Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
Vom Netzwerk:
andere
noch weit verheerender gewesen war als für sie.
    Ich sagte:
»Also hast du beschlossen, Rosie unter Druck zu setzen, damit sie mich
abserviert.«
    »Nicht
unter Druck setzen. Ihr sagen, sie soll die Finger von dir lassen. Das ja. Das
war mein gutes Recht.«
    »Anstatt
mit mir zu reden. Welcher Mann versucht denn, seine Probleme zu lösen, indem er
ein Mädchen einschüchtert?«
    Shay
schüttelte den Kopf. »Ich hätte dich mir vorgeknöpft, wenn ich gedacht hätte,
dass es was nützen würde. Denkst du denn, es hat mir Spaß gemacht,
mit irgendeiner Tusse über unsere Familienangelegenheiten zu quatschen, bloß
weil sie dich an den Eiern hatte? Aber ich kannte dich. Von alleine wärst du
nie auf den Trichter gekommen, nach London zu gehen. Du warst doch noch ein
Kind, ein großes, dummes Kind; für so eine große Sache hattest du weder den Grips
noch den Mut. Ich wusste, London musste Rosies Idee gewesen sein. Ich wusste,
ich hätte dich anflehen können zu bleiben, bis ich schwarz werde, und du wärst
ihr trotzdem überallhin gefolgt. Und ich wusste, ohne sie kämst du niemals
weiter als bis zur Grafton Street. Deshalb wollte ich sie abpassen.«
    »Und das
hast du ja dann auch getan.«
    »War nicht
schwer. Ich wusste, in welcher Nacht ihr los wolltet, und ich wusste, dass sie
vorher in Nummer sechzehn musste. Ich bin wach geblieben, hab beobachtet, wie
du verschwunden bist, und bin dann hinten raus und über die Mauern.«
    Er zog an
seiner Zigarette. Durch die Rauchschwaden hindurch waren seine Augen schmal
und wach, voller Erinnerungen. »Ich hätte vielleicht Angst gekriegt, dass ich
sie verpasst hatte, aber vom oberen Fenster aus konnte ich dich sehen. Wie du
da unter der Straßenlampe standest, mit Rucksack und allem, du kleiner
Ausreißer. Niedlich.«
    Irgendwo
in den hinteren Regionen meines Kopfes wurde der Drang, ihm die Zähne
einzuschlagen, wieder stärker. Jene Nacht war unsere gewesen, meine und Rosies:
unsere geheime schimmernde Seifenblase, die wir gemeinsam in monatelanger
Arbeit erschaffen hatten, um in ihr davonzusegeln. Shay hatte mit seinen
dreckigen Fingern jeden Zentimeter davon beschmiert. Ich fühlte mich, als
hätte er Rosie und mich beim Küssen beobachtet.
    Er sagte:
»Sie kam auf demselben Weg rein, den ich genommen hatte, durch die Gärten. Ich
hab mich in einer Ecke versteckt und bin ihr in das obere Zimmer gefolgt. Ich
dachte, ich jag ihr einen ordentlichen Schrecken ein, aber sie hat kaum mit der
Wimper gezuckt. Sie hatte jedenfalls Mumm, das muss man ihr lassen.«
    Ich sagte:
»Ja. Den hatte sie.«
    »Ich hab
sie nicht bedroht. Ich hab ihr bloß alles erklärt. Dass du eine Verpflichtung
deiner Familie gegenüber hättest, ob dir das nun passen würde oder nicht. Dass
ihr in zwei Jahren, wenn Kevin alt genug wäre, Gott weiß wohin gehen könntet,
London, Australien, das wäre mir scheißegal. Aber dass du bis dahin hierbleiben
müsstest. Geh nach Hause, hab ich gesagt. Wenn du dir nicht vorstellen kannst,
noch ein paar Jährchen zu warten, such dir einen anderen; wenn du nach England
willst, bitte sehr. Aber lass die Finger von unserem Francis.«
    Ich sagte:
»Wie ich Rosie kenne, war sie bestimmt nicht begeistert davon, dass du sie
rumkommandieren wolltest.«
    Shay
lachte, ein bitteres kurzes Schnauben, und drückte seine Zigarette aus. »Was du
nicht sagst. Frauen mit großer Klappe machen dich an, was? Zuerst hat sie mich
ausgelacht, hat gesagt, ich soll lieber selbst nach Hause gehen und zusehen,
dass ich meinen Schönheitsschlaf kriege, sonst würde ich den Ladys nicht mehr
gefallen. Aber als sie gemerkt hat, dass es mir ernst war, ist sie ausgerastet.
Sie ist nicht laut geworden, Gott sei Dank, aber sie hat ganz schön rumgetobt.«
    Sie war
wohl auch deshalb nicht laut geworden, weil sie wusste, dass ich bloß ein paar
Meter weit weg war, auf der anderen Seite der Mauer, wartend, lauschend. Wenn
sie nach mir geschrien hätte, wäre ich bestimmt rechtzeitig bei ihr gewesen.
Aber Rosie: Um Hilfe zu rufen wäre ihr nie eingefallen. Sie hatte sich durchaus
zugetraut, mit diesem Wichser allein fertigzuwerden.
    »Ich seh
sie noch immer da stehen und rumzetern: Kümmer dich um deinen eigenen Kram und
geh mir nicht auf den Geist, nicht unser Problem, wenn du dein Leben nicht auf
die Reihe kriegst, dein Bruder ist zehnmal mehr wert als du, du dämlicher
Vollidiot, blablabla ... Ich hab dir einen Gefallen getan, dass ich dir das für
den Rest deines Lebens erspart habe.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher