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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Imeldas Mundwinkeln. Sie saß vorgebeugt da, die Ellbogen
auf die Knie gestützt, und lächelte durch den Zigarettenrauch vor sich hin, und
einen ganz kurzen Moment lang sah sie wieder so aus wie das behände, vorlaute
Mädchen von damals. »Du hättest sie sehen sollen, Francis. Sie ist durchs
Zimmer getanzt, sie hat in ihre Haarbürste gesungen, sie hatte sich neue
Schlüpfer gekauft, damit du ihre ausgeleierten alten nicht sehen würdest, und
sie hat sie über dem Kopf geschlenkert ... Ich musste auch mittanzen und alles.
Wir müssen ausgesehen haben wie zwei Irre, haben uns vor Lachen nicht mehr
eingekriegt und die ganze Zeit versucht, möglichst leise zu sein, damit ihre
Ma nicht reinkommt und sieht, was wir da machen. Ich glaube, das war, weil sie
es endlich jemandem erzählen konnte, nachdem sie es so lange verheimlicht
hatte. Sie war einfach überglücklich.«
    Ich
knallte die Tür vor diesem Bild schnell zu; das musste warten. »Schön«, sagte
ich. »Wirklich schön zu hören. Und als sie dann mit Packen fertig war ... ?«
    Das
Grinsen breitete sich auf beide Seiten von Imeldas Mund aus. »Ich hab einfach
den Koffer genommen und bin damit nach draußen spaziert. Ehrenwort. Ich hatte
meine Jacke drübergelegt, aber da wäre keiner drauf reingefallen, wenn er
richtig hingeguckt hätte. Ich bin aus Rosies Zimmer raus, und sie hat sich von
mir verabschiedet, schön laut, und ich hab Mr Daly und Mrs Daly noch einen
schönen Abend gewünscht - die saßen im Wohnzimmer vor der Glotze. Er hat sich
umgedreht, als ich an der Tür vorbeikam, aber er wollte bloß nachsehen, ob
Rosie auch nicht mitging. Den Koffer hat er gar nicht gesehen. Ich bin dann
einfach allein raus.«
    »Alle
Achtung, ihr zwei«, sagte ich und grinste ebenfalls. »Und du bist dann mit dem
Koffer gleich rüber zu Nummer sechzehn?«
    »Ja. Es
war Winter: schon dunkel, und kalt, deshalb waren alle schon zu Hause im
Warmen. Mich hat keiner gesehen.« Ihre Augen waren zusammengekniffen gegen den
Rauch, während sie sich erinnerte. »Ehrlich, Francis. Ich hatte einen
Heidenschiss, als ich in das Haus rein bin. Ich war noch nie im Dunkeln da drin
gewesen, jedenfalls nicht allein. Am schlimmsten waren die Treppen. In den
Zimmern war ein bisschen Licht, das von draußen reinfiel, aber die Treppen waren
stockfinster. Ich musste mich hochtasten. Über mir alles voller Spinnweben, und
die Hälfte von den Stufen wackelte, als würde das ganze Haus jeden Moment über
mir zusammenkrachen, und überall so leise Geräusche ... Ich schwöre hoch und
heilig, ich dachte, da ist irgendwo jemand oder vielleicht ein Geist, der mich
beobachtet. Ich hätte mir die Lunge aus dem Hals geschrien, wenn mich einer
gepackt hätte. Ich bin, so schnell ich konnte, wieder da raus.«
    »Weißt du
noch, wo du den Koffer versteckt hast?«
    »Klar. Ich
und Rosie hatten alles genau besprochen. Ich hab ihn im Kamin versteckt, von
dem oberen Wohnzimmer - so ein großer Raum, du weißt schon. Wenn er nicht
reingepasst hätte, sollte ich ihn im Keller verstecken, unter dem Haufen
Bretter und Metall und so Kram, aber ich war nicht gerade scharf drauf, da
runterzugehen. Zum Glück passte er prima rein.«
    »Danke,
Imelda«, sagte ich. »Dass du uns geholfen hast. Ich hätte mich schon lange bei
dir bedanken sollen, aber besser spät als nie.«
    Imelda
sagte: »Kann ich dich auch mal was fragen? Oder geht das nur in eine Richtung?«
    »Meinst
du, weil ich der Bulle bin, stell nur ich hier die Fragen? Quatsch, Süße, klar
kannst du mich was fragen. Nur zu.«
    »Die Leute
sagen, dass Rosie und Kevin getötet worden sind. Ermordet. Alle beide. Ist das
bloß dummes Gequatsche, oder stimmt das?«
    Ich sagte:
»Rosie wurde ermordet, ja. Bei Kevin weiß man noch nicht genau.«
    »Wie wurde
sie umgebracht?«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Das sagt mir keiner.«
    »Ja, ja.
Schon klar.«
    »Imelda«,
sagte ich. »Du kannst mich von mir aus weiter bloß als Bullen sehen, aber ich
garantier dir, im Augenblick denkt kein Mensch bei der Polizei so. Ich
bearbeite den Fall nicht, ich soll sogar die Finger davon lassen. Ich setze
meinen Job aufs Spiel, schon allein dadurch, dass ich hier bin. Ich bin diese
Woche kein Bulle. Ich bin der nervige Arsch, der nicht verschwinden will, weil
er Rosie Daly geliebt hat.«
    Imelda
biss sich seitlich auf die Lippe, fest. Sie sagte: »Ich hatte sie auch
furchtbar gern, wirklich. Ich hab das Mädchen richtig liebgehabt.«
    »Das weiß
ich. Deshalb bin ich ja hier. Ich hab

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