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Fremdes Licht

Fremdes Licht

Titel: Fremdes Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Resultat seiner
Bestrafung gleich…«
    »Nicht ich. Aber Ihr habt selbst gesagt, daß die Geds
nicht wie Menschen denken. Sie haben jedes Töten
verboten. Und wenn wir den Krieger hinrichten, dann hat Jela zweimal
getötet und Delysia keinmal. Wen also werden die Geds
verbannen?«
    Schroff sagte sie: »Wenn du einen Vorschlag hast, dann raus
damit.«
    Er würde nie zulassen, daß sich seine Fäuste
ballten. »Überlaßt ihn den Delysiern.«
    »Was?«
    »Wenn sie ihn hinrichten, haben beide Seiten dasselbe getan
– in den Augen der Geds. Und falls es zur Verbannung kommt, dann
trifft sie…«
    »Du würdest deine Ehre verkaufen, um R’Frow
zu bekommen? Verkaufen – wie irgend so ein hergelaufener
delysischer Händler, der mit dem Leben schachert? Du
würdest einen Bruder verraten?«
    »Und wer hat Euch verraten?«
    »Und wer hat einen Anspruch darauf, von Jelas Hand zu sterben
und nicht von der Hand unseres Erzfeindes? Großzügig
gewährt, großzügig erwidert – und kein
schmieriger Handel wie…«
    »Kein Handel. Ein Pakt. Was meint Ihr, Generalin, ein
Waffenstillstand, ist das kein Pakt? Und was ist Verwerfliches an
einem Pakt, der von beiden Parteien großzügig geschlossen
wird. Drei Jeliten und drei Delysier, und Ihr und Khalid bestraft
gemeinsam jeden, der eure Befehle mißachtet. Die Geds sehen
einen Toten auf jeder Seite – und, Generalin, sie sehen noch
weit mehr! Sie sehen darin paradoxerweise den Beweis, daß Jela
und Delysia das Tötungsverbot ernstnehmen…«
    Der abseitige Dahar bemerkte den Ausrutscher sofort. Paradox und paradoxerweise waren Wörter, die nur die Geds
benutzten; es gab kein Menschenwort für einen scheinbaren
Widerspruch, der sich durch emsiges Sammeln und Sichten von Beweisen
und Gegenbeweisen auflösen ließ, was nur eine der Methoden
war, durch die die Geds Licht in ein Dunkel brachten, in dem
menschliches Pfuschwerk immer nur blind herumtappte… In dem
Augenblick, da ihm das Gedwort über die Lippen kam, vollzog sich
ein jäher Wandel in Belasirs Gesicht: ihr Zorn wich kalter
Verachtung, und die war weit gefährlicher.
    »Du könntest also seelenruhig zusehen, wie wir den
delysischen Folterknechten einen Krieger ausliefern, einen Bruder,
der deinem Kommando untersteht – nur, damit du dich hier
weiterhin mit fremden Arzneien beschäftigen kannst?«
    »Keine Folter. Eine Hinrichtung, und nur in unserer
Gegenwart. Generalin, darin sind wir uns doch einig – der
Krieger verdient den Tod. Wir können ihn auch selbst hinrichten
– und darauf warten, daß die Geds sich selbst Genugtuung
verschaffen, indem sie die Jeliten aus R’Frow verbannen. Unser
Erzfeind bekommt alles, wir gehen leer aus. Über kurz oder lang
wird er Jela zu Fall bringen, und das nur, weil wir jetzt und hier
versagt haben. Was ist das für eine Ehre? Oder sollen wir darauf
setzen, daß dieser Delysier hier von einem Kaderbruder
gerächt wird, und das möglichst, bevor uns die Geds aus
R’Frow verbannen? Dann würden wir den Tod eines
unschuldigen Kriegers in Kauf nehmen. Was ist das für eine Ehre,
Generalin? Oder wollt Ihr behaupten, daß Euch dieser Gedanke
noch nicht gekommen ist?«
    Sie wollte es nicht. Dahar sah die Wut in ihrem Blick, und die
Qual, und er ließ nicht locker, gönnte ihr keinen
Aufschub.
    »Oder wir schließen einen Pakt. Ja, einen Pakt mit dem
Abschaum der Menschheit – aber hat Jela nicht mit demselben
Abschaum bereits eine Waffenruhe vereinbart, draußen, jenseits
der Mauern von R’Frow, wo das Herz der jelitischen Ehre
schlägt. Ist das etwa kein Pakt? Wir liegen nicht im Krieg mit
Khalid. Aber wir führen dasselbe Schwert wie die Geds, das
Schwert der Ehre. Und diese Ehre verlangt von uns, daß wir
alles tun, was in unserer Macht steht, um die Gesetze der Geds
einzuhalten und diesem Töten ein Ende zu machen –
hüben wie drüben – und das möglichst, bevor die
Autorität des jelitischen Oberkommandos noch mehr Schaden
nimmt.«
    Belasir wandte sich ab. Ihr Blick galt nicht den beiden
Kriegerinnen, die an der Leiter warteten, er glitt zum Torbogen
hinaus, hinaus in den trüben Morgen und verlor sich zwischen den
Bäumen. Sie stand kerzengerade; die Nackenmuskeln arbeiteten. Er
zwang sich abzuwarten, seine Worte auf sie wirken zu lassen, sie
nicht bei den starren Schultern zu packen: Wir stehen hier und
reden über Waffen und Ihr begreift nicht, daß die
Heilkunst der Geds die mächtigste Waffe ist, die sie uns zu
bieten haben, und daß sie wichtiger ist als

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