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Fremdes Licht

Fremdes Licht

Titel: Fremdes Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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anderen
Gruppe als ich. Habt ihr nicht über ›Staub‹ und
›Zwang‹ geredet und darüber, wie Quom zusammengesetzt
ist?«
    Er sah noch immer mißmutig drein. »Doch, sicher wurde
darüber geredet.«
    »Erzähl mal.«
    »Weshalb?«
    »Weil ich es möchte. Irgendwas. Bitte.«
    »Nichts als Gerede. Überflüssiges Zeug. Was
zählt, sind die Waffen.«
    »Erzähl doch bitte.«
    »Nein.«
    »Bitte.«
    Kelovar stand auf, zog sich den Tebel über und die
Beinkleider, mit kurzen, heftigen Bewegungen, dann ging er mit
großen Schritten zur Tür. Ayrid blieb zurück, auf den
wunderschönen Kissen der Geds kniend, den Kopf ein wenig
gesenkt.
    Er konnte nicht. Entweder hatte er nicht zugehört, was in
seiner Gruppe beredet worden war, oder er hatte es nicht richtig
verstanden.
    Die Hand an der Tür hielt Kelovar inne.
»Ayrid…«
    Sie blickte auf. Er stand da wie in der Nacht, als er mit den
Loris gekommen war: die eine Hand baumelte lose herunter, die Miene
entwaffnend und kleinmütig vor Verlangen.
    »Ayrid – ich möchte nicht gehen.«
    Sie sagte nichts.
    »Ich möchte bei dir bleiben – wenn du mich
läßt«, sagte er in so sanft bittendem Tonfall,
daß sich plötzlich ihre Halsmuskeln strafften. Die Stimme
klang falsch, irgendwie unecht – und auch wieder nicht. Ayrid
war verwirrt und schwieg. Als sie nicht widersprach, drückte
Kelovar in den glühenden Kreis an der Wand. In der Dunkelheit
fühlte sie sich plötzlich umschlungen, und sein Gesicht
grub sich zwischen die schweren Strähnen ihres Haars. »Darf
ich bleiben, Kleine Sonne?«
    »Ja«, sagte Ayrid ausdruckslos. Mit einer raschen
Bewegung zog er ihr den Tebel über den Kopf, dann griff er nach
ihren Beinkleidern. Er roch nach dem sauberen Wasser aus dem
Badehaus. Sie überlegte kurz, ob sie ihm sagen sollte, daß
sie keine Kosenamen mochte, fand es dann aber nicht mehr wichtig. Im
Dunklen lauschte sie den Atemzügen; die seinen wurden schwerer
und folgten immer rascher aufeinander, die ihren waren ruhig und
regelmäßig.
    Im trüben Schein des Kreises waren nur mehr Schemen
auszumachen. Während Kelovar auf ihr lag, versuchte sie die
Decke des Zimmers wahrzunehmen, die aus winzigen wirbelnden
Staubteilchen bestand, die da und nirgends anders waren, weil die
Geds den ›Zwang‹ beherrschten, der die Welt zusammenhielt.
Umsonst, das Dunkel gab die Decke nicht preis.
     
    Jehanna lag in Talots Quartier in der Halle der Kriegerinnen; sie
hatte einen Arm um den Rücken der großen Kaderschwester
geschlungen. Im Schein des warmgelben Kreises an der Wand war das
knochige Schulterblatt kaum zu erkennen, ein harter Grat, gepolstert
durch einen langen roten Haarzopf. Jehanna spielte mit dem Zopf, dann
nahm sie ihn zwischen die Zähne und begann geistesabwesend
darauf zu kauen.
    »Für wann bist du eingeteilt, Talot?«
    »Zweite Wache. Und du?«
    »Dritte. Wir schlafen jetzt besser. Du warst gut,
Talot.«
    »Du auch. Warum kaust du auf meinem Haar?«
    Jehanna lächelte im Dunkel und räkelte sich wohlig. Ihr
Blut war warm und floß träge. Talot war wirklich gut
gewesen. »Weiß auch nicht. Schlechte
Angewohnheit.«
    »Kaust du nachher immer auf dem Haar deiner Liebhaber
herum?«
    »Meistens auf meinem. Deins ist hübsch, Talot. Seltenes
Haar.«
    »Du meinst die Farbe«, sagte Talot. Ihr Tonfall hatte
sich geändert; in die Zufriedenheit mischte sich Wachsamkeit.
Rotes Haar war eher bei den Delysiern zu finden als bei den Jeliten.
Jelitisches Haar war schwarz. Doch Talot hatte nichts von einem
Delysier. Beim Training, das der Kommandant bereits angesetzt hatte,
hatte sie Jehanna überflügelt; Talot wußte, wann es
sich lohnte zuzuhören und wann nicht, und sie war die beste
Bettpartnerin, die Jehanna je gehabt hatte – auch wenn sie nicht
bereit war, ihr das alles auf die Nase zu binden. Trotzdem, Talot war
das Beste an R’Frow, eine Schwester durch und durch. Daran
hätte auch grünes Haar nichts geändert.
    »Ich mag die Farbe«, sagte Jehanna. »Ich finde sie
schön.« Sie schlang den Arm enger um Talot. Doch zu ihrer
Überraschung versteifte sich Talot.
    »Ich mag dich«, sagte Jehanna. Talot gab keine Antwort.
»Talot – hast du etwa schon einen Liebhaber?«
    »Nein.« Das Wort war kaum zu hören gewesen, hatte
mühsam verhalten geklungen. Jehanna runzelte bestürzt die
Stirn. Aber sie wollte jetzt nicht klein beigeben.
    »Ich würde gerne das Daumenschloß meiner Tür
mit dir teilen. Dann könnten wir da beide aus- und eingehen und
wären immer zusammen,

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