French, Tana
Lachen; er hatte ein
wunderbares Lachen.«
Wir
blickten beide unwillkürlich durch die Küchentür Richtung Schlafzimmer. Ma
sagte, und man konnte noch immer hören, dass der Name ihr mal wie köstliches
Sahneeis auf der Zunge zergangen war: »Jimmy Mackey hätte jedes Mädchen haben
können.«
Ich
lächelte sie schwach an. »Und er hat sich nicht gleich in dich verknallt?«
»Ich war
doch noch ein Kind. Er war fünfzehn, als er anfing, Tessie O'Byrne
hinterherzurennen, und ich war nicht so wie die jungen Dinger heutzutage, die
schon mit zwölf aussehen wie zwanzig; ich hatte noch keine Figur, kein
Make-up, ich hatte keine Ahnung ... Ich hab immer versucht, ihn mit Blicken auf
mich aufmerksam zu machen, wenn ich ihn morgens auf dem Weg zur Arbeit gesehen
hab, aber er hat gar nicht reagiert. Er war verrückt nach Tessie. Und sie
mochte ihn am liebsten von allen.«
Ich hörte
das alles zum ersten Mal, und ich wäre jede Wette eingegangen, dass Jackie
genauso ahnungslos war, denn sonst hätte sie es mir erzählt. Ma ist nicht der
Typ für gefühlvolle Geständnisse; hätte ich sie eine Woche früher oder später
nach dieser Geschichte gefragt, ich hätte kein Wort von ihr erfahren. Durch
Kevins Tod war sie gebrochen und vorübergehend schutzlos. Aber einem
geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. »Und warum haben sie sich
getrennt?«, fragte ich.
Mas Mund
wurde spitz. »Wenn du mir beim Silberputzen helfen willst, dann auch richtig.
Geh in die Ritzen. Hat keinen Zweck, wenn ich hinterher doch alles noch mal
machen muss.«
Ich sagte:
»'tschuldigung«, und legte größeren Eifer an den Tag. Nach einem Moment sagte
sie: »Ich behaupte nicht, dass dein Dad ein Heiliger war. Tessie O'Byrne hatte
keinen Funken Schamgefühl im Leib, aber dein Dad hat sich auf sie eingelassen.«
Ich
wartete, polierte emsig vor mich hin. Ma hielt mein Handgelenk fest und zog es
zu ihr rüber, um den Rahmen zu inspizieren. Dann nickte sie knapp und ließ
wieder los. »Schon besser. Damals war vieles anders. Wir hatten noch Anstand
und Sitte. Wir haben nicht so rumgemacht wie die im Fernsehen.«
Ich fragte
nach: »Aber Dad hat mit Tessie O'Byrne rumgemacht wie die im Fernsehen?«
Prompt
handelte ich mir einen Schlag auf den Arm ein. »Nein! Hörst du mir nun zu oder
nicht? Die beiden waren schon vorher ziemlich wild gewesen. Und sie haben sich
gegenseitig noch wilder gemacht. Einmal, im Sommer, hat dein Dad sich ein Auto
von einem Freund geborgt und ist an einem Sonntagnachmittag mit Tessie runter
nach Powerscourt gefahren, um sich den Wasserfall anzusehen. Aber auf dem
Rückweg sind sie mit dem Auto liegengeblieben.«
Oder aber
das war Dads Version gewesen. Ma sah mich vielsagend an. »Und?«, fragte ich.
»Und sie
sind dageblieben! Über Nacht! Damals gab's noch keine Handys. Sie konnten keine
Werkstatt anrufen oder auch nur Bescheid geben, was los war. Sie wollten zu Fuß
weiter, aber sie waren auf einer Landstraße irgendwo in Wicklow, und es wurde
schon dunkel. Sie haben im Wagen übernachtet, und am nächsten Morgen hat ein
Farmer, der vorbeikam, ihnen Starthilfe gegeben. Bis sie endlich nach Hause
kamen, dachten alle schon, sie wären durchgebrannt.«
Sie drehte
das Silberdingsbums im Licht, um zu überprüfen, ob der Glanz makellos war, und
um die Pause in die Länge zu ziehen - Ma hatte schon immer Sinn für dramatische
Wirkung. »Tja. Dein Dad hat mir immer erzählt, er hätte vorne geschlafen und
Tessie auf der Rückbank. Was weiß ich. Jedenfalls, die ganze Straße hat was
anderes gedacht.«
Ich sagte:
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Damals
blieben Mädchen nicht über Nacht mit irgendwelchen Jungs weg. So was machten
nur Schlampen. Ich kannte kein Mädchen, das vor der Ehe du weißt schon was
gemacht hat.«
»Ich hätte
gedacht, die beiden hätten danach heiraten müssen. Um ihren Ruf zu retten.«
Mas
Gesicht wurde verschlossen. Sie sagte mit einem Schnauben in der Stimme: »Dein
Dad hätte das bestimmt gemacht, der war verrückt nach ihr, der verdammte
Idiot. Aber er war den O'Byrnes nicht gut genug - die haben sich schon immer
was eingebildet. Tessies Dad und ihre Onkel haben ihn windelweich geprügelt.
Ich hab ihn am nächsten Tag gesehen, hab ihn kaum wiedererkannt. Sie haben ihm
gesagt, er soll sich bloß von ihr fernhalten. Er hätte schon genug Schaden
angerichtet.«
Ich sagte:
»Und er hat sich dran gehalten.« Das gefiel mir, sehr. Es war beruhigend. Matt
Daly und seine Freunde hätten mich halbtot
Weitere Kostenlose Bücher