French, Tana
verstanden,
der Imelda, vermutlich zu Recht, hatte glauben lassen, sie wäre meiner Mutter
nicht willkommen. Ich sagte: »Ich hatte gehofft, dich da zu sehen. Aber,
Mensch, so können wir uns wenigstens richtig unterhalten, stimmt's?«
Wieder ein
halbes Grinsen, diesmal nicht ganz so widerwillig. »Francis, wie er leibt und
lebt. Du konntest schon immer gut reden.«
»Ich hab
aber jetzt eine bessere Frisur.«
»Jesses,
ja. Die Stachelhaare, weißt du noch?«
»Hätte
schlimmer sein können. Ich hätte 'nen Vokuhila haben können, wie Zippy.«
»Igitt,
hör auf. Wie der aussah.«
Sie ging
zurück in die Küche, um die Tassen zu holen. Selbst mit aller Zeit der Welt
hätte es mir nicht viel gebracht, hier rumzusitzen und zu quatschen: Imelda war
um einiges härter als Mandy, sie wusste längst, dass ich auf etwas Bestimmtes
hinauswollte, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, worauf. Als sie
zurückkam, sagte ich: »Kann ich dich was fragen? Ich bin unverschämt neugierig,
aber ich schwöre, ich hab einen guten Grund zu fragen.«
Imelda
drückte mir eine fleckige Tasse in die Hand und setzte sich in einen Sessel,
aber sie lehnte sich nicht zurück, und ihre Augen waren noch immer argwöhnisch.
»Schieß los.«
»Als du
Rosies Koffer für sie nach Nummer sechzehn gebracht hast, wo genau hast du ihn
versteckt?«
Der
sofortige leere Blick, halb Maulesel, halb Schwachkopf, machte mir schlagartig
wieder deutlich, wo genau ich jetzt stand. Nichts in der Welt konnte darüber
hinwegtäuschen, dass Imelda gegen jeden Instinkt in ihrem Körper mit einem
Bullen sprach. Sie sagte reflexartig: »Was für ein Koffer?«
»Ach, komm
schon, Imelda«, sagte ich, locker und grinsend - ein falscher Ton, und der
ganze Aufwand hier wäre für die Katz gewesen. »Ich und Rosie, wir hatten die
Sache monatelang geplant. Glaubst du, sie hat mir nicht erzählt, wie sie das
mit dem Koffer machen wollte?«
Langsam
wich der leere Ausdruck aus Imeldas Gesicht; nicht ganz, aber ausreichend. Sie
sagte: »Ich will mit der ganzen Sache nix zu tun haben. Wenn mich irgendwer
sonst fragt, hab ich nie einen Koffer gesehen.«
»Kein
Problem, Süße. Ich hab nicht vor, dich in irgendwas reinzureiten. Du hast uns
immerhin einen Gefallen getan, und das weiß ich zu schätzen. Ich will bloß
wissen, ob irgendwer sich an dem Koffer zu schaffen gemacht hat, nachdem du ihn
ins Haus gebracht hattest. Erinnerst du dich, wo du ihn versteckt hast? Und
wann?«
Sie
beobachtete mich scharf unter ihren dünnen Wimpern hinweg, überlegte, was sie
davon halten sollte. Schließlich angelte sie eine Zigarettenpackung aus einer
Tasche und sagte: »Rosie hat es mir erst drei Tage vorher erzählt. Davor hat
sie kein Wort gesagt. Ich und Mandy, wir haben zwar geahnt, dass irgendwas im
Busch war, aber wir wussten nichts Genaues. Warst du schon bei Mandy?«
»Ja. Sie
macht einen prima Eindruck.«
»Arrogante
Kuh«, sagte Imelda, durch das Klicken des Feuerzeugs hindurch. »Zigarette?«
»Ja,
danke. Ich dachte, du und Mandy wärt Freundinnen.«
Ein
hartes, schnaubendes Lachen, während sie mir das Feuerzeug hinhielt. »Nicht
mehr. Sie ist zu gut für unsereinen. Ich weiß eigentlich nicht, ob wir je wirklich
Freundinnen waren. Früher waren wir beide einfach mit Rosie befreundet, und
nachdem sie weg war ...«
Ich sagte:
»Mit dir war sie immer am engsten befreundet.«
Imelda
warf mir einen Blick zu, der besagte, dass schon ganz andere vergeblich
versucht hatten, bei ihr Süßholz zu raspeln. »Wenn wir so eng befreundet
gewesen wären, hätte sie mir doch wohl von Anfang an von eurem Plan erzählt,
oder? Sie hat nur was gesagt, weil ihr Dad sie dauernd im Auge behielt und sie
deshalb ihre Sachen nicht selbst aus dem Haus schaffen konnte. Wir zwei sind an
manchen Tagen in der Woche immer zusammen zur Fabrik gegangen und haben uns
über irgendwelchen Mädchenkram unterhalten, worüber, weiß ich nicht mehr. Und
auf einmal hat sie zu mir gesagt, ich müsste ihr einen Gefallen tun.«
Ich sagte:
»Wie hast du den Koffer aus der Wohnung geschafft?«
»Kein
Problem. Nach der Arbeit am nächsten Tag — am Freitag — bin ich rüber zu Rosie.
Ihren Eltern haben wir erzählt, wir würden auf ihr Zimmer gehen und uns ihr
neues Eurythmics-Album anhören, und sie haben bloß gesagt, wir sollten die
Musik nicht so laut stellen. Wir haben sie gerade so laut aufgedreht, dass sie
nicht hören konnten, wie Rosie ihre Sachen gepackt hat.« Ein leises Lächeln
umspielte einen von
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