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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Das weißt du.«
    Ehe ich
mich bremsen konnte, sagte ich: »Ich bin doch nicht Dad.«
    »Um Gottes
willen, nein. Nein, Francis. Du weißt, dass ich das so nicht gemeint hab.«
    »Das will
ich dir auch geraten haben. Fang bloß nicht so an, Jackie.«
    »Tu ich ja
gar nicht. Ich hab bloß ... ich hatte nicht den Mut, es dir zu sagen. Und das
ist meine Schuld, nicht deine. Es tut mir leid. Ehrlich, ehrlich leid.«
    Über uns
wurde ein Fenster aufgerissen, und Mas Kopf kam herausgeschossen. »Jacinta
Mackey! Willst du weiter da draußen sitzen bleiben wie die Königin von Saba und
schön abwarten, bis ich und deine Schwester dir das Abendessen auf einem
goldenen Teller servieren?«
    Ich rief
nach oben: »Das ist meine Schuld, Ma. Ich hab sie überredet, auf ein
Schwätzchen mit rauszukommen. Wir machen hinterher den Abwasch, ja?«
    »Hmf.
Kreuzt hier wieder auf und kommandiert alle rum, als wäre er der Herr im Haus,
und tut dabei so, als könnte er kein Wässerchen trüben, mit seiner
Silberputzerei und Spülerei.« Aber sie wollte sich nicht zu sehr mit mir
anlegen, damit ich mir nicht einfach Holly schnappte und ging. Sie zog den Kopf
wieder rein, obwohl ich sie noch weiter schimpfen hören konnte, bis das Fenster
zuknallte.
    Faithful
Place fing an, die abendlichen Lichter einzuschalten. Wir waren nicht die
Einzigen, die sich mit Elan auf die Weihnachtsdeko gestürzt hatten; bei den
Hearnes sah es aus, als hätte jemand den gesamten Inhalt der Werkstatt vom Weihnachtsmann
in eine Panzerfaust gestopft und sie damit unter Beschuss genommen, Lametta und
Rentiere und blinkende Lichterketten an den Decken, irre Elfen und süßliche
Engel auf jeden Quadratzentimeter Wand geklatscht, »MERRY XMAS« in
Sprühschneeschrift am Fenster. Selbst die Yuppies hatten einen geschmackvoll
stilisierten Baum in hellem Holz aufgestellt, samt drei schwedisch aussehenden
Ornamenten.
    Ich
stellte mir vor, jeden Sonntagabend an diesen Fleck zurückzukehren und zu
beobachten, wie die Straße ihre immer wiederkehrenden jahreszeitlichen Rituale
absolvierte. Frühjahr, und die Erstkommunionkinder rannten von Haus zu Haus,
präsentierten ihre Festtagskleidung und verglichen die Beute; Sommerwind,
klingelnde Eiswagen, und die Mädchen ließen ihre Dekolletes an die frische
Luft; nächstes Jahr um dieselbe Zeit der bewundernde Blick auf das neue Rentier
der Hearnes, genau wie im Jahr darauf. Der Gedanke stieg mir ein wenig zu Kopf,
als wäre ich angetrunken oder spürte eine schwere Grippe im Anzug. Vermutlich
würde Ma jede Woche irgendwas Neues finden, worüber sie sich aufregen konnte.
    »Francis«,
sagte Jackie zögerlich. »Ist zwischen uns alles in Ordnung?«
    Ich hatte
eine Tirade erster Güte in petto gehabt, doch der Gedanke, wieder
hierherzugehören, hatte mir allen Schwung genommen. Zuerst Olivia und jetzt
das: Auf meine alten Tage wurde ich weich. »Ja«, sagte ich. »Alles in Ordnung.
Aber wenn du mal Kinder hast, kaufe ich jedem davon ein Schlagzeug und einen
Bernhardinerwelpen.«
    Jackie
warf mir einen argwöhnischen Blick zu - sie hatte nicht damit gerechnet, so
leicht davonzukommen -, aber sie beschloss, einem geschenkten Gaul nicht ins
Maul zu schauen. »Meinetwegen. Aber wenn ich sie dann aus dem Haus schmeiße,
gebe ich ihnen deine Adresse.«
    Hinter uns
ging die Haustür auf: Shay und Carmel. Ich hatte innerlich mit mir selbst
gewettet, wie lange Shay es wohl ertragen könnte, ohne Unterhaltung
auszukommen, ganz zu schweigen vom Nikotin. »Worüber redet ihr?«, fragte er und
ließ sich auf seinen Platz auf der obersten Stufe sinken. Jackie sagte:
»Holly.«
    Ich sagte:
»Ich hab Jackie die Leviten gelesen, weil sie sie hergebracht hat, ohne mir was
davon zu sagen.«
    Carmel
plumpste auf die Stufe über meiner. »Uff! Mannomann, die werden immer härter.
Wenn ich nicht so gut gepolstert wäre, hätte ich mir glatt weh getan ... Aber
Francis, schimpf doch nicht mit Jackie. Sie wollte Holly bloß einmal
herbringen, nur damit wir sie kennenlernen, aber wir waren alle so vernarrt in
sie, dass wir Jackie überredet haben, sie öfter mitzubringen. Das Kind ist so
ein süßer Fratz, wirklich. Du solltest vor Stolz platzen.«
    Ich lehnte
den Rücken gegen das Geländer, so dass ich alle anderen im Auge hatte, und
streckte die Beine auf der Stufe aus. »Tu ich auch.«
    Shay
tastete nach seinen Zigaretten und sagte: »Und nicht mal unsere Gesellschaft
hat sie in eine Bestie verwandelt. Wahnsinn, nicht?«
    Ich sagte
zuckersüß: »Das

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