicht wußten, zu welcher Spezies sie
gehörten, und so unmoralisch, daß sie sich von der einen
Spezies zur anderen lotsen ließen?
Alle plapperten durcheinander. »Sie könnten die Spezies
wechseln« – die Worte klangen improvisiert, zusammenhanglos
– »immer wieder, und ohne eine Trennwand
dazwischen…«
»… müssen sie wie Geds behandeln…«
»… Probleme mit der Atmosphäre…«
»Die Bordwaffen…«
Das Geplapper wollte nicht aufhören. Man rückte noch
enger zusammen, und als der Raum nach Panik zu riechen begann, da
wußte man – auch wenn es noch niemand in Worte gekleidet
hatte –, daß man nicht mehr weit davon entfernt war, der
Empfehlung des Bibliothekshirns zu folgen. Der Beigeruch nach
Hoffnungslosigkeit wurde penetranter. Es war eine verwegene Idee.
Und Stunden später begann
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