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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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funktioniert; da mir
die dafür erforderliche Ausstattung fehlte, würde ein bisschen gemeinsame
Hausarbeit uns zumindest in die richtige Stimmung lenken. Wenn sie nicht gerade
mit dem Silber beschäftigt gewesen wäre, hätte ich mir was anderes zu putzen
gesucht.
    Ma legte
mit einer Begrüßungssalve los. »Bist ziemlich schnell verschwunden,
Montagabend.«
    »Ich
musste weg. Wie war es denn noch so?«
    »Was
denkst du denn? Wenn es dich interessiert hätte, wärst du geblieben.«
    »Ich kann
mir gar nicht ausmalen, wie das für dich sein muss«, sagte ich, was zwar eine
gezielte Nettigkeit war, aber vermutlich auch stimmte. »Kann ich irgendwas
tun?«
    Sie warf
Teebeutel in die Kanne. »Uns geht's gut, besten Dank. Die Nachbarn waren eine
große Hilfe. Haben uns so viel Fressalien gebracht, dass es zwei Wochen reicht,
und Marie Dwyer hat mir erlaubt, dass ich alles in ihre Tiefkühltruhe packe.
Wir sind schon so lange ohne deine Hilfe zurechtgekommen, da brauchen wir sie
jetzt auch nicht.«
    »Ich weiß,
Mammy. Aber wenn dir doch noch irgendwas einfällt, sag mir einfach Bescheid.
Okay? Egal, was.«
    Ma fuhr
herum und zeigte mit der Teekanne auf mich. »Ich will dir sagen, was du tun
kannst. Du kannst dir deinen Freund vorknöpfen, diesen Soundso mit dem Kinn,
und ihm sagen, dass er deinen Bruder nach Hause schicken soll. Ich kann nichts
mit dem Bestatter vereinbaren, ich kann mit Father Vincent nicht den
Trauergottesdienst vereinbaren, ich kann keinem sagen, wann ich meinen eigenen
Sohn beerdige, bloß weil irgendein junger Bursche mit einem Gesicht wie Popeye
mir nicht verraten will, wann er die Leiche freigibt — so hat der
sich ausgedrückt. Dieser unverschämte Lümmel. Als wäre unser Kevin sein
Eigentum.«
    »Ich
weiß«, sagte ich. »Und ich verspreche dir, ich werde tun, was ich kann. Aber er
will euch nicht schikanieren. Er macht nur seine Arbeit, und zwar so schnell er
kann.«
    »Dem seine
Arbeit ist sein Problem, nicht meins. Wenn er uns noch länger warten lässt,
müssen wir die Trauerfeier mit geschlossenem Sarg machen. Hast du daran schon
mal gedacht?«
    Ich hätte
ihr sagen können, dass der Sarg wahrscheinlich ohnehin geschlossen sein musste,
aber ich wollte dieses Thema nicht gründlicher abhandeln als unbedingt nötig.
Ich sagte: »Wie ich höre, hast du Holly kennengelernt.«
    Eine Frau
von weniger Format hätte schuldbewusst dreingeblickt, und wenn auch nur ganz
kurz. Nicht so meine Ma. Ihr Kinn schoss vor. »Wurde auch Zeit! Das Kind hätte
schon verheiratet sein können und mir Urenkel geschenkt haben, ehe dir auch nur
im Traum eingefallen wäre, sie mal hierher zu bringen. Hast du gehofft, wenn
du nur lange genug wartest, bin ich tot und du musst sie mir nicht mehr
vorstellen?«
    Der
Gedanke war mir in den Sinn gekommen. »Sie mag dich ziemlich gern«, sagte ich.
»Wie findest du sie?«
    »Ihrer
Mammy wie aus dem Gesicht geschnitten. Hübsche Dinger, alle beide. Hast du gar
nicht verdient.«
    »Du hast
Olivia kennengelernt?« Im Geiste zog ich meinen Hut vor Liv. Das hatte sie mir
gekonnt unterschlagen.
    »Bin ihr
nur zweimal begegnet. Sie hat Holly und Jackie bei uns abgesetzt. Ein Mädchen
aus den Liberties war dir wohl nicht gut genug, was?«
    »Du kennst
mich doch, Ma. Ich will immer hoch hinaus.«
    »Und sieh
dir an, was dir das gebracht hat. Seid ihr beide jetzt geschieden oder bloß
getrennt?«
    »Geschieden.
Schon seit ein paar Jahren.«
    »Hmf.« Mas
Mund wurde zu einer dünnen Linie. »Ich hab mich nie von deinem Dad scheiden lassen.«
    Worauf mir
aus vielerlei Gründen keine passende Antwort einfiel. »Wohl wahr«, sagte ich.
    »Jetzt
kannst du nicht mehr zur Kommunion gehen.«
    Ich
wusste, dass es klüger wäre, nicht darauf einzugehen, aber keiner bringt einen
so schnell in Fahrt wie die eigenen Eltern. »Ma. Selbst wenn ich zur Kommunion
gehen wollte, was ich nicht will, wäre die Scheidung kein Problem. Ich kann
mich bis zur Bewusstlosigkeit scheiden lassen, und der Kirche wäre das
schnuppe, solange ich niemanden vögele, der nicht Olivia ist. Problematisch
wären nur all die hübschen Ladys, die ich seit der Scheidung gevögelt habe.«
    »Du
Schmutzfink«, zischte Ma. »Ich bin nicht so ein Klugschwätzer wie du, ich kenn
mich da nicht so aus, aber eins weiß ich: Father Vincent würde nicht zulassen,
dass du zur Kommunion gehst. In der Kirche, in der du getauft worden bist.« Sie
zeigte mit einem triumphierenden Finger auf mich. Offenbar zählte das als Sieg.
    Ich

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